Bahntunnel in Wolmirstedt Kann die Feuerwehr noch löschen, wenn Wolmirstedt einen Tunnel hat?
Die Feuerwehrübung in Bahnhofsnähe wurde von Bürgern besonders eindringlich beobachtet. Sie wollen wissen:Würde ein Bahntunnel das Löschen behindern?

Wolmirstedt. - Die Feuerwehrübung an einem denkmalgeschützten Haus in Bahnhofsnähe lief unter Zuschaueraugen ab. Sie gehören zur Bürgerinitiative „Ostumfahrung. Jetzt!“ und wollten wissen, ob die Drehleiter auch ausgefahren werden kann, wenn es einen Bahntunnel gibt.
Der Ernstfall wäre ein Horrorszenario: Brand im Dachgeschoss eines Mehrfamilienhauses und mehrere vermisste Personen. Das Haus ist denkmalgeschützt, darin wurde viel Holz verbaut, sagt Hans-Jürgen Weiß, der Haus gekauft und wieder auf Vordermann gebracht hat. Ein Feuer könnte wohl ausreichend Nahrung finden.
Findet die Feuerwehr Platz?
Was ihn und die Mitstreiter der Bürgerinitiative noch umtreibt, ist die Frage: Wie sieht der Brandschutz aus, wenn die Bahn einen Tunnel errichtet? Findet die Feuerwehr in der Bahnhofstraße ausreichend Platz, wenn die Straße bereits abgesenkt ist, um unter den Schienen hindurch zu führen?
Für die Feuerwehrübung wurde eine Wohnung vernebelt, die sich gegenüber der Schienen auf der Parkstraßenseite befindet. Zum Löschen fanden die Feuerwehrfahrzeuge in der Parkstraße Platz. Die Drehleiter konnte platziert, der Korb bis in die oberste Etage ausgefahren werden. Die Feuerwehrleute fanden drei Personen, die sich für die Übung zuvor versteckt hatten.
Tunnel und die Feuerwehr
Was die Mitglieder der Bürgerinitiative interessierte, war vor allem die Frage, ob die Feuerwehr ebenso erfolgreich agieren kann, wenn es einen Tunnel unter den Bahnschienen gibt und im Eckhaus eine der Wohnungen brennt, die zur Bahnhofstraße zeigt. Findet die Drehleiter dann genug Stellfläche, wenn die Straße bereits als Tunnelzufahrt abwärts unter den Schienen entlang führt?
Marco Reinhardt, Wolmirstedts Ortswehrleiter, erklärt, dass alles, was mit Brandschutz zu tun hat, vor so einem Bau geprüft wird. Im Fachjargon heißt das, Träger öffentlicher Belange werden gefragt und können ihre Einwendungen innerhalb des Planfeststellungsverfahrens einbringen. Dazu zählen Brand- und Emissionsschutz. Erst in den folgenden Schritten wird der konkrete Bau in die Wege geleitet. Doch soweit ist es in Wolmirstedt lange noch nicht.
Projekt noch in der Anfangsphase
Die Pläne, sind sie noch nicht soweit gediehen, dass Träger öffentlicher Belange ihre Einwände kundtun. Das erfolgt zu einem späteren Zeitpunkt. Das Projekt befindet sich erst in der Phase der Vorplanung.
Aktuell prüft die Bahn die Machbarkeit einer Überführung und hat dabei die Ostumfahrung im Blick. Favorit der Bürgerinitiative und Stadträte ist derzeit die sogenannte CDU-Variante, nach der die Umfahrung in etwa in Höhe des Autohauses Rusche über die Schienen Richtung Glindenberg führen könnte.
„Wir prüfen auch die Betroffenheit von Grundstückseigentümern“, sagt die Bahnsprecherin. Frühestens im vierten Quartal dieses Jahres werden Ergebnisse vorgestellt. Einen klaren Zeithorizont gebe es laut Bahnsprecherin derzeit nicht.
Chance auf Überführung?
Was aber passiert, wenn 2028 der Bahnübergang Bahnhofstraße geschlossen wird, die Schranken also dauerhaft unten bleiben? Geht das zusammen mit dem Plan, eine Überführung zu bauen? Die wäre aufgrund langer Planungs- und Vorbereitungsphasen erst Jahre später fertiggestellt. Müssen alle Fahrzeuge den Weg über die Gartenstraße nehmen? Das würde dort den Kollaps bedeuten.
Auch darauf hat die Bahn derzeit keine Antworten. „Die Zeitpläne werden angepasst“, sagt die Bahnsprecherin. Genaueres kann sie derzeit nicht sagen.
Schranken zu - Lösung her
Eines ist allen bewusst: Es muss eine Lösung geben. Die Bahn will den Güterverkehr auf der Schiene erheblich erhöhen, dadurch bleiben die Schranken länger unten, als jetzt. Bis zu 740 Meter lange Güterzüge sollen mit bis zu 160 km/h auf dem Ostkorridor Nord fahren. Das ist eine 250 Kilometer lange Ausbaustrecke von Uelzen bis Halle, die über Wolmirstedt führt. Ziel der Güterzüge sind vor allem die norddeutschen Seehäfen.
So geht Blockverdichtung
Dass mehr Züge fahren können, ermöglicht die Blockverdichtung. Blöcke sind Abschnitte, in die Eisenbahngleise aufgeteilt sind. Fährt ein Zug in diesen Abschnitt ein, ist der Block besetzt. Nachfolgende Züge können erst einfahren, wenn der Block wieder frei ist. Das wird durch Signaltechnik erfasst.
Am Anfang und Ende jedes Blocks sind Achszähler installiert. Die zählen die ein- und ausgefahrenen Achsen. So wird erfasst, ob ein Zug vollständig aus dem Block gefahren ist. Weichen und Signale stellt ein elektronisches Stellwerk.
Die Feuerwehr war mit dem Ergebnis ihrer Übung sehr zufrieden. „Alle Übungsziele konnten erreicht werden.“