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Kontrolle Polizei blickt auf die Schlossdomäne

Die Sprengung des Gerber-Brunnens hat viele Wolmirstedter betroffen gemacht. Schnelle Sicherheitsmaßnahmen sind jetzt gefragt.

Von Gudrun Billowie 04.04.2019, 01:01

Wolmirstedt l Traurig steht der Gerber im Regen, ein Zaun hält Bürger fern, damit sich niemand an den geborstenen Teilen verletzt. Der bronzene Brunnen war in der Nacht zum Freitag gesprengt worden. Seither steht der Waschbottich nur noch zur Hälfte, einzelne Teile waren bis 50 Meter weit über die Domäne geflogen. Nach bisherigen Erkenntnissen wurde niemand verletzt, das gleicht einem Wunder.

Bürger hatten auf diese Zerstörung fassungslos reagiert. Auch am Volksstimme-Telefon meldeten sich Männer und Frauen zu Wort, sprachen davon, ob es eine Bürgerwehr geben müsse oder eine Spendenaktion. Die häufigste Frage lautete: Wer macht bloß sowas?

Auch im Hauptausschuss zeigten sich Stadträte entrüstet. Hans-Rüdiger Lautner (Linke) forderte schnelles Handeln. „Oder wollen wir warten, bis die Bibliothek brennt?“

Bürgermeisterin Marlies Cassuhn (parteilos) zeigte sich ebenfalls von der Zerstörung betroffen, setzt aber auf Besonnenheit und möchte den Weg fortsetzen, den die Verwaltung vor einiger Zeit begonnen hat. Im Rathaus wurden bereits Vorschläge erarbeitet, wie die Schlossdomäne künftig überwacht werden kann. Probleme gibt es dort schon länger, zerstörte Lampen, laute Musik und unendlich viel Müll, der vor allem am Wochenende gefunden wird.

Das Areal dient seit langem als Jugendtreff. Bürgerhausmitarbeiter, die nach Veranstaltungen spät die Domäne verlassen, sprechen davon, dass es in den Nachtststunden auf dem Platz zugehe, wie auf einem Oktoberfest.

Wer den Gerber-Brunnen gesprengt hat, weiß die Polizei bisher nicht. Trotz des Vandalismus: Von einer Bürgerwehr rät sie dringend ab. „Strafverfolgung und Aufrechterhaltung der Sicherheit sind Aufgaben des Staates“, betont Polizeisprecher Matthias Lütkemüller, „dafür sind grundsätzlich Polizei und Verwaltung zuständig.“ Hinsichtlich des Vandalismus, aber auch der zunehmenden Einbrüche in Einfamilienhäuser wird die Polizei mehr Präsenz in der Fläche zeigen. Dazu zählt auch, die Schlossdomäne und die Fußgängerzone öfter zu bestreifen.

Die Wolmirstedter Polizeidienststelle ist seit Juli 2018 praktisch nicht mehr besetzt. Stattdessen ist die Börde in sechs Streifenkreise geteilt. Der Streifenkreis, zu dem Wolmirstedt gehört, zieht sich bis Dolle. Zu jedem Streifenkreis gehört ein Streifenwagen, der rund um die Uhr besetzt ist. Während der täglichen Geschäftszeit sind außerdem zwei Regionalbereichsbeamte im Wolmirstedter Rathaus erreichbar.

Bürger, denen etwas seltsam vorkommt, sollen die Sache beobachten und der Polizei über die 110 melden. „Wir kommen lieber einmal öfter“, ermutigt Polizeisprecher Matthias Lütkemüller. Auf alle Fälle warnt er Bürger eindringlich davor, selbst aktiv zu werden, sollten sie eine mögliche Straftat beobachten. „Wer versucht einzuschreiten, bringt sich selbst in Gefahr.“

Auch wenn die Zerstörungen auf der Schlossdomäne mit der Sprengung des Gerber-Brunnens einen traurigen Höhepunkt erreicht haben, gilt dieser Platz in Polizeikreisen nicht als gefährdeter Ort. In diesem Sinne agiert auch die Bürgermeisterin. „Wir haben noch keine Lösung, den Problemen dort Herr zu werden, aber ein Ziel, einen Plan.“ Vier Varianten zur Überwachung werden am 15. April im Hauptausschuss diskutiert. Der Stadtrat muss entscheiden und das Geld dafür im Haushalt bereitstellen.

Die teilweise Videoüberwachung würde etwa 15.000 Euro kosten, die totale Videoüberwachung fast 30.000 Euro. In beiden Fällen werden die Bilder durch eine Sicherheitsfirma beobachtet und bei Bedarf Alarm ausgelöst.

Die Kunstobjekte der Stadt, zu denen auch der Gerber-Brunnen gehört, sind versichert. Die Stadt hat den Schaden gemeldet, finanzieller Ersatz wird erwartet. Was mit dem Brunnen passiert, ob er sich überhaupt reparieren lässt, ist noch unklar. Künstler Werner Bruning, der in Westfalen lebt, zeigt sich über das Ausmaß der Zerstörung angesichts der Fotos erschrocken. „So schlimm habe ich mir das nicht vorgestellt.“