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Hobby 14-Jährige spielt Wolmirstedter Orgel

Sie hat sich das größte Instrument ausgesucht, das es gibt: Saskia Hess spielt in Wolmirstedt an der Orgel.

Von Juliane Just 25.05.2019, 01:01

Wolmirstedt l Sie ist wuchtig und füllt das Kirchenschiff bis zur Decke aus. Die Böhm-Orgel in der Katharinenkirche ist ein relativ junges Instrument – ähnlich jung ist auch eine seiner Spielerinnen. Saskia Hess aus Niederndodeleben kommt einmal in der Woche nach Wolmirstedt, um das komplizierte Instrument, das ihr Herz erobert hat, zu lernen.

Sie sieht aus wie eine ganz normale Jugendliche – Risse in den Jeans, lockere Jacke über einem T-Shirt, lange gewellte Haare. Dass die Gymnasiastin einen Großteil ihrer Freizeit in Kirchen verbringt, um zu musizieren, würde man auf den ersten Blick überhaupt nicht denken. Saskia Hess spielt von Kleinauf Klavier, vor zwei Jahren ging sie zu einer Schnupperstunde im Orgelspielen und war sofort begeistert von der Königin der Instrumente.

Seither kommt die 14-Jährige einmal in der Woche in die Katharinenkirche, um das Orgelspielen von Kantorin Stefanie Schneider zu lernen. „Die Orgel ist ein so vielseitiges Instrument“, schwärmt die Kantorin. Durch verschiedene Knöpfe, sogenannte Register, kann man Pfeifen hinzufügen oder stumm schalten. Zwischen 500 und 600 Pfeifen hat die Wolmirstedter Orgel – es gibt also viele Klangmöglichkeiten.

„Als ich mit dem Orgelspielen begonnen habe, haben meine Füße noch vor dem Sitz gebaumelt“, sagt Saskia Hess und schmunzelt. Das Problem daran: An der Orgel gibt es neben den Manualen für die Hände zusätzlich noch Fußpedale, die ebenfalls Klänge erzeugen. Nun, da die Beine gewachsen sind, kann Saskia Hess auch diese Stimme mit ins Spiel einfließen lassen. Deswegen zieht sie vor dem Betreten des Instruments auch ihre „Orgelschuhe“ an. Diese haben eine flache Sohle, einen Absatz und sind an der Fußspitze abgerundet. So lässt es sich besser spielen.

Wenn die Schülerin mit der Kantorin an der Orgel sitzt, versteht der Laie kein Wort. Als würden sie ihre ganz eigene Sprache sprechen. Zusammen sitzen sie in der kleinen beleuchteten Ecke der Kirche und schauen über die Noten. Eine halbe Stunde lang geht es um die Melodien des Chorals „Nun dankt alle Gott“ und wie Saskia effektiv ihre Füße nach den Noten bewegt – die Hände sind bereits eingespielt.

Bis zur kommenden Woche bekommt sie Hausaufgaben von der Kantorin. Eine Passage soll Saskia Hess üben, vor allem den Part der Füße. Und da sie keine Orgel in ihrem Wohnzimmer stehen hat, übt sie in der Kirche in Niederndodeleben. Dort spielt sie auf einer der ältesten Orgeln im Kirchenkreis, bei der der Orgelspieler in einem eigenen kleinen Käfig sitzt. Sogar in Hessen hat sie schon an einer Orgel gesessen. „Ich war dort zu Besuch und wir haben extra den Kirchenschlüssel besorgt, damit ich üben konnte“, erzählt Saskia.

Wenn Saskia Auftritte hat, dann hat sie viele Blicke im Rücken. An Weihnachten hat sie schon Stücke gespielt und vergangene Woche begleitete sie das Kindermusical in der Katharinenkirche. Dann muss sie sich konzentrieren, damit Hände und Füße das Richtige spielen.

Dafür übt sie täglich bis zu eine Stunde hinter den dicken Kirchenmauern. „Keiner meine Freunde hat so ein außergewöhnliches Hobby“, sagt Saskia. Die Orgel hat es ihr angetan. Doch auch Tennis spielt die Jugendliche gern. Auf dem Sporthallenboden ist sie dann wieder eine ganz normale 14-Jährige.