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Futterstellen Sorge um Katzenwaisen steigt

Damit wilde Katzen nicht überhand nehmen, werden in Wolmirstedt Katzenfutterstellen eingerichtet. Doch was passiert, wenn die verwaisen?

Von Gudrun Billowie 05.06.2020, 01:01

Wolmirstedt l Leer wirkt die Wiese hinterm Zehngeschosser Julius-Bremer-Straße 4 und 5 - bis auf die Katzen, die sich in der Sonne räkeln, genüsslich das Fell putzen oder zum Futter- und Wassernapf spazieren. Zehn Tiere bedienen sich tagtäglich aus den Plastikschalen. Dieser Katzentreff ist eine offizielle Katzenfutterstelle.

Betreut wurde sie von Bianca Nielebock, einer Bewohnerin des Zehngeschossers. Das Katzenfutter hat sie selbst bezahlt, die Tiere an jedem Tag des Jahres gut versorgt, mindestens fünf Jahre lang. Doch nun ist die Katzenbetreuerin verstorben. Plötzlich und unerwartet. Was passiert jetzt mit den Katzen?

„Zunächst kümmern wir uns.“ Marlies und Otfried Müller sowie die anderen Vorstandsmitglieder des Wolmirstedter Tierschutzvereins füttern nun die Tiere. „Auf die Dauer können wir das nicht stemmen“, sagt Tierheimleiter Otfried Müller. Deshalb sucht er nach Alternativen. „Es wäre schön, wenn jemand die Tiere füttert und auch auf deren Gesundheit achtet, bis wir wissen, wo die Katzen künftig leben können.“ Optimal wären Katzenliebhaber, die in der Nähe wohnen, denn der Aufwand ist nicht zu unterschätzen. „Die Tiere sind gewohnt, dass sie jeden Tag gefüttert werden, sie möchten auch Ostern und Weihnachten nicht darauf verzichten.“ In diesem speziellen Fall würde der Tierschutzverein sogar die Futterkosten übernehmen.

Otfried Müller weiß, dass es nicht gerecht ist, wenn der Tierschutzverein das Futter für die Katzen am Zehngeschosser demnächst finanziert. Denn so wie einst Bianca Nielebock kaufen auch die Betreuer der anderen Futterstellen die Katzennahrung selbst. Der Tierheimleiter steht trotzdem dazu. „In dieser akuten Situation sehen wir keine andere Möglichkeit.“ Doch warum gibt es solche Futterstellen überhaupt?

So paradox das klingt, aber sie ermöglichen es, den Katzenbestand im Zaum zu halten. Die Katzen können eingefangen und kastriert werden. Damit soll die Population eingedämmt und vermieden werden, dass weitere Jungtiere in den Tierheimen landen oder sich auf der Straße allein durchschlagen müssen. Die offiziellen Futterstellen werden vom Tierschutzverein und Ordnungsamt genehmigt und auch kontrolliert.

Finanzielle Unterstützung gab es vom Ministerium für Umwelt, Landwirtschaft und Energie. Das „Kastrationsprogramm“ währte vier Jahre lang und endete 2019. In dieser Zeit wurden in Wolmirstedt, Barleben und Niederndodeleben 135 Katzen kastriert, beziehungsweise sterilisiert. Jungtiere, die bereits geboren waren, wurden in menschliche Obhut vermittelt.

Ist Katzen füttern immer gut und richtig? Nicht generell. „Wir wissen, dass Katzen in Gartenanlagen gefüttert werden“, sagt Otfried Müller, „doch meist nur im Sommer.“ Das ist den Katzen gegenüber nicht fair und auch nicht erlaubt. Wer Katzen füttert, ist verantwortlich, gilt - grob gesagt - als Eigentümer und ist immer in der Pflicht, auch, wenn die Gartensaison beendet ist. Otfried Müller hofft, dass die Gartenvorstände darauf hinweisen.

Die Katzen hinterm Zehngeschosser sollen weiterhin betreut werden, unter der Obhut des Tierschutzvereins, im Sinne von Bianca Nielebock. Sie sind gesund, kastriert, bis auf einen Kater. Der ist bisher immer entwischt.

Wer für die verwaisten Katzen sorgen möchte, kann sich an das Tierheim unter 039201/223 14 wenden.