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Lesing Kanonier Wilhelm Schlüter erinnert sich

Von seiner Zeit bei der NVA hat jetzt der Rogätzer Wilhelm Schlüter berichtet. In Zielitz las er aus seinem Buch über diese Zeit.

Von Detlef Eicke 20.01.2019, 08:00

Zielitz l Hunderttausende junge Männer hatten zu DDR-Zeiten in der Nationalen Volksarmee (NVA) ihren Dienst zu leisten. Es galt die allgemeine Wehrpflicht und Einspruch erwies sich als zwecklos. Die Wehrpflicht galt auch für Wilhelm Schlüter. Der Rogätzer hat seine Erlebnisse in Uniform in einem Buch aufgeschrieben und diese auf höchst unterhaltsame Weise einem interessierten Publikum vorgestellt. Fotografische Schnappschüsse seiner Armeezeit, die per Beamer auf eine große Leinwand projiziert wurden, untermalten die Ausführungen visuell.

Der Multifunktionsraum in der Zielitzer Bibliothek war gut besucht am Donnerstagabend. Zu den zahlreichen männlichen Zeitgenossen hatten sich zur Freude der Veranstalter auch einige Damen gesellt. In den folgenden drei Stunden nahm Wilhelm Schlüter seine Gäste mit auf Zeitreise. Und wie es sich für stramme NVA-Soldaten geziemt, untermalte er seine Ausführungen mit kernigen Sprüchen und Zoten. Der Umgangston war nicht immer jugendfrei, wussten auch einige Zeitzeugen, die im Auditorium Platz genommen hatten, aus eigenem Erleben.

Wilhelm Schlüter, Jahrgang 1944, wollte nach dem Abitur studieren. Doch als Sohn eines Handwerksmeisters war das in der DDR kein leichtes Unterfangen. So meldete sich der junge Mann erst einmal bei der Nationalen Volksarmee. Am 4. Mai 1963 begann auf dem Bahnsteig 1 des Magdeburger Hauptbahnhofes das drei Jahre währende Abenteuer. Wilhelm Schlüter wurde Raketensoldat. „Bei der Artillerie heißt es aber nicht Soldat, sondern Kanonier und auch nicht Kompanie, sondern Batterie“, erklärte Schlüter. Aus Gründen der Geheimhaltung wurde von den Mittelstreckenraketen nur von „Munition“ gesprochen. „Alles war geheime Verschlusssache. Sogar unsere Aufzeichnungen mussten wir nach jedem Unterricht abgeben.“

Die Schilderungen des Armeealltages mit MKE (Militärische Körperertüchtigung), Exerzieren, Politunterricht oder Stuben- und Revierreinigen weckten bei vielen Zuhörern Erinnerungen. So ist dieses Buch ein interessantes und wertvolles Zeitzeugnis.

Die Bibliothek Zielitz unterstrich mit dieser Veranstaltung regionale Verbundenheit. „Wir begrüßen es sehr, wenn Autoren aus der Region zu uns kommen, um ihre Werke vorzustellen“, warb Ronni Wagner um kreative „Nachahmer“.