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Landkreis Börde Von Saudi Arabien nach Niederndodeleben

Funkamateure aus Wolmirstedt haben auf dem großen Wartberg bei Niederndodeleben Kontakt zu Funkern in aller Welt aufgenommen.

Von Mathias Müller 08.09.2020, 01:01

Niederndodeleben l Jedes Jahr Anfang September machen die Mitglieder des Wolmirstedter Ortsverbandes Whisky 37 des Deutschen Amateur-Radio-Clubs (DARC) Station auf dem Wartberg bei Niederndodeleben. In Sichtweite der alten Warte bauen sie ihre Technik auf und funken mit Gleichgesinnten aus aller Welt. Der große Wartberg gilt mit einer Höhe von 145,7 Metern über dem Meeresspiegel als die höchste Erhebung in der Magdeburger Börde.

„Von hier oben haben wir einen ungetrübten Blick in den Äther“, sagte Michael Höding, Chef des Wolmirstedter Ortsverbandes der Funkamateure. Viel besser als in der nur 50 Meter hohen Ohre-Niederung, in der Wolmirstedt liegt. Höding gelang es am Sonnabend, über Kurzwelle ein Gespräch mit einem Funkamateur in Saudi Arabien zu führen, was seiner Meinung schon ein besonderer Kontakt gewesen sei. Später sendete Höding noch über UKW und kam mit einem Partner in Frankreich ins Gespräch. Der Wolmirstedter Ortsverband des Deutschen Amateur-Radio-Clubs zählt 20 Mitglieder und hat seine Clubfunkstelle im Bodelschwingh Haus. Weltweit gibt es etwa 60 000 Funkamateure, die über Lizenzen verfügen. Wie viele von ihnen würden sich auch die Wolmirstedter an Notfunkübungen beteiligen. Bei Naturkatastrophen und dem Ausfall der üblichen Kommunikation seien es die Funkamateure, die aus den betroffenen Gebieten Kontakte zur Außenwelt und den Rettern herstellten.

Dass die Wolmirstedter Funker vom Wartberg aus ihre Signale in alle Welt sendeten, hatte einen besonderen Grund. Sie nahmen am weltweiten „Field-Day“ teil. Bei diesem Wettbewerb dürfen die Funkgeräte nicht mit Strom aus der Steckdose betrieben werden. Vielmehr müsse die Energie aus Batterien oder Notstromaggregaten stammen, erklärte der Wolmirstedter Funkamateur Jürgen Finke. Wie er weiter sagte, widme er sich seit den 1990er Jahren nach der Wende dem Sprechfunk und habe damals die erforderlichen Prüfungen abgelegt und nötigen Lizenzen für das Funken erworben. Über Kurzwelle auf 80- und 40-Meter-Frequenzen habe Finke bereits Gespräche mit Funkern aus aller Welt geführt. So wie mit einem deutschen Auswanderer, der heute in Australien lebt. Oder einem Deutschen auf den kanarischen Inseln. Aus den Gesprächen mit ihm habe sich im Laufe der Zeit eine feste Freundschaft entwickelt, so dass Finke und seine Frau, ebenfalls eine begeisterte Funkerin, den Funker auf den Kanarischen Inseln bereits besuchten. Wie Finke sagte, sei ihm das Hobby nunmehr in Fleisch und Blut übergegangen. Kurz nach dem Aufstehen sei er bereits gegen 6.30 Uhr an seiner Station und horche, wer von den Funkern im Äther unterwegs ist.

Auch hatten die Wolmirstedter Amateure bereits Funkkontakt mit der Internationalen Raumstation ISS. „Man weis ja, wenn die ISS über unser Gebiet fliegt. Dann kann man versuchen, die Station anzufunken“, berichtete Funke. Die Astronauten seien allesamt ausgebildete Funker und würden in ihrer Freizeit auf der Station die Anfragen der Funker aus aller Welt beantworten. Die Wolmirstedter hatten Glück und stellten einen Kontakt in den Weltraum her.

Während sich ein Großteil der Wolmirstedter Amateure dem Sprechfunk verschrieben hat, setzt Harald Salewski auf die altehrwürdige Technik des Morsens. In seinem Auto hatte er am Sonnabend auf dem Wartberg seine Funkstation mit einer großen Antenne eingerichtet, die in Himmel ragte. Unter seinem Rufzeichen DL6MWF nahm der 79-Jährige mit seinem kleinen Funkgerät mit einer Leistung von fünf Watt an diesem Tag Kontakt zu Funkern unter anderem in Italien, Belgien und Frankreich auf. Seit 1984 verfügt Harald Salewski über die Lizenz zur Morsetelegrafie. Seit dieser Zeit sammelte er bestätigte Kontakte zu Funkern in 250 Ländern. Haben die Funker weltweit Kontakt zueinander, senden sie sich zur Bestätigung QSL-Karten zu. Die weitesten Verbindungen baute der Senior zu Funkern auf den Osterinseln und den Fidschi Inseln auf. Plötzlich ertönten Morsesignale aus dem Funkgerät. „Ein Funker aus Polen“, deutete Salewski umgehend die Töne und antwortete mit kurzem Drücken auf die Morsetaste seines Funkgerätes. Mit seiner Funkstation, die Salewski bequem in seinem Auto unterbringen kann, sei er sehr mobil. Er habe bereits von Burgen, Bergen, Schlössern und aus Biosphärenreservaten gefunkt. Für diese Wettbewerbe gab es besondere Diplome für die Funkamateure.