Amtszeit läuft aus, der Nachfolger wird aus der Mitte des Ortschaftsrates bestimmt Gisela Gerling-Köhler ab Juni ohne Amt
Im Mai wird Gisela Gerling-Köhler ihr Amt als Ortsbürgermeisterin von Glindenberg abgeben. Nicht freiwillig. Das Ausscheiden ist eher ein "Opfer" an die Gemeindegebietsreform. "
Glindenberg l Als Glindenberg noch eine eigenständige Gemeinde war, wurde die Bürgermeisterin direkt von den Bürgern gewählt. Gisela Gerling-Köhler wurde jeweils 1998 und 2005 das Vertrauen ausgesprochen. Doch nun, nach 14 Jahren, ist Schluss. Sieben Jahre nach der letzten Wahl läuft die Amtszeit aus. Endgültig.
Am 1. Juli 2009 wurde Glindenberg von Wolmirstedt eingemeindet und verlor damit seine Selbstständigkeit. Der Gemeinderat wurde zum Ortschaftsrat und die Bürgermeisterin wurde zur Ortsbürgermeisterin. Ortsbürgermeister werden nicht direkt von den Bürgern gewählt, sondern aus der Mitte des Ortschaftsrates. Dem gehört Gisela Gerling-Köhler nicht an, kann also nicht einmal für das Amt des Ortbürgermeisters kandidieren. Als im Jahre 2009 der neue Ortschaftsrat gewählt wurde, durfte sie unabhängig davon im Rahmen einer Übergangsregelung auch nach der Gemeindegebietsreform Ortsbürgermeisterin bleiben. Bis zum Ende der regulären Amtszeit. Die endet nun am 17. Juni.
Auch wenn das so nicht geplant war, die drei letzten Tage als Ortsbürgermeisterin werden wohl sicher die schönsten werden. Denn genau an diesen drei Tagen feiert Glindenberg seine 800-Jahr-Feier. Ein furioser Abgang, von dem sie erst gestern erfuhr. Bis dahin war Gisela Gerling-Köhler davon ausgegangen, dass ihre Amtszeit Anfang Mai endet, sieben Jahre nach ihrer Wahl am 8. Mai 2005. Aber eine Nachfrage im Hauptamt ergab, die Amtszeit endet erst sieben Jahre nach der offiziellen Amtseinführung, also am 17. Juni. Die Nachricht, doch noch als Ortsbürgermeisterin mitfeiern zu können, quittierte sie mit überschäumender Freude. "Ich bin so ein Typ, der alles mütterlich behütet und liebt".
Die Noch-Ortsbürgermeisterin lässt sich vom baldigen Aus nicht die Laune verderben. "So ein erzwungenes Ende ist ja auch ein befriedetes Ende." Auf die vergangenen 14 Jahre blickt sie gern zurück. "Wenn man das Zeitfenster betrachtet, in dem wir agieren konnten, haben wir es gut gemacht. Wir haben den gesamten Straßenbau geschafft, bis auf die Wolmirstedter Straße." Die Straßen innerorts wurden mit Dorferneuerungsmitteln saniert, "aber die Kofinanzierung musste aus der Gemeinde kommen. Wir haben gut gewirtschaftet."
Im Zuge der Straßensanierung setzte die Ortsbürgermeisterin ein Farbkonzept durch. "Nie wieder grau im öffentlichen Raum", ist ihre Parole. Also wurden die Gehwege sandfarben. "Wenn schon Beton, dann farbiger Beton", ist ihr Credo.
Zehn Jahre lang war sie außerdem Vorsitzende der Sozialen Bürgerinitiative Glindenbergs, der nicht nur für Hort und Kita im Ort, sondern auch in Wolmirstedt, Zielitz und Farsleben zuständig ist. In ihre Amtszeit fiel das Hochwasser 2002. "Es waren ereignisreiche Tage und es war sehr bewegend zu erleben, wie Menschen reagieren, wenn sie Angst um ihr Hab und Gut haben und auch, wie souverän und konstruktiv viele handeln." Auch der schreckliche Feuerwehrunfall 2006, bei dem vier Kameraden starben, hat sich fest in ihr Gedächtnis gebrannt.
Vor allem hat sich in der Ortschaft viel Schönes entwickelt. Erntedank- und Adventsfest gehören fest zum Jahresprogramm des Ortes. Dennoch sind noch nicht alle Blütenträume gereift. "Wenn ich könnte, würde ich von der Wolmirstedter bis zur Elbtraße eine Allee aus Eichen und Linden zaubern. Das wäre bestimmt eine tolle Sichtachse", schwärmt sie. Die Glindenberger Bürger sind offenbar weniger begeistert. "Viele sehen nur das Laub, das im Herbst herabfällt", bedauert Gerling-Köhler. Und noch etwas bereitet ihr Kopfweh. "Seit der Eingemeindung 2009 wurde nicht mehr investiert. Aber es ist nicht gut, wenn die Investitionsquote gegen Null geht." Doch zumindest für die Wolmirstedter Straße gibt es noch Hoffnung, die steckt bereits in einem Förderprogramm.
Die streitbare Frau mag nicht glauben, dass sie nach dem Ende ihrer Amtszeit in ein Loch fallen könnte. "Als Geschäftsstellenleiterin des Verbandes deutscher Alten- und Behindertenhilfe hab ich ja einen Vollzeitjob", sagt sie. Und doch wäre jetzt eigentlich mehr Zeit für das Ehrenamt vorhanden. Die drei Kinder sind gerade aus dem Haus gegangen, studieren fleißig. Aber es bleibt ja noch das Stadtratsmandat. "Wir müssen noch viel mehr bewegen, damit die Region nicht verloren geht."