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Protest Tunnel: Baustelle ohne Bauarbeiter

Für die Tunnelbaustelle in Glindenberg schwindet bei Bürgern das Verständnis. Sie müssen lange Umwege in Kauf nehmen.

Von Gudrun Billowie 27.07.2019, 01:01

Wolmirstedt l Der Glindenberger Ronald Fink arbeitet in Magdeburg, ganz in der Nähe Glindenbergs, in Rothensee. Für gewöhnlich ist sein Arbeitsweg ein Katzensprung, jetzt muss er einen Umweg von 15 Kilometern fahren. Er weiß, dass Bauarbeiten notwendig sind, dass auch ein Tunnel irgendwann saniert werden muss. Aber er hat beobachtet: „Dort arbeiten entweder zwei Mann oder gar keiner.“

In der Tat war die Tunnelbaustelle am Freitag komplett verwaist. Nur zwei Gerüste lehnten einsam an der Tunnelwand. Die Vollsperrung ist trotzdem ausgewiesen. Bürger haben sich - wie schon am vergangenen Wochenende - die Durchfahrt selbst erlaubt und einen Teil der Absperrung zur Seite geräumt. Angesichts des verhaltenen Baugeschehens fragt Ronald Fink: „Reicht es nicht, wenn der Tunnel halbseitig gesperrt wird und eine Ampel den Verkehr regelt?“

Für die Baustelle ist das Wasser- und Schifffahrtsamt in Magdeburg zuständig. Die Volksstimme hätte gern gefragt, warum an einem Freitag im Tunnel niemand arbeitet, und ob die Vollsperrung unter diesen Umständen tatsächlich nötig ist. Doch dort war am Freitag niemand telefonisch zu erreichen.

Die Straße ist eine Kreisstraße, die Straßensperrung hat der Landkreis verfügt, auf Antrag des Wasser- und Schifffahrtsamtes diese dreimonatige Sperrung genehmigt und Umleitungen ausgewiesen.

Die führen über Wolmirstedt und die A2. Die Autobahn ist oft verstopft, in Wolmirstedt versperren Schranken oft und lange den Weg durch die Glindenberger Straße. Dort stehen Autos länger als gewöhnlich, denn Züge dürfen durch Wolmirstedt nur sehr langsam fahren, weil der Bahnübergang in der Gartenstraße vor kurzem als zu eng befunden wurde, zwei Lkw könnten darauf stehenbleiben und sich verhaken.

Findige Bürger versuchen die Umleitungen zu vermeiden und nehmen den Weg über die Zollau unter der Trogbrücke hindurch. Das ist jedoch verboten. Dieser Weg ist eine Art Betriebsweg und führt unter anderem über den Deich. Deshalb kontrolliert die Wasserschutzpolizei an dieser Stelle regelmäßig, steht dort besonders, seit der Tunnel gesperrt ist. Das sei weder als böse Absicht nach als Abzocke zu verstehen. „Wir wurden vom Wasser- und Schifffahrtsamt darum gebeten“, sagt Wasserschutzpolizeisprecherin Grit Merker, „weil befürchtet wird, dass dieser Weg absackt, wenn er zu stark frequentiert wird.“

Die meisten Autofahrer drehen ab, wenn sie die Wasserschutzpolizisten sehen, wenige reagieren aggressiv. Die Polizeisprecherin wirbt um Verständnis: „Niemand will riskieren, dass die Hochwasserschutzanlage durch zu viel Verkehr instabil wird.“

Es gibt Ausnahmen. Gut ein Dutzend Fahrzeughalter verfügt über eine Sondergenehmigung, darf den Weg unter der Trogbrücke befahren. Das betrifft vor allem Baufahrzeuge.

Ronald Finke ärgert sich über die Tunnelsperrung auch wegen des Umweltschutzes. „Alle reden über den CO2-Ausstoß, aber hier werde ich gezwungen, jeden Arbeitstag 30 Kilometer mehr zu fahren.“

Thomas Schlenker sitzt für Bündnis90/Die Grünen im Glindenberger Ortschaftsrat. Er versteht den Unmut, kann der Sperrung trotzdem eine positive Seite abgewinnen. „Bürger können verstärkt das Fahrrad oder den öffentlichen Personennahverkehr nutzen oder Fahrgemeinschaften bilden“, schlägt er vor, „außerdem gibt es derzeit keinen Durchgangsverkehr der Lkw, die über Glindenberg fahren, um die Maut zu sparen.“

Ortsbürgermeisterin Gerhild Schmidt hat trotzdem die Nase voll und in Dirk Illgas einen Mitstreiter gefunden. Der Ordnungsamtschef im Wolmirstedter Rathaus hat an den Landkreis geschrieben und dabei die Kontroverse zwischen Straßensperrung und Nicht-Arbeit im Tunnel geschildert. Nun wird es Anfang nächster Woche einen Vorort-Termin mit allen Beteiligten geben, auch Ortswehrleiter Andy Opitz ist dabei. Gerhild Schmidt ist optimistisch: „Ich hoffe, dass wir eine Lösung finden.“