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Stadtentwicklung Schotter kontra Grün in Wolmirstedt?

Die AWG ist ein großes Wohnungsunternehmen und hat in der Vergangenheit viel Grün in Wolmirstedt etabliert.

Von Gudrun Billowie 16.06.2020, 01:01

Wolmirstedt l Es ist noch nicht lange her, da blühte es vor dem Geschäftshaus des Wohnungsunternehmens AWG. Passanten erfreuten sich am Anblick bunter Beete, Insekten labten sich an Sommerblumenblüten. Doch diese Vielfalt ist Geschichte. Dort, wo noch vor wenigen Wochen Pflanzen ihre Wurzeln in die Erde gruben, liegt jetzt Schotter. Will die AWG ihr grünes Konzept künftig überdenken?

Nein, weist AWG-Geschäftsführer Steffen Mairose solcherlei Intentionen weit von sich. Die AWG setzt auch weiterhin auf Grün im Wohnumfeld ihrer Häuser. Nur vor dem Geschäftshaus musste die Notbremse gezogen werden. „In diesen Beeten haben oft Hunde ihr Geschäft verrichtet“, berichtet Steffen Mairose, „die Mitarbeiter der Grünpflege haben dort nicht mehr gern saubergemacht.“ Das versteht er gut, denn der Geruch der Hunde-Hinterlassenschaften sei manchmal bis in die Büros gedrungen. Deshalb sah sich die AWG gezwungen, das Konzept an dieser Stelle zu überdenken.

Trotzdem: „So stupide sollen diese Flächen nicht bleiben“, verspricht Steffen Mairose. Die AWG hat schon eine Idee entwickelt, wie diese Schotter-Rechtecke künftig gestaltet werden können. Der Geschäftsführer verrät: „Unser Markenzeichen sind die Metallfiguren, die an einigen unserer Gebäuden stehen. Solche Figuren wollen wir auch auf diesen Schotterbeeten platzieren.“

Dabei will die AWG gern die Schulen einbeziehen. Die Kinder dürfen die Figuren nach ihren Vorstellungen gestalten, die besten können mit einer Ehrung rechnen. Eigentlich sollte die Arbeit daran schon begonnen sein, doch die Corona-Krise ist dazwischen gegrätscht, der Schulbetrieb folgt den Hygieneregeln, Arbeitsgemeinschaften haben den Betrieb noch nicht wieder aufgenommen.

Daneben reifen in der AWG die Ideen für die Gestaltung des Zentralen Platzes. Der soll künftig mehr zum Verweilen einladen. Das würde auch dem kleinen Café zugute kommen.

Gehen Familien dort Eis essen, wird es Kindern manchmal langweilig, hat die Inhaberin beobachtet. Die Eltern möchten noch ein wenig sitzen bleiben, doch die Kleinen haben noch kein „Sitzfleisch“ und wissen nicht, wohin mit ihrer Energie. „Wir können uns gut vorstellen, dort kleine Highlights aufzubauen“, lässt sich Steffen Mairose in die Karten schauen. Er denkt dabei an Spielgeräte für die Kinder, aber auch Gestaltungselemente, die Erwachsene nutzen können.

In der Tat bietet der Zentrale Platz viel Raum. Wie gut dieses Areal angenommen wird, zeigen die vergangenen AWG-Feste, das „Fest der Nachbarn“ und der Adventsmarkt.

In diesem Jahr ist in dieser Hinsicht jedoch vieles anders. Das „Fest der Nachbarn“ wird traditionell am ersten Freitag im September gefeiert, doch in diesem Jahr macht Corona einen Strich durch die Rechnung. Zwar endet am 31. August vorerst das Veranstaltungsverbot, aber niemand kann voraussagen, wie sich die Pandemie entwickelt. Planungen für derart große Veranstaltungen gestalten sich unter diesen Umständen unmöglich.

Zurück zu den Grünflächen. Gibt es in der Stadt genug? Mit dieser Frage beschäftigten sich auch die Macher des Stadtentwicklungskonzeptes, das vor sechs Jahren erarbeitet wurde. Darin wird Wolmirstedt ausreichendes Grün bescheinigt. Es gibt sogar mehr Grünflächen, als Richtwerte empfehlen.

Als Orientierungswert gelten sieben Quadratmeter siedlungsnahes Grün pro Einwohner für die Wochenenderholung sowie sechs Quadratmeter wohnortnahes Grün pro Einwohner für die Erholung nach Feierabend.

Werden in der Kernstadt grob 10 000 Einwohner gerechnet, so gelten 60 000 Quadratmeter Grünfläche in der Nähe als optimal. Wolmirstedts Kernstadt hat mehr, verfügt allein durch den Stadtpark, den Friedhof, die Freiflächen auf der Schlossdomäne und die Ohrepromenade über 87 300 Quadratmeter Grünfläche.

Zudem ist es durch die Kleinteiligkeit der Stadt jedem Einwohner möglich, in einer Luftlinie von 1500 Metern die offene Landschaft in Küchenhorn und Co. zu erreichen. Bewohner der Ortschaften leben nur rund 500 Meter von offenen Landschaften entfernt.

Deshalb wird im Stadtentwicklungskonzept lediglich empfohlen, den Stadtpark zu gestalten. Dafür liegen bereits Pläne vor, die sehen eine andere Bepflanzung, Spielgeräte sowie die schönere Gestaltung des Ehrenmals vor. Womöglich also schmerzt Wolmirstedt die kleine Schotterfläche nicht.