Historisches zum Jubiläum Journalist erstellt Chronik der Samsweger Feuerwehr
Die Kameraden der Freiwilligen Feuerwehr Samswegen-Meseberg wollen im September den 130. Geburtstag feiern. Der ehemalige Journalist Klaus Renner hat unzählige Dokumente gesichtet und ist tief in die Geschichte eingetaucht.

Samswegen. - Während Klaus Renner über seine Arbeit der vergangenen Monate berichtet, ist seine Begeisterung zu spüren. Im Zuge der Vorbereitungen zum Jubiläum „130 Jahre Freiwillige Feuerwehr Samswegen-Meseberg“ ist der ehemalige Sportjournalist von Ortswehrleiter Mathias Wolff gebeten worden, eine Festzeitung zu erstellen.
Deshalb flatterten dem einstigen Redakteur buchstäblich alte Unterlagen, Briefe, Dokumente und Fotos ins Haus – alles zur Geschichte der Feuerwehren in den beiden Orten. „Es war so viel: Familie Wolff hat etwas gehabt in der Garage, im Gerätehaus muss einiges gelagert haben und über den verstorbenen Althistoriker Eckart Frey habe ich auch noch etwas bekommen“, so Renner.

So hat sich Klaus Renner durch die Papiere gearbeitet und alles chronologisch geordnet. „Das war eine Heidenarbeit“, stöhnt der Samsweger. „Das ganze Wohnzimmer war voll von Papierbergen. Aber eigentlich wollte ich ja ganz früher mal Archäologe werden. Deshalb ging mit das Ganze 'runter wie Öl.“ So stieß er neben bereits früher erstellten Chroniken auch auf eine Urkunde aus dem Jahr 1823. „Die Anfänge der Wehr in Samswegen reichen also viel weiter zurück“, sagt Klaus Renner.
Räte stellen Wehr auf
Bei dem Dokument handelt es sich um einen Vertrag „zwischen den Schulzen und Gemeinderathe der Gemeinde Samswegen und den Spritzenmacher Look zu Neuhaldensleben“ über die Anfertigung einer neuen Feuerspritze. Der „Contract“ sei „wohlbedächtig verabredet und geschlossen worden“. Der Vertrag über die Anschaffung von Feuerwehrtechnik ist damit das älteste Dokument, das eine Wehrbereitschaft in Samswegen dokumentiert.
„Eine Feuerwehr gab es aber damals noch nicht“, hebt der Journalist im Ruhestand hervor. Vielmehr seien Einwohner zu sogenannten Löschhilfen verpflichtet worden, organisiert von Großbauern und Großgrundbesitzern, die ihre Anwesen vor großen Feuersbrünsten geschützt haben wollten. Doch mussten die Löschhilfen auch Hilfestellung in Nachbardörfern leisten. Ein Schreiben des Hillersleber Dorfschulzen Thielecke an den Landrat des Kreises zu Neuhaldensleben verweist auf einen Einsatz am 17. Oktober 1834, nämlich „... dass in dieser Nacht halb 2 Uhr bei dem Halbspänner Meyer und zwar in dessen Scheune Feuer ausgebrochen ist. Es sind sämtlich Gebäude (Wohnhaus, Scheune, Pferde-, Kuh-, Schweinestall und Altenteil) niedergebrannt...“ Zur Unterstützung kamen auch Löschhilfen aus Meseberg. „Das ist das erste Einsatzdokument über Samswegen und Meseberg“, hebt Klaus Renner hervor.
Dieses und weitere Unglücke zwangen zum Umdenken. Es brauchte bessere Ausstattung und bessere Organisation. Ortsansässige Großbauen und Handwerker waren es, die im Jahr 1894 die erste Pflichtfeuerwehr in Samswegen aus der Taufe hoben - per Dekret der Gemeinderäte, die sie selbst waren. Die Einheit wurde laut schriftlicher Überlieferung am 27. April durch Landwirt Gustav Becker, Kantorist Franz Heyer, Schmiedemeister Gustav Schwannecke, Schmied Hermann Köhne, Bauunternehmer David Mewes und Schneidermeister Christian Buhle gegründet. Zwölf Einwohner wurden zur Bedienung der zwei Handdruckspritzen verpflichtet, ein Bauer musste den Wasserwagen stellen. Im Jahr 1902 bestand die Wehr aus zehn Kameraden, die für ihre Einsätze mit 40 Pfennig pro Stunde entschädigt wurden. Als erster Großeinsatz ging ein „Scheunenbrand bei Dankwort“ zwei Jahre später in die Annalen ein.
Im Jahr 1913, ein Jahr vor Ausbruch des Ersten Weltkriegs, wurde die Pflichtfeuerwehr zur Freiwilligen Feuerwehr, der bereits 21 Kameraden angehörten. Unter dem Motto „Gott zur Ehr! Dem Nächsten zur Wehr!“ wurde am 8. November im „Deutschen Kaiser“ das erste Stiftungsfest mit Konzert und Ball gefeiert.
Beim weiteren Stöbern durch die vielen Dokumente wird Klaus Renner sentimental. „Ich bin ja in Samswegen aufgewachsen. Wenn ich die alten Fotos sehe: Viele kannte und kenne noch.“ Mit Ehrfurcht erinnert er an jene Kameraden, die am Morgen des 17. Januar 1945 nach Magdeburg alarmiert worden. Auch das bezeugen Dokumente, die Klaus Renner gefunden hat. „Da habe ich richtig Gänsehaut bekommen.“ Einen Tag nach dem verheerenden Bombenangriff auf die Elbestadt „musste die Truppe da rein und löschen und bergen.“
Alarmiert nach Bombenhagel
Ähnlich sei es ihm ergangen beim Entdecken von Berichten großer Löscheineinsätze. So findet sich ein Eintrag vom 16. Februar 1946. Dort heißt es: „Barackenbrand in Bleiche, wegen Wassermangels konnte die Wehr nicht eingesetzt werden.“ Dabei muss es sich um ein Feuer im einstigen Ago-Flugzeugwerk gehandelt haben, nach dem Zweiten Weltkrieg zu einem Aufnahmelager umgenutzt. 1.300 Flüchtlinge, Umsiedler, Enteignete und heimatlose Deutsche hausten hier unter unmenschlichen Bedingungen.
DDR und politische Wende 1989 wurden gemeistert. Der große Bruch soll später folgen: Am 1. Januar 2018 wurde die Ortswehr Meseberg mit jener in Samswegen verschmolzen. Grund war Personalmangel. Aktuell leisten damit 48 Kameraden ihren Dienst. Die Wehr ist gut aufgestellt.

Klaus Renner mag noch viel mehr erzählen. Aus seinem Wissen ist eine Festschrift entstanden, mit einer Zusammenfassung der Höhepunkte aus 130 Jahren. Doch wird es noch weiter gehen. So soll die Chronik der Feuerwehr Samswegen-Meseberg fortgeschrieben werden. Wehrleiter Mathias Wolff hat die Aufgabe in die Hände des einstigen Journalisten gelegt.
„Doch ich mache erst weiter, wenn wieder Ruhe eingekehrt ist“, sagt Klaus Renner. Denn es wird groß gefeiert. Vom 13. bis 15. September steigt die Feier zum 130. Geburtstag.