Denkmalschutz Keine Idee für das Jagdschloss
Denkmalschutzbehörde entsetzt über Zustand des erhaltenswerten Gebäudes/ Nutzungskonzept gesucht
Colbitz
Ein altes Jagdschloss stand am Dienstagabend im Mittelpunkt der Diskussion im Ausschuss für Kultur und Sport in der Gemeinde Colbitz. Vor etwa 18 Jahren hatte die Denkmalschutzbehörde das ehemalige Schloss besichtigt. Daraufhin sei das Gebäude von der Behörde als erhaltenswert eingestuft worden, erklärte der Ausschussvorsitzende Dieter Hübsch bei der Sitzung. „Vor etwa vier Wochen war die Denkmalschutzbehörde wieder vor Ort“, berichtete er weiter. „Und die Mitarbeiter waren entsetzt über den heutigen Zustand des Schlosses.“ Das Dach sei eingefallen, Nässe sei in alle Wände gedrungen. Dringende Sicherungsmaßnahmen seien nun geboten.
Eine hinzugezogene Dachdeckerfirma hätte vor Ort eine erste Einschätzung abgegeben. Demnach müsse hier nicht nur das Dach neu eingedeckt werden. Auch die darunter liegenden Balken seien nicht mehr zu retten. Zusammen mit einem neuen Dachstuhl würde die neue Eindeckung des Hauses etwa 160000 Euro kosten. „Das sind Kosten, die wir uns bei der derzeitigen Haushaltslage in Colbitz nicht leisten können“, sagte Dieter Hübsch. Der Ausschussvorsitzende verwies darauf, dass eine Finanzierung über ein Förderprogramm möglich wäre. Das würde jedoch voraussetzen, das es ein Konzept zur zukünftigen Nutzung des Hauses gibt.
Vorerst Zäune zur Absperrung stellen
Eine Idee, was aus dem einst bedeutungsvollen Jagdschloss einmal werden könnte, hatten die Ausschussmitglieder nicht. Schwierigkeiten seien beispielsweise die in unmittelbarer Nachbarschaft bestehende Nutzung einer Mietwohnung. Konzepte, bei denen die Öffentlichkeit Zugang zum erhaltenswerten Jagdschloss erhalten könnte, würden an der fehlenden Zuwegung scheitern. „Als zukünftiger Veranstaltungsort müssten die Besucher über ein fremdes Grundstück zum Gebäude laufen.“
Wie der Colbitzer Bürgermeister mitteilte, habe der Landkreis bereits die bestehende Verkehrssicherungspflicht angemahnt. „Wie haben noch mobile Zäune auf Lager, die wir dort aufstellen können“, so Eckhard Liebrecht. So könne vorerst vermieden werden, dass am Haus Menschen zu Schaden kommen. Doch das Thema werde wohl die Colbitzer Kommunalpolitiker noch eine ganze Weile beschäftigen. Laut Ausschussvorsitzenden Dieter Hübsch habe die Gemeinde Colbitz ausreichend kulturelle Veranstaltungsorte, auch der Grund und Boden sei der Gemeinde nicht so wichtig. „Es ist nur ein weiteres Grundstück, womit wir nichts anfangen können.“
Wie ein Experte auf der Ausschusssitzung berichtete, sei das Schloss im Jahr 1576 von Joachim Friedrich, Administrator des Erzstiftes Magdeburg und Kurprinz von Brandenburg, als Jagdschloss mit mehreren Nebengebäuden errichten worden. Es bildete mit dem später entstandenen Häusern „Auf dem Plan“ einen selbständig verwalteten Ortsteil, die „Schlossfreiheit“. Der Dreißigjährige Krieg habe damals auch viel Not und Verwüstung über Colbitz gebracht, obwohl es einer vollständigen Zerstörung, wie etliche andere Orte in der Nachbarschaft entgangen sei. Das Schloss war jedoch weitgehend zerstört. Trotzdem habe der Kurfürst Friedrich Wilhelm 1671 das Schloss wieder herstellen lassen. 1680 geht das Erzstift und damit auch Colbitz an Brandenburg. Alle anderen Nebengebäude und Anlagen des alten erzbischöflichen Schlosses seien laut Aufzeichnungen der Chronisten nicht wieder hergestellt worden. Durch Verschiebungen der politischen Machtverhältnisse zu jener Zeit, sei das Schloss in die Bedeutungslosigkeit versunken. Wie auf der Ausschusssitzung berichtet wurde, habe zu DDR-Zeiten dort der staatliche Forstbetrieb seinen Sitz gehabt. Heute würden nur noch die sehenswerten großen Sandsteinsäulen im Keller an das einstige Jagdschloss erinnern. Derzeit werde das Gebäude als Hühnerstall und Kohlenkeller genutzt.