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Chorjubiläum Samsweger Männer singen seit 140 Jahren

Als der Männerchor „Liederkranz“ in Samswegen gegründet wurde, gab es weder Strom noch Radio oder Fernseher. Wer den Chor einst aus der Taufe hob.

Von Sebastian Pötzsch 15.08.2023, 16:34
Der Männergesangeverein "Liederkranz" Samswegen - hier bei einem Auftritt auf dem diesjährigen Ostermarkt in der Samsweger Dorfkirche - feiert in diesem Jahr den 140. Geburtstag.
Der Männergesangeverein "Liederkranz" Samswegen - hier bei einem Auftritt auf dem diesjährigen Ostermarkt in der Samsweger Dorfkirche - feiert in diesem Jahr den 140. Geburtstag. Foto: Sebastian Pötzsch

Samswegen - Die Gründung des Gesangsvereines mag damals nicht außergewöhnlich gewesen sein, schließlich gab es Chöre, vor allem in den Kirchgemeinden, schon seit langer Zeit.

Was Kantor Heinrich Möwes und Landwirt Emmanuel Kost im Jahr 1883 bewogen haben mag, einen Männergesangsverein in Samswegen aus der Taufe zu heben, ist heute nicht nachvollziehbar. „Leider gibt es kaum noch Dokumente, die die Zeit überlebt haben“, bedauert Burkhard Wohlfarth, der dem „Liederkranz“ seit nunmehr 21 Jahren vorsteht.

Fest steht jedoch: Der Chor nimmt von Beginn an eine besondere Stellung im gesellschaftlichen Dorfleben und darüber hinaus ein. Bei sämtlichen Feiern ertönt der Männergesang - ob bei Dorffesten, Hochzeiten oder während gemeinsamer Auftritte mit Schülern und Kita-Kindern. Zum 100. Geburtstag verlieh sogar der damalige Bundespräsident Richard von Weizäcker dem Gesangsverein die sogenannte Zelter-Plakette. Die staatliche Auszeichnung geht zurück auf die Berliner Liedertafel, ein im Jahr 1884 von Carl Friedrich Zelter gegründeter Männerchor, der bereits 1909 eine Zelter-Plakette für Verdienste um den deutschen Männergesang stiftete.

Früher sind die Jungs schon mit 18, 19 Jahren in den Chor eingetreten. Heutzutage steht in dem Alter Fußball ganz hoch im Kurs oder die Freiwillige Feuerwehr.

Vereinsvorsitzender Burkhard Wohlfarth

Nun wird der „Liederkranz“ 140 Jahre alt. Und das soll zünftig gefeiert werden. Die Vorbereitungen sind schon seit Monaten in vollem Gange. Anlässlich des runden Geburtstages soll es am 24. September ein großes Fest geben. „Dann laden wir zu einem Chortreffen in die Mehrzweckhalle am Sportplatz ein – bei freiem Eintritt“, hebt der Vereinsvorsitzende hervor.

Los geht es bereits um 11 Uhr mit einem Gottesdienst unter freiem Himmel auf dem Sportplatz. Das musikalische Programm startet um 14 Uhr mit Auftritten von Kita-Kindern sowie Mädchen und Jungen der örtlichen Grundschule. Nach den Begrüßungsworten des Schirmherren Landrat Martin Stichnoth sowie des Gemeindebürgermeisters Stefan Müller und Ortsbürgermeisterin Alexandra Cop stehen nacheinander insgesamt neun Gesangsgruppen auf der Bühne. Dazu zählen neben dem „Liederkranz“ die gemischten Chöre aus Meseberg sowie aus Wolmirstedt und Colbitz, der Gesangsverein „Deutscher Sinn“ aus Gutenswegen, „Ton Art“ aus Samswegen, der Männerchor Angern, der Glindenberger Chor sowie die Männerchöre aus Hundisburg und Neuenhofe. „Gegen 17 Uhr wird es einen gemeinsamen Abschluss aller Singgemeinschaften geben“, verrät Burkhard Wohlfahrth. Das Lied stehe fest. So wird „Singen macht Spaß“ zu hören sein.

Bürokratie bei den Vorbereitungen

Doch im Vorfeld gab und gibt es viel zu tun. „Die offiziellen Dinge sind erledigt“, sagt der Vereinsvorsitzende. So sei der Mietvertrag mit dem Samsweger Sport- und Spielverein für die Mehrzweckhalle fixiert und auch die Genehmigung der Gemeinde liege vor. Die Sänger erwarten noch einen Zuwendungsbescheid des Landkreises. „Unser Chortreffen ist mit einem ganzen Haufen Bürokratie verbunden“, meint Wohlfarth.

Zu den noch unerledigten Aufgaben gehört das große Kuchenbacken. So haben sich die Ehefrauen und Freunde des Männergesangsvereines bereit erklärt, einen Basar für Leckereien aus dem Ofen auf die Beine zu stellen. Außerdem wird ein Bierwagen der Colbitzer Brauerei mit Kaltgetränken vor Ort sein.

Nun sind die Samsweger gefragt, möglichst zahlreich am Jubiläum teilzunehmen. Dabei schwingt bei den singenden Herren auch die Hoffnung mit, dass Nachwuchs in den Chor einsteigt. Laut dem Vereinschef zählt die Truppe aktuell 16 aktive Mitglieder – Tendenz fallend.

„Liederkranz“ hat Nachwuchssorgen

Dabei hat der „Liederkranz“ schon bessere Zeiten gesehen. Laut Burkhard Wohlfahrth zählte der Verein einst über 100 Mitglieder. Immer nur Männer. „Frauenstimmen hätten Auswirkungen auf den Klangkörper“, erklärt er. „Wenn wir Ausflüge gemacht haben, waren die Busse immer voll“, erinnert er sich. Heute sei es fast unmöglich, vierstimmige Lieder zu präsentieren, weil die Sänger fehlten.

Die Gründe für die Nachwuchsprobleme meint Wohlfarth im Geiste der Zeit zu finden. „Früher sind die Jungs schon mit 18, 19 Jahren in den Chor eingetreten. Heutzutage steht Fußball ganz hoch im Kurs oder die Freiwillige Feuerwehr.“

Dabei werden im „Liederkranz“ heutzutage nicht nur altbackene Stücke eingeübt. „Wir singen auch englischsprachige Gospels oder Popsongs wie 'Country Roads'“, wirbt der Vorsitzende.

Musikalisch durch das Jahr

Außerdem halte eine Mitgliedschaft ein abwechslungsreiches Jahresprogramm bereit. Neben den wöchentlichen Übungsabenden am Donnerstag ab 20 Uhr bewältigt der Samsweger Gesangsverein zahlreiche Auftritte auf Sängertreffen befreundeter Chöre. Auch bei Geburtstagen und Hochzeiten werden die singenden Männer gern gebucht. Außerdem stehen in jedem Jahr das gemeinsame Adventskonzert mit der Kita und Schule an sowie die Umrahmungen der Kranzniederlegung am Volkstrauertag oder bei kirchlichen Veranstaltungen wie Erntedank und den Christvespern.

Außerdem wird auch in den eigenen Reihen gern gefeiert, wie Burkhard Wohlfahrt verrät. Jedes Jahr gibt es ein Weihnachtsvergnügen und ein Frühlingsfest. Alle zwei Jahre begeben sich die singenden Männer mit ihren Ehefrauen und Freunden auf eine Chorfahrt.

Doch im Moment haben die „Liederkranz“-Mitglieder nur eines im Kopf: Das große Fest am 24. September zum 140. Geburtstag ihres Männergesangsvereines.