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Schlosskapelle Gefahr im Verzug: Risse in der Wolmirstedter Schlosskapelle

Die Schlosskapelle dient als Außenstelle des Standesamtes, doch nun wurden Risse festgestellt. Nun ist unklar, wie die Zukunft der altehrwürdigen Gemäuer aussieht.

Von Gudrun Billowie 03.07.2021, 14:50
Museumsmitarbeiter Jörg Bonewitz zeigt, an welcher Stelle sich der Riss außen zeigt.
Museumsmitarbeiter Jörg Bonewitz zeigt, an welcher Stelle sich der Riss außen zeigt. Foto: Gudrun Billowie
Die Schlosskapelle iist ein prägendes Element  der Wolmirstedter Schlossdomäne. Kürzlich wurde der gemauerte Feldsteinrundbogen repariert. Bürger hatten Steine herausgepolkt.
Die Schlosskapelle iist ein prägendes Element der Wolmirstedter Schlossdomäne. Kürzlich wurde der gemauerte Feldsteinrundbogen repariert. Bürger hatten Steine herausgepolkt.
Fotos: Gudrun Billowie

Wolmirstedt - Die Wolmirstedter Schlosskapelle droht einzustürzen, sie darf auf unbestimmte Zeit nicht mehr betreten werden. Ein Teil der Kapelle ist im Inneren komplett abgesperrt. Das bedeutet, bis auf Weiteres wird es dort keine Hochzeiten mehr geben. Die Standesbeamtin hat sich mit den Brautpaaren bereits in Verbindung gesetzt, um einen anderen Ort zu finden.

Betroffen ist der Pfeiler im südöstlichen Bereich. Er ist abgeknickt, hat keinen stabilen Verbund zum Mauerwerk. Auch von außen ist der Riss sichtbar, zieht sich kurz hinterm Torbogen senkrecht direkt neben dem Schmuckelement herunter (Siehe kleines Foto). Es scheint, als würde sich die Giebelwand nach außen neigen. Noch weiß niemand genau, welche Folgen sich daraus ergeben. Neu ist der Schaden jedenfalls nicht, der Riss wurde bereits vor einiger Zeit verschmiert.

Niemand weiß, welche Folgen der Riss hat

Entdeckt wurde der Schaden von Fachleuten bei regulären Sanierungsarbeiten. Auch der Standesbeamtin war eine Veränderung im südöstlichen Mauerwerk, rechts neben der Eingangstür, aufgefallen. Nun muss zuallererst ein Sicherheitskonzept erstellt werden. Niemand weiß, ob und wann sich aus diesem Riss Folgen ergeben, zunächst wird sogar damit gerechnet, dass Teile des Gebäudes einstürzen können. „Wir müssen jedes Risiko vermeiden“, sagt Rathaus-Bauamtsleiterin Sabine Bednorz, „es darf niemand in Gefahr gebracht werden.“ Wie akut die Gefahr tatsächlich ist, werden Gutachter ermitteln.

In der Schlosskapelle zeigen sich viele weitere Risse und Schäden, dem uralten Gemäuer auf dem Burgberg der Schlossdomäne ist anzusehen, wie der Zahn der Zeit daran nagt. „Doch nicht alle Risse sind statisch von Bedeutung“, beruhigt Sabine Bednorz, „manchmal sind die Setzungen abgeschlossen.“

Wenn klar ist, welche Auswirkungen der Riss am Pfeiler hat, starten Bestrebungen für die Sanierungsarbeiten. Ein Sanierungskonzept wird eng mit der Denkmalpflege abgestimmt. Im Rathaus rechnet niemand mit einer schnellen Lösung. Schließlich muss auch über Geld geredet werden.

Die Schlosskapelle prägt das Bild der Schlossdomäne und dient in den Sommermonaten als Veranstaltungsort. Vor allem für Hochzeiten wird sie gern gebucht, ist neben dem Trauzimmer im Rathaus und dem Trauzimmer des Bürgerhauses ein außerordentlich beliebter Ort für standesamtliche Eheschließungen. In den nächsten Wochen wollte in der Schlosskapelle 18 Paare den Bund fürs Leben schließen. Vielen gefällt die spartanische Umgebung, die Wirkung der imposanten Mauern und des Lichts. Doch nun werden dort vorerst keine Ringe mehr getauscht.

Beinahe hätte die Kapelle eine Heizung bekommen

Im Winter steht die Schlosskapelle weitestgehend leer. Deshalb gab es 2018 Bestrebungen, eine Heizung einzubauen. Mittel aus dem europäischen Leader-Programm sollten dabei unterstützen. Insgesamt waren 212 000 Euro veranschlagt, die Stadt hätte lediglich gut 22 000 Euro beisteuern müssen. Die Chancen für eine Bewilligung standen gut, das Projekt stand in der Prioritätenliste sehr weit oben. Doch im Stadtrat und in der Bevölkerung hatte es Zweifel gegeben, ob eine Heizung notwendig ist, solange es in der Schlosskapelle keine Toilette gibt. Der Ein- oder Anbau eines stillen Örtchens hatte mehr Zuspruch bekommen. Dafür standen jedoch keine Fördermittel zur Verfügung.

Bisher müssen Besucher entweder die Toiletten im Bürgerhaus oder im Museum nutzen. Das ist unter anderem für Frauen, die zur Hochzeit mit Absatzschuhen kommen, kein leichter Gang über das Kopfsteinpflaster. Deshalb hätten sich viele eine Toilette in oder an der Schlosskapelle gewünscht. Letztlich war unter anderem aufgrund des fehlenden Rückhalts aus dem Stadtrat aus dem Heizungsprojekt nichts geworden. Stattdessen sollte erst einmal ein Gesamtkonzept für die Schlossdomäne entwickelt werden. Über so ein Gesamtkonzept ist jedoch nichts bekannt geworden.

Keine Hochzeiten , Konzerte, Führungen möglich

Stattdessen tragen die Museumsmitarbeiter die Geschichte der Schlosskapelle weiter. Während abendlicher Führungen berichtet vor allem Museumsmitarbeiter und Stadtführer Jörg Bonewitz vom vergangenen Leben in den Gemäuern und drumherum. Nun gilt. Bis der Schaden behoben ist, wird er die Kapelle nur von außen zeigen können.

Im vergangenen Sommer stand die Kapelle noch einmal im Mittelpunkt des Interesses. Am Giebel wurde eine Bronzeplatte angebracht, die an die Geschichte des falschen Waldemars erinnert. Der hatte sich 1348 in Wolmirstedt als Markgraf Waldemar von Brandenburg ausgegeben, wurde anhand eines Siegelrings identifiziert. Pikant dabei: Jener Markgraf galt da bereits seit 30 Jahren als tot. Zwei Jahre später flog der Schwindel auf, der Pilger mit dem Siegelring hatte nichts mit dem Markgrafen Waldemar gemein.

Heinz Masphuhl, Initiator der Bronzeplatte, hätte angesichts der überlieferten Geschichte gern eine Art Waldemar-Festspiele ins Leben gerufen. Doch die Corona-Lage ließ so etwas bisher nicht zu. Und selbst, wenn sich die Corona-Lage weiterhin entspannt und Waldemar-Festspiele möglich werden: Die Schlosskapelle steht als Austragungsort vorerst nicht zur Verfügung, sie ist nicht mehr sicher.