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Ratsdebatte Barleben ist bei Einbrechern beliebt

Einbrüche treiben Barleber Einwohner um. Im Gemeinderat wurde über das Thema diskutiert. Laut Polizei sind die Fälle nicht gestiegen.

Von Martin Walter 23.03.2019, 00:01

Barleben l Die Gemeinde Barleben ist gut gelegen: Sowohl die Bundesstraße 189 als auch die Autobahnen 2 und 14 sind im Handumdrehen zu erreichen. Doch das ist Segen und Fluch zugleich, wissen dies doch nicht nur die Einwohner und Unternehmen des Ortes, sondern auch Einbrecher zu schätzen.

„Täter favorisieren eine solch günstige strategische Anbindung“, bestätigt Joachim Albrecht, Pressesprecher des Polizeireviers Börde. Deshalb sei Barleben neben Irxleben und Hohenwarsleben ein Einbruchsschwerpunkt im Landkreis Börde. Er sagt, dass es sich zumeist um „überörtliche Tätergruppen, vermutlich aus dem osteuropäischen Raum“ handle. Die Aufklärungsquote dieser Fälle liege um die zwölf Prozent.

Erst in der Nacht zu Freitag wurde in einer Firma in der Barleber Lindenallee eingebrochen und Bolzenschussgeräte sowie Lebensmittel gestohlen. Doch haben die Einbrüche in letzter Zeit zugenommen? Das erfragte Wolfgang Rost (fraktionslos) bei der jüngsten Sitzung des Gemeinderats. „Einbrüche finden regelmäßig statt, auch in unseren Nachbarorten“, sagte er. Er fühle sich von der Gemeinde allein gelassen.

Eine Steigerung der Einbruchsrate gibt es laut Gemeindebürgermeister Frank Nase (CDU) jedoch nicht. Dass dennoch dieser Eindruck entsteht, begründet er psychologisch: „Das subjektive Empfinden steigt, wenn man lange hier wohnt und von Einbrüchen im Ort hört und liest.“ Das summiere sich mit der Zeit auf. „Nichtsdestotrotz ist ein stetes Potential da“, warnt er.

Das wird auch objektiv bestätigt. Zwar wird die offizielle Kriminalitätsstatistik des Landkreises Börde für das vergangene Jahr erst im April veröffentlicht, doch versichert Joachim Albrecht, dass die Zahlen auf dem Niveau der Vorjahre liegt. So wurden 2016 insgesamt 23 Einbrüche in der Gemeinde begangen, 2017 waren es 19 – es wird also durchschnittlich alle zwei Wochen eingebrochen.

Und jeder Einbruch sei einer zu viel, weshalb man etwas dagegen tun müsse, so Frank Nase. Ein großes Problem sei, dass es derzeit personelle Engpässe bei den örtlichen Regionalbereichsbeamten gibt. Im Moment helfen die Kollegen aus der Niederen Börde und Wolmirstedt aus. Doch bemühe man sich, die vakante Stelle schnellstmöglich zu besetzen, versichern sowohl Frank Nase als auch Joachim Albrecht.

Freilich sei auch dann eine Bestreifung des Ortes rund um die Uhr nicht möglich. Dafür würden mindestens acht Polizeibeamte benötigt, rechnet Frank Nase vor. Und selbst dann seien Einbrüche nicht ausgeschlossen. Zudem wolle auch niemand einen Polizeistaat haben.

Der Gemeindebürgermeister liefert mehrere Vorschläge, um die Sicherheit in der Gemeinde zu erhöhen. Um Barleben, seine Ortsteile und den Technologiepark verstärkt zu bestreifen, sei ein Patrouillendienst einer Sicherheitsfirma im Gespräch. Es hätte bereits Anfragen örtlicher Unternehmen gegeben, ob dies möglich sei. Konkret soll diese Möglichkeit aber erst nach den Wahlen mit dem neuen Gemeinederat besprochen werden.

Zudem soll die Nachbarschaftshilfe erhöht werden. „Früher kannte man sich gegenseitig und hat aufeinander aufgepasst. Doch durch Zuzug sind viele Neue hinzugekommen“, sagt Frank Nase. Seinen Nachbarn zu kennen, kann im Falle der Abwesenheit helfen. Denn Einbrecher kundschaften die Gegend meistens vorher aus und schlagen zu, wenn niemand da ist.

Deshalb sei es wichtig, „trotzdem für Bewegung zu sorgen“, wie Frank Nase sagt. Den Briefkasten leeren und ab und an mal das Licht einschalten, nennt er Beispiele, wie Nachbarn helfen können. Um das Gemeinschaftsgefühl zu stärken, seien Straßenfeste eine gute Möglichkeit. Diese möchte der Gemeindebürgermeister forcieren und weist darauf hin, dass die Bürger sich dafür Sitzbänke und Tische bei der Gemeindeverwaltung ausleihen können. „Es soll aber keine Bürgerwehr entstehen“, mahnt Frank Nase.

Zudem verweist er auf die Initiative „Pro Polizei“, die die Bürger und Ordnungshüter, aber auch die anderen Rettungskräfte einander näherbringen soll. So sei in der zweiten Jahreshälfte ein „Blaulicht-Tag“ geplant, bei dem es unter anderem eine Informationsveranstaltung zur Kriminalitätsprävention geben soll.

Denn nicht zuletzt liege die Sicherheit der eigenen vier Wände in erster Linie bei den Bewohnern. Um diese zu überprüfen, bietet das Polizeirevier Börde auch einen kostenlosen Service, bei dem ein Beamter das Haus oder die Wohnung unter anderem auf die Sicherheit von Türen und Fenstern überprüft. Für die Kriminalprävention des Polizeireviers Börde können sich Interessierte telefonisch unter 03904/47 82 69 oder 0170/575 70 22 anmelden.