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Schäferei Herdenschutzhunde versus Wölfe

In Sandbeiendorf ist eine Interessengemeinschaft gegründet worden. Sie will Weidetierhaltung und Wolf-Anwesenheit konfliktfrei ermöglichen.

Von Burkhard Steffen 15.03.2018, 00:01

Sandbeiendorf l Seit einigen Jahren betreibt der Sandbeiendorfer Joachim Rohloff gemeinsam mit seinem Sohn eine Schäferei. „Sechsmal hat der Wolf zugeschlagen und Schafe aus unseren Herden gerissen“, ärgert sich Rohloff.

Vor zwei Jahren hat er sich Herdenschutzhunde angeschafft. Insgesamt acht Pyrenäenberghunde sorgen seitdem dafür, dass seine etwa 650 Schafe in drei Herden ruhig grasen können. „Seit Anschaffung der Hunde gab es keinen Riss. Lediglich einmal wühlte sich ein Wolf unter dem Weidezaun hindurch, wurde aber von den Hunden verjagt.“

Diese guten Erfahrungen wollen die 18 Gründungsmitglieder der Interessengemeinschaft „Herdenschutz und Hunde“ nutzen und Weidetierhaltern helfen. „Das Land unterstützt die Tierhalter bei der Anschaffung von Herdenschutzhunden. Gefördert werden bis zu 80 Prozent“, weiß Professor Peter Schmiedtchen. Er ist zweiter Bundesvorsitzender der Gesellschaft zum Schutz der Wölfe und gehörte zu den Gründungsmitgliedern der Interessengemeinschaft.

Doch seitdem das Land die Anschaffung der Hunde fördert, sind die Preise regelrecht explodiert. Das liege auch daran, dass Sachsen-Anhalt lediglich zwei Hunderassen als Herdenschutzhunde anerkennt. Das sind die Pyrenäenberghunde, wie sie Joachim Rohloff hält und Maremmen-Abruzzen-Schäferhunde. „Doch auch der Kaukasische Owtscharka, der Kangal oder der Kuwasz wären für die Aufgabe, die Wölfe abzuschrecken, geeignet“, betont Peter Schmiedtchen. Wichtig seien eine bestimmte Größe, ein tiefes Bellen und ein Imponiergehabe, mit dem die Hunde die Wölfe von der Herde vertreiben.

Ohnehin sehen die Schäfer die Gefahr, dass ihre Herdenschutzhunde als gefährliche Hunde eingestuft werden. „Wenn sie nämlich den geforderten Wesenstest bestehen, sind sie als Herdenschutzhunde nicht geeignet“, macht Schmiedtchen deutlich. Die Mitglieder der Interessengemeinschaft wollen deshalb eine Prüfungsordnung für Herdenschutzhunde erarbeiten und diesen Entwurf als Vorschlag an die Landesregierung übergeben.

Darin ist unter anderem vorgesehen, dass die Hunde bei ihrer Herde geprüft werden. „Beispielsweise ist ein Hund nicht geeignet, der nicht zauntreu ist und seine Herde verlässt“, betont Joachim Rohloff. Auch Aggressionen gegen Menschen gelten als Ausschlusskriterium. Bei der Prüfung soll zwischen Junghunden und ausgewachsenen Hunden unterschieden werden. „Es ist immer besser, einen Junghund selber auszubilden und ihn zur Prüfung vorzustellen. Dann kennt man das Wesen des Hundes viel besser.“

In Kürze soll der Entwurf der Prüfungsordnung an das Umweltministerium gehen. „Ziel ist es, dass Hunde, die diese Prüfung bestehen, vom Land gefördert werden. Dabei geht es nicht um die Anschaffung, sondern um die deutlich höheren Unterhaltskosten“, spricht Schmiedtchen vielen Weidetierhaltern aus der Seele.

Die Gesellschaft zum Schutz der Wölfe unterstützt die Weidetierhalter. Sie hat beispielsweise Joachim Rohloff zwei Hunde geschenkt. „Darüber hinaus halten wir engen Kontakt zu einem Züchter in Aken. Der bildet derzeit zwei Herdenschutzhunde für uns aus“, berichtet Professor Schmiedtchen. Wenn diese Hunde ihre Ausbildung erfolgreich beendet haben, bilden sie eine so genannte schnelle Eingreiftruppe. „Dann können wir Tierhaltern im Schadensfall kurzfristig helfen, die Wölfe zu vertreiben“, informiert Schmiedtchen, „denn wenn ein Wolf einmal erfolgreich war, kommt er immer wieder. Macht er aber die Erfahrung, ,diese Herde tut weh‘, dann sucht er sich andere Futterquellen.“