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Naturschutzbund Frühlingserwachen im Wolmirstedter Küchenhorn

Das Küchenhorn ist ein Restauwald vor den Toren Wolmirstedts und dient als Naherholungsgebiet.

Von Gudrun Billowie 17.04.2018, 01:01

Wolmirstedt l Das Küchenhorn singt und blüht. Sträucher und Blumen tragen ihr Frühlingskleid, zarte Blüten sprenkeln die erwachende Natur in gelb, weiß und violett. Vogelmännchen zwitschern betörende Liebeslieder. Die Gruppe des Ohrekreis-Nabu hatte zu einer Wanderung durch das Küchenhorn eingeladen und fast 30 Männer und Frauen waren gefolgt. „Ich gehe gerne mit anderen in die Natur“, sagt Hannelore Jenrich, die aus Haldensleben gekommen war, „dabei entdecke ich Pflanzen, die ich allein nicht gefunden hätte.“ Eine Orchideenwiese bei Walbeck war schon dabei, aber auch das Wolmirstedter Küchenhorn hat viele Schätze zu bieten.

Der stellvertretende Ohrekreis-Nabu-Vorsitzende Michael Wetzel zeigte, wie einfach es ist, sich aus den Pflanzen am Wegesrand einen Salat zusammenzustellen. Schlangenlauch könnte darin Platz finden, das Hungerblümchen oder auch Löwenzahn. Er zeigte zudem die zarten weißen Blüten der Schlehen, aus denen sich im Herbst markante Liköre herstellen lassen.

Wilfried Westhus berichtete vor allem über die Besiedlung des Küchenhorns. An das Ausflugslokal können sich noch viele Wolmirstedter erinnern, eine Blütezeit erlebte es jedoch bereits vor gut einhundert Jahren, als es auch Magdeburgern als Ausflugsziel diente. Doch Wilfried Westhus führte die Besucher noch viel weiter in die Geschichte zurück. Er zeigte den Platz, an dem sich vermutlich bis zum 14. Jahrhundert die Hildagsburg befand, dort, wo sich Mittellandkanal und Eisenbahnlinie kreuzen. Während des Lebens auf dieser Burg waren offenbar auch die sogenannten Fuchsberge besiedelt. Wilfried Westhus glaubt, dass Menschen diese Berge künstlich aufgeschüttet haben, um darauf Häuser zu bauen. Die Wanderung führte allerdings nicht dorthin, der Umweg dorthin wäre zu groß geworden.

Viele Wanderer hatten Fotoapparate dabei. Besonders der Lerchensporn, der den Waldboden zurzeit unter den lichten Baumkronen als violett-weißen Teppich gestaltet, erwies sich als begehrtes Motiv. Glänzende Käfer und dicke Hummeln wurden gern im Bild festgehalten, ebenso die reinweißen Buschwindröschen.

Am Fuße des Mittellandkanals lauschten die Wanderer sogar der Fünften Symphonie Beethovens. Das typische Düdüdü-Düüüü zwitscherte eine stolze Goldammer aus dem blattlosen Geäst eines Strauches. „Sie wird deshalb auch Beethoven-Vogel genannt“, erklärte Michael Wetzel.

Der Name Küchenhorn stammt übrigens aus grauer Vorzeit. Damals grasten die kleinen Kühe, die Kühchen, auf den saftigen Wiesen zwischen den Flussarmen. Diese Landabschnitte wurden Hörner genannt.

Der Nabu bietet solche Wanderungen vor der Haustür regelmäßig an. Die Termine werden zeitnah bekanntgegeben.