Hundefreunde Rudel: Hund und Mensch
Hunde gelten als bester Freund des Menschen. Diese Einschätzung teilen Hundefreunde, die sich in Wolmirstedt treffen, nicht unbedingt.
Wolmirstedt l Lebhaft wuselt Shelly, die Border-Collie-Dame, um Frauchens Beine, wedelt mit dem Schwanz, scheint die Nähe zu genießen. Jeanette Friedrich streichelt die Hündin, redet ihr gut zu, dann kommt das Kommando „Sitz“ und Shelly setzt sich artig auf die Terrasse. Es sei wichtig, sagt Remo Röhr, dass Hunde den Menschen als Rudelführer akzeptieren, dass Hund und Herrchen oder Frauchen ein eigenes Rudel bilden.
Remo Röhr ist Sprecher des Vereins Hundefreunde Elbe-Heide. Der Verein bietet jeden Sonntagvormittag auf der Wiese des Bodelschwingh-Hauses Hundetraining an. „Die Leute sollen sich nicht scheuen und sich mindestens ein bis zwei Trainingseinheiten gönnen“, empfiehlt Jeanette Friedrich. Die Farsleberin gehört ebenfalls zum Verein und das regelmäßige Training hat ihr geholfen, Shellys Hundewesen besser zu verstehen. Sie kann auf eine Weise mit der Hündin unterwegs sein, die andere Hunde und Menschen nicht belästigt. Und es macht sie traurig, wenn andere mit ihrem Tier sorgloser unterwegs sind.
Ihr Grundverständnis ist es, dass Hunde, die ohne Leine laufen, auf ihre Herrchen hören müssen. Bedingungslos. „Hunde, die nicht abrufbar sind, sollte niemand von der Leine lassen.“ Das bestätigt Remo Röhr. „Hunde sind Raubtiere, hegen einen Jagdinstinkt.“ Sie können Menschen gefährlich werden, aber auch Rehe, Hasen oder Wildschweine jagen. „Selbst wenn kein Wild erbeutet wird, so ist es doch so aufgeschreckt, dass es auf die Straße läuft“, macht er auf die Gefahren aufmerksam.
In der Stadt Wolmirstedt gibt es keinen definierten Leinenzwang, lediglich im Jagdgesetz ist vorgeschrieben, dass Hunde in der Zeit vom 1. März bis 15. Juni in Feld, Wald und Flur an der Leine spazieren müssen, in der Zeit, in der das Wild die Jungen aufzieht.
Allerdings gilt auch in Wolmirstedt, dass Halter sicherstellen müssen, dass ihr Tier auf Straßen, Rad- und Gehwegen, Grünanlagen oder Reitwegen nicht unbeaufsichtigt umherläuft. Schon gar nicht dürfen Personen oder andere Tiere angesprungen oder angefallen werden. Das kann mit einem Bußgeld bis zu 5000 Euro geahndet werden.
Nicht alle Vorfälle werden den Behörden angezeigt. Im vergangenen Jahr und in diesem Jahr wurde jeweils ein Beißvorfall gemeldet.
Nach so einem Beißvorfall wird von den Ordnungsbehörden festgelegt, ob sich der Hund einem Wesenstest unterziehen oder auch der Halter nachweisen muss, dass er seinem Hund gewachsen ist.
Hat ein Hund gebissen und wurde deshalb registriert, werden alle verantwortlichen Behörden davon unterrichtet. Ziehen Herrchen oder Frauchen mit dem Tier in eine andere Stadt, werden die dort zuständigen Behörden über den Beißvorfall informiert.
Um die Kontrolle über den Hundebestand zu wahren, wurde 2009 das Zentrale Hunderegister eingeführt. Seither müssen alle Hundehalter ihren Hund im zuständigen Rathaus registrieren lassen. In Wolmirstedt wurden in diesem Jahr schon 86 Hunde angemeldet, abgemeldet hingegen wurden 67. Auch im vergangenen Jahr gab es mehr Anmeldungen (109) als Abmeldungen (67).
Das bedeutet, dass tagtäglich viele Herrchen und Frauchen mit ihren Vierbeinern Gassi gehen. Sie erleben zum einen die schnelle Kontaktaufnahme zwischen Gleichgesinnten, aber auch Konflikte.
Brenzlige Situationen kennen auch Remo Röhr und Jeanette Friedrich. „Legt ein Hund die Ohren nach vorn und fixiert einen anderen Hund, ist Gefahr im Verzug“, weiß Remo Röhr. Das Anschleichen sei nicht niedlich, sondern die Vorbereitung auf den Angriff. „Da muss sofort deeskaliert werden.“ Überhaupt stellt Remo Röhr klar: „Hunde sollten nicht auf andere Hunde zugehen, ohne dass der Halter um Erlaubnis gefragt wird.“ Er übersetzt das Hundedenken so: „Der andere Hund und sein Mensch gehören nicht zu unserem Rudel.“
Das vermittelt Jeanette Friedrich auch ihrer Shelly. Die beiden sind ein Team.
Die Hundefreunde treffen sich jeden Sonntag um 10.30 Uhr in der Angerstraße 14 in Wolmirstedt.