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Landkreis Börde Ente, Huhn und Gans bleiben im Stall

Auch beim Kleintierzuchtverein Barleben (Landkreis Börde) herrscht in diesen Tagen die Stallpflicht.

Von Christian Besecke 08.01.2021, 00:01

Barleben l Die Stallpflicht ist für die meisten Tiere keine sonderliche Umstellung, leben sie doch in der Gemeinschafts-Zuchtanlage in geräumigen Volieren, von denen es insgesamt acht gibt. Die Züchter hoffen, dass sie in diesem Jahr zu ihren Veranstaltungen einladen können. Insgesamt 36 Züchter sind im Augenblick Mitglied im Barleber Verein. Sie kümmern sich in der Vereinsanlage um Enten, Gänse, Hühner, Zwerghühner, Fasane und Kaninchen. Die drei jüngsten Mitglieder sind drei Mädchen, die hier ihre Zwergkaninchen aufziehen. „Ansonsten liegt die Altersstruktur zwischen 50 und 70 Jahren“, erzählt der Vereinsvorsitzende Franz-Ulrich Keindorff. Damit ist klar, dass die Barleber gern weitere Züchter in ihren Reihen begrüßen würden. Das schon allein, um den Verein auch künftig am Leben zu erhalten.

Immerhin feiern die Mitglieder im nächsten Jahr den einhundertsten Vereinsgeburtstag. „Das müssen wir dann auch einmal planen“, merkt der Vorsitzende an. So einfach ist das aber derzeit noch nicht, denn es gelten die aktuellen Corona-Beschränkungen der Landesregierung und außerdem hängt Deutschland ganz tief im Lockdown fest. Das macht die Aufgabe für die Züchter nicht einfach, denn schon 2020 war für sie ein verlorenes Jahr, wenn es um Veranstaltungen und Ausstellungen geht.

„Wir waren nur bei einer einzigen Ausstellung im zurückliegenden Jahr mit präsent“, erzählt der Stellvertreter, Sigmar Thorun. „Das war in Tangerhütte im November und dann kam auch schon wieder die Vogelgrippe.“ Deswegen müssen derzeit auch sämtliche Tiere in den Volieren bleiben. Das trifft besonders die Enten, die sich sonst immer auf dem Vereinsteich, der sich gleich an die erste Voliere anschließt, getummelt haben. Jetzt schauen die Vögel mit neidischen Blicken und recht grimmig auf ein Wildentenpärchen, welches mit sichtlichem Triumphgehabe auf dem Wasser herumpaddelt.

„Mit denen sind sich unsere Tiere nicht besonders Grün“, erzählt Thorun augenzwinkernd. „Im Normalfall werden die Wildenten nicht gern auf dem Gewässer geduldet.“ Die Züchter haben jedoch schon einen Plan, wie sie ihren Lieblingen wieder zu ihrem Recht verhelfen können. Die ersten Vorbereitungen dazu sind schon bei den zahlreichen Arbeitseinsätzen im Jahr 2020 getroffen worden. „Und wir hatten so einige Einsätze, denn was anderes war ja nicht möglich“, bestätigt Keindorff.

Die Züchter haben Pfeiler rings um den Teich aufgestellt und eine Hängevorrichtung installiert. Daran wollen sie ein Netz anbringen, welches das Gewässer quasi abriegelt. Dann müssen auch die Wildenten draußen bleiben und die Barleber Enten können diesen ungestört die ein oder andere Runde vorschwimmen. Selbst Gevatter Fuchs und die Krähen haben dann schlechte Karten. Beide haben in der Vergangenheit schon in der Anlage geräubert. „Die frechen Krähen holen sich Eier und Jungenten“, berichtet Sigmar Thorun. „Das Problem hätten wir dann aus der Welt geschafft.“

Die Züchter haben aber noch viel mehr bewegt. So wurde auch die Streuobstwiese weiter bepflanzt. Dort tummeln sich die Ponys und gleich nebenan sind neugierige Ziegen zu Hause, die stolz ihren Nachwuchs präsentieren. Für die Pflege des Geländes ist viel Zeit geblieben. Dabei fehlt den Züchtern der Kontakt zu Publikum, denn sie stellen mit ihren Tieren auch eine soziale Komponente dar.

Nur drei Mal konnten sie 2020 Kinder zu einer Führung begrüßen. „Sonst haben wir regelmäßig Schüler und Hortkinder zu Gast“, sagt Franz-Ulrich Keindorff. „Die sind immer ganz neugierig, wie es den Tieren so geht.“ Außerdem bekommen die Kleinen so einen hautnahen Kontakt zu Natur und Lebewesen. „Das ist auch unser Anliegen“, bekräftigt der Vorsitzende. Für ihn bleibt erst einmal die Hoffnung auf den ersten Mai.

„Da präsentieren wir in jedem Jahr unsere Referenzveranstaltung“, erzählt er. „Die machen wir gemeinsam mit den Freunden vom Reitsportverein.“ Am Tag der offenen Tür ist auf dem Vereinsgelände seit zehn Jahren eine Menge los und die Besucher kommen in Scharen – im zurückliegenden Jahr allerdings nicht.

„Da locken das Hähnekrähen und das Maifeuer und wir sind natürlich alle mit dem Herzen bei der Sache“, versichert Thorun. Außerdem könne der Verein auf diese Weise vielleicht den einen oder anderen Interessenten für die Zucht begeistern. „Bis zum Mai ist es ja noch eine Weile hin“, schätzt er ein. „Das Sommerfest wäre natürlich auch eine schöne Sache.“ Aber auch das Vereinsleben an sich könnte eine Belebung vertragen. „Im Normalfall treffen wir uns monatlich im Vorstand und die Mitglieder kommen drei bis vier Mal im Jahr zur Vereinsveranstaltungen“, erläutert der Vorsitzende. „Das hätten wir natürlich gern wieder.“

Im Jubiläumsjahr 2022 richten die Barleber zudem die Kreisschau für Geflügel aus, das ist schon jetzt klar. Allerdings müssen auch die Pläne dazu beizeiten ausgearbeitet werden. Mindestens eine Sonderschau für Kaninchen wäre auch nicht schlecht.

Das Gelände für die Gemeinschafts-Zuchtanlage hat übrigens die Gemeinde Barleben einst den Züchtern zu Verfügung gestellt. „Das Krähen der Hähne ist ja nicht mehr überall gewünscht“, erzählt Keindorff. „Daher kam der Plan zu dieser Anlage auf und mittlerweile haben wir auch Mitglieder aus der Landeshauptstadt, die ihr Züchterdasein jetzt auf dem Lande ausleben können.“ Die Volieren seien zudem eine gute Lösung, wenn es wieder einmal Stallpflicht bei Seuchenlagen gibt, wie aktuell.

Ausgenommen sind übrigens Tauben, die können sich nach wie vor in die Lüfte erheben. „Allerdings kommt auch sofort der Greifvogel, wenn sie starten. Da braucht man gar nicht lange warten“, sagt Sigmar Thorun.