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Coronavirus Leere Regale, Schulen und Besuchsverbot

Die Auswirkungen des Corona-Virus sind in Wolmirstedt deutlich zu spüren. Schulen und Kitas bieten Notbetreuung an.

Von Gudrun Billowie 17.03.2020, 00:01

Wolmirstedt l In den Fluren der Wolmirstedter Schulen war es am Montag still. Nur wenige Kinder waren gekommen. „Es ist ziemlich langweilig, so allein“, sind sich die Brüder Valentin und Maximilian einig. Doch die Jungs wissen, dass es zurzeit nicht anders geht. Ihre Mutter ist Krankenschwester und darauf angewiesen, dass ihre Jungs die Grundschule „Johannes Gutenberg“ besuchen können.

Ein ähnliches Bild zeigt sich in den anderen Schulen. Nur einzelne Kinder, deren Eltern im medizinischen Bereich tätig sind, waren gekommen.

Die Aufgaben für die Kinder der Gemeinschaftsschulen und des Gymnasiums werden über Moodle erteilt, eine Internetplattform zum Lernen. „Zum Glück beschäftigen wir uns schon lange mit dem digitalen Lernkonzept“, blickt Gutenberg-Gemeinschaftsschulleiterin Regine Albrecht optimistisch nach vorn.

In den Grundschulen stehen die Klassenlehrer im E-Mail-Kontakt mit den Eltern. Aufgaben für Gutenberg-Schulkinder werden auf der Homepage der Schule veröffentlicht.

Auch in den Kitas wurden am Montag nur sehr wenige Kinder betreut. „Wir nutzen die Zeit, um alle Räume zu desinfizieren“, sagt Storchennest-Leiterin Ina Ehrhardt. Alle Betten wurden abgezogen, im Wirtschaftsraum türmen sich die Wäschesäcke. Die Soziale Bürgerinitiative Glindenberg (SBI) betreibt vier Einrichtungen in Wolmirstedt, insgesamt wurden 18 Kinder abgegeben. Bürgermeisterin Marlies Cassuhn riet dennoch davon ab, die Kinder in einer einzigen Einrichtung zusammenzubringen, um die anderen zu schließen. Zum einen sollen die Kinder dort betreut werden, wo sie es gewohnt sind, zum anderen soll ja gerade vermieden werden, dass viele Menschen zusammenkommen. „Sonst bekommen wir genau das Problem, das wir verhindern wollen.“

Wieviele Kinder künftig in den Kitas betreut werden müssen, lässt sich erst am Mittwoch genauer sagen. Bis heute um 10 Uhr haben Eltern die Gelegenheit, ihren Bedarf auf vorgedruckten Formularen schriftlich kundzutun.

„Bisher haben alle Beteiligen viel Verständnis gezeigt“, sagt die Bürgermeisterin, „für den bisher reibungslosen Ablauf möchte ich mich bedanken.“

Das Rathaus ist geschlossen. Die Mitarbeiter sind in dringenden Fällen telefonisch erreichbar. Nur für Menschen mit einem besonders dringenden Anliegen ist es dienstags in der Zeit von 13.30 Uhr bis 17.30 Uhr geöffnet. Ansonsten bleibt die Tür zu.

Auch die politischen Gremien werden nicht mehr zusammenkommen. Der Stadtrat, der am 26. März wichtige Entscheidungen treffen sollte, fällt aus. Welche Konsequenzen sich aus den nicht getroffenen Entscheidungen ergeben, ist noch nicht absehbar. Das betrifft unter anderem Anliegen, bei denen Fördermittel fließen sollen, wie der Stadionneubau. Dafür müssen zentrale Regelungen auf höheren politischen Ebenen her.

Die Bibliothek, das Museum und das Bürgerhaus sind geschlossen. Alle Veranstaltungen sind abgesagt. Auch die Spielplätze der Stadt sollen nicht mehr genutzt werden, entsprechende Schilder weisen darauf hin. Die Sportplätze sind ebenfalls dicht.

Die Planung kultureller Veranstaltungen und Projekte liegt auf Eis. Inwieweit die „Kulturmagnete 2020“ stattfinden, ist noch völlig unabsehbar. „Wir werden derzeit keine Verträge unterschreiben“, sagt Bürgermeisterin Marlies Cassuhn.

„Wir empfehlen, dass bei Hochzeiten und Trauerfeiern nicht mehr als zehn Personen zusammenkommen“, sagt die Bürgermeisterin. Am 11. April ist eine Hochzeit in Wolmirstedt angemeldet, am 2. Mai soll es zwei Trauungen geben. „Vielleicht ist es günstig, dass sich die Paare zusammenschreiben lassen und die Feier auf einen späteren Zeitpunkt verschieben“, kann sich Marlies Cassuhn vorstellen.

Kommen Menschen nicht mehr zusammen, leiden auch die Gaststätten. Feiern werden abgesagt. Trotzdem haben die Restaurants weiterhin geöffnet.

Im Seniorenwohnpark gilt Besuchsverbot. Damit sollen die Bewohner, die aufgrund des Alters besonders gefährdet sind, vor Ansteckung geschützt werden.

Im Wohnquartier des Deutschen Roten Kreuzes wurden die Angehörigen gebeten, die Besuche zu reduzieren, gemeinsame Aktionen im Haus wurden eingeschränkt.

Die Kleiderkammer des Deutschen Roten Kreuzes ist geschlossen, die Tafel versorgt jedoch weiterhin Menschen mit Nahrungsmitteln.

Auch die Volkssolidarität fährt weiter Essen aus, sodass Menschen zu Hause wie gewohnt versorgt werden. Die Begegnungsstätte ist allerdings bis auf Weiteres geschlossen. Veranstaltungen, wie das Frühlingsfest oder das Treffen des Blinden- und Sehbehindertenverbandes finden nicht statt.

Im Edeka-Center im Lindenpark werden Kunden schon am Eingang auf einem Schild gebeten, von Hamsterkäufen abzusehen. Hamstern sei auch gar nicht nötig, beteuert Marktleiter Frank Jeschke, die Lager im Großhandel seien voll. „Würde jeder vernünftig einkaufen, wäre die Versorgungslage gesichert.“

Vor allem Toilettenpapier, Nudeln, Seife und Milch seien in Größenordnungen gekauft worden. Die entsprechenden Regale zeigten sich gähnend leer, übrigens auch in Discountern und im Drogeriemarkt.

Das „Hamstern“ habe begonnen, als bekannt wurde, dass Halle seine Schulen schließt. Inzwischen achten die Mitarbeiter darauf, dass Waren nur in handelsüblichen Mengen gekauft werden.

Kunden und Kassiererinnen sind im E-Center mittlerweile durch Plexiglasscheiben voneinander getrennt. Kisten vor dem Backstand vergrößern den Abstand zwischen Verkäuferin und Kunden. Am Eingang ist ein Desinfektionsmittelständer aufgebaut. Den nutzen Kunden für die Hände, aber wischen mittels Tuch auch die Griffe der Einkaufswagen ab.