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Die Volksstimme würdigt heute einen Menschen, der sonst die Fäden im Hintergrund zieht Neben Studium Trainer aus Leidenschaft

Von Ariane Amann 27.07.2012, 03:18

Ehrenamtliche zeigen großes Engagement. Doch obwohl sie Anerkennung verdienen, bleiben sie meist im Hintergrund. Stellvertretend porträtiert die Volksstimme heute Marcel Albrecht, der neben dem Studium bei den Wolmirstedter Baskets arbeitet.

Wolmirstedt l Marcel Albrecht ist sowohl als Jugendtrainer wie auch als Schiedsrichter tätig. Er zieht die Fäden im Hintergrund, den Ruhm überlässt er nur zu gern seiner Mannschaft. Denn das, was zählt, ist der Erfolg - und die Leistung auf dem Platz bringt die Mannschaft ganz allein.

"Wir sind im Training wie eine kleine Familie. Ich kann dort meine Probleme vergessen und den Kopf frei bekommen"

Eigentlich ist der sportliche junge Mann über Umwege zum Basketball gekommen. "Ich war erst bei der Leichtathletik, aber das war irgendwie nichts für mich. Zu viel einsamer Kampf, zu wenig Teamgeist", gibt er unumwunden zu. Er versuchte es im Alter von neun Jahren mit Basketball, blieb dort "hängen". Das Gefühl in der Mannschaft hatte es ihm angetan. Albrecht ist heute 23 Jahre alt und schätzt die Atmosphäre: "Wir sind im Training wie eine kleine Familie, ich kann dort meine Probleme vergessen und den Kopf frei bekommen." Beim Training zählen eben nur das Spiel und die Mannschaft.

Innerhalb des Vereins sorgt ein eingespieltes Team dafür, dass sich alle wohlfühlen. Aus Zeitgründen hat sich Marcel Albrecht in der abgelaufenen Saison einen Co-Trainer an die Seite gestellt, damit neben der Vereinsarbeit auch noch genug Zeit für Freundin und Studium übrig bleibt: "Es ist ja eben nicht nur das Training, das Zeit braucht. Dazu werden die Einheiten vor- und nachbereitet, und wenn wir zum Auswärtsspiel müssen, dann meist in den Süden Sachsen-Anhalts. Da ist dann schnell mal der Tag gelaufen." Mit der U16-Mannschaft und den U18-Kids reist er so oft genug durchs halbe Land. Das Delegieren an den Helfer fiel ihm nicht leicht. "Ich trainiere meine Jugendlichen nun zum Teil schon seit sechs Jahren, ich weiß, wie sie ticken, und sie wissen auch, was sie von mir erwarten können. Aber so gibt es wenigstens auch mal eine andere Meinung beim Training als immer nur meine, das finde ich ganz wichtig." Immerhin hatte er in seiner Jugendzeit selbst sieben verschiedene Trainer.

Was ihn ärgert, ist die schlechte Nutzbarkeit der Basketballplätze in Wolmirstedt. Sie befänden sich meist an Schulen und wären so am Wochenende und, wie jetzt, in den Ferien abgeschlossen. "Das ist in Magdeburg eindeutig besser. Da gibt es eine Menge Frei-plätze, da kann man auch nach Vorlesungsende noch ein paar Körbe werfen", sagt Albrecht. Momentan wohnt er wegen des Studiums in der Landeshauptstadt, kommt aber mehrmals pro Woche für das Training "seiner" Kids in die Ohrestadt. Ein Leben ohne Basketball? Das scheint unmöglich, denn neben der Tätigkeit als Trainer pfeift er auch noch Spiele als Schiedsrichter, wenn Not am Mann ist.

Der angehende Wirtschaftsingenieur Maschinenbau hofft, der Region zwischen Magdeburg und Wolmirstedt auch nach dem Abschluss treu bleiben zu können, aber allzu optimistisch mag er sich nicht geben: "Es gibt hier ein paar Automobil-Zulieferer, das sind alles Experten auf ihrem kleinen Gebiet. Aber die großen Firmen sitzen eben leider anderswo. Das ist schon schade." Weg wolle er eigentlich nicht unbedingt, schließlich habe er Familie und Freunde eben hier in Wolmirstedt, meint er, aber möglicherweise werde sich ein Ortswechsel nicht vermeiden lassen. Für sein Masterstu- dium wird er aber noch die kommenden beiden Jahre seinem Verein und auch der Ohrestadt treu bleiben. "Was dann wird, weiß ich heute noch nicht", sagt Marcel Albrecht.

"Ich wünsche mir eine Jugendmannschaft mit 30 Leuten, mit der man richtig etwas reißen kann."

Wenn eine gute Fee ihm drei Wünsche einräumen würde, wüsste er schnell, was er damit anfangen würde. Zuerst wünscht er sich "eine Jugendmannschaft mit 30 Leuten, mit der man richtig etwas reißen kann, und noch mehr Trainer mit ganz viel Herz, die dahinterstehen". Erst dann denkt der Trainer mit Leib und Seele an sich: "Wenn ich mein Studium gut schaffe und einen schönen Job bekäme, das wäre toll." Im Moment genießt er die vorlesungsfreie Zeit und freut sich auf das Basketballcamp Anfang August in Wolmirstedt, an dem er als Betreuer mitwirken wird. Und dann steht noch ein Urlaub in Norwegen an, "aber da werde ich wohl sicherlich auch noch ein bisschen was für meine Prüfungen Ende September tun müssen. Hoffentlich lenkt mich der Fjord nicht allzu sehr ab", sagt er und grinst.