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Freibad Ohne Schwimmmeister keine Badefreude

Seit 18 Jahren ist Stefan Grahn Schwimmmeister in Wolmirstedt. Zum Tag des Schwimmmeisters erzählt er, was ihn am Beruf so fesselt.

Von Lan Dinh 22.05.2019, 01:01

Wolmirstedt l Das plätschernde Wasser begleitet sie den ganzen Sommer lang, der Chlorgeruch geht selbst im Winter nicht aus der Nase: Schwimmmeister sind sie heimlichen Helden des Sommers. Am Tag des Schwimmmeisters sprechen die beiden Wolmirstedter Wasserretter über die Liebe zu ihrem Beruf.

Die Leidenschaft fürs Wasser hat Stefan Grahn schon früh entdeckt. Seit 1986 ist der gebürtige Haldensleber schon geprüfter Meister für Bäderanlagen. Durch Zufall ist er auf diesen Beruf gestoßen, den er nun mit Leidenschaft ausübt. Bevor er sich in Wolmirstedt niederließ, hatte er bereits andere Bäder in Magdeburg und Haldensleben kennengelernt.

Inzwischen leitet er schon viele Jahre gemeinsam mit seinem Kollegen und Rettungsschwimmer Andreas Harwig den Betrieb des Freibades in Wolmirstedt. Die Aufgaben sind vielfältig. „Von Hausmeistertätigkeiten bis zum Verarzten ist alles dabei“, erklärt der Schwimmmeister. Außerdem müsse er sich mit der Mess- und Regeltechnik im Schwimmbad auskennen, mit Pumpen, Rohren sowie den Hygiene- und Technikvorschriften. „Ich mag den Job, vor allem, weil ich mit Menschen zu tun habe und an der frischen Luft bin. Außerdem genieße ich es, mein eigener Chef zu sein.“

Unglaubliche Dinge haben die beiden schon mit den Gästen erlebt. So erzählt Rettungsschwimmer Andreas Harwig: „Ich musste einmal einen anderen Schwimmmeister retten. Damit konnte keiner rechnen. Während er einem Kind das Schwimmen beibrachte, hatte er einen Herzinfarkt. Glücklicherweise konnte ich ihn aus dem Wasser ziehen und retten.“

In all den Jahren gingen Zwischenfälle glimpflich aus, es blieb bei Schürfwunden und Pflastern. „Darauf sind wir mächtig stolz“, meint Stefan Grahn. Außerdem erinnert er sich an viele Momente, die ihn noch heute zum Schmunzeln bringen: „Einmal sollten einige Jungs vom Beckenrand springen. Die Älteren weinten und trauten sich nicht. Doch ein Vierjähriger war mutig und schwamm einfach mit seinem Brett, obwohl er am ganzen Körper mächtig zitterte. Das sah herrlich aus.“ Ein anderes Mal suchte ein Rentner im Wasser sein Gebiss. Eine ältere Dame wiederum versuchte immer wieder, den Schwimmmeister ins Wasser zu schupsen – und fiel selbst hinein.

Zu den absoluten Höhepunkten zählt für die Beiden das jährliche Sommerfest, was immer unter einem bestimmten Motto läuft. So ging es mal um Wikinger, dann um Indianer oder Piraten. „Wir versuchen, uns immer etwas Neues und Ausgefallenes für die Wettkämpfe zu überlegen. Hauptsache etwas mit Wasser. Von Stand-Up-Paddeln über Kanufahren ist alles mit dabei.“ Welches Motto die Besucher in diesem Jahr erwartet, wollen die Beiden noch nicht verraten.

Über mangelnde Besucherzahlen können sich die Freibad-Betreuer nicht beklagen. Der „Supersommer“ 2018 bescherte dem Schwimmbad über Monate hinweg einen Besucherrekord. Doppelt so viele Besucher planschten im Freibad im Vergleich zu 2017.

Gerade der vergangene Sommer zeigt, wie viele Menschen auch von außerhalb das Bad nutzen. „Wir haben viele Besucher aus Magdeburg“, hat Schwimmmeister Stefan Grahn beobachtet. Die Bäder dort schienen oft überlaufen zu sein. Zudem litten Barleber und Neustädter See unter der Blaualgenplage. Sogar Besucher aus dem Ausland wie Norwegen und Holland machten einen Zwischenstopp im Schwimmbad. Angesichts der Tatsache, dass immer mehr Freibäder schließen, sind sie zufrieden mit ihrer aktuellen Situation: „Wir sind der Stadt dankbar, dass sie sich so für das Freibad einsetzt,“ sagen die Beiden.

Seit vergangenen Sonnabend ist es nun wieder soweit. Das Freibad ist in die neue Saison gestartet, leider nicht so gut wie erwartet: „Es lief eher zäh, nur sechs Leute waren da“, erzählt Grahn. Schuld daran war das windige und kühle Wetter, was mit 21 Grad nicht unbedingt zum Baden einlud.

Das Klischee vom Bademeister, der sich stundenlang lässig auf dem Liegestuhl sonnt, stimmt so nicht. Die beiden Freibad-Betreuer beginnen schon früh um 7 Uhr mit Routineaufgaben, sammeln den Müll auf. „Es ist zwar nicht viel, aber die kleinen Sachen müssen auch weg“, weiß Andreas Harwig.

Danach kümmern sie sich um die Filterspülung und machen das Becken sauber. Mit einem großen Staubsauger werden die Becken gereinigt, die Fußbecken sauber gemacht und mit Wasser befüllt. Dann erst geht der Badebetrieb los. Bei nicht so warmem Wetter, widmen sich Grahn und Harwig Malerarbeiten, pflegen den Garten und kümmern sich um Reparaturen.

Um 10 Uhr öffnet sich die Schwimmbadtür, dann strömen die ersten Gäste ein. Die Schwimmbad-Betreuer müssen aufmerksam bleiben und die Schwimmbecken und die Badegäste beobachten. Nachdem der letzte Gast abends gegangen ist, schauen sie nochmal durchs Becken, bevor sie nach zwölf Stunden Arbeit in den Feierabend gehen. Die beiden verstehen sich fast blind, haben sich über die Jahre eingespielt.

Urlaub gibt es für sie im Sommer nicht, das Schwimmbad steht an erster Stelle. Im Winter haben sie dann ein wenig Auszeit, dann steht ihre Urlaubszeit an. Und wenn der verbraucht ist, arbeiten sie als Angestellte der Stadt Wolmirstedt in den Sporthallen.

Auch dieses Jahr steht einiges auf dem Programm des Freibades. So soll es wieder Schwimmkurse für Kinder geben. Diese sollen im Juni wieder täglich stattfinden, was jedoch auch vom Wetter abhinge. „Viele der Kinder, die herkommen, haben schon bei uns schwimmen gelernt. Man kennt sich und versteht sich“, sagt Andreas Harwig. Kleine und große Wasserratten können sich auch in diesem Jahr wieder auf das Duo im Schwimmbad verlassen – immer bestens gelaunt werden sie die Helden des Schwimmbads sein.