Stimmabgabe zur Bundestagswahl Wahllokal eingerichtet: In Wolmirstedt kann die Jugend auch mit unter 18 Jahren wählen
Im BFZ in Wolmirstedt wird ein Wahllokal eingerichtet. Hier dürfen Kinder und Jugendliche zur Bundestagswahl auch schon mit unter 18 Jahren wählen. So ist das möglich.

Wolmirstedt. - Am 23. Februar ist Bundestagswahl. Dass aber auch Jungen und Mädchen unter 18 Jahren schon wählen dürfen, wird seit langem diskutiert. Im Bildungs- und Freizeitzentrum (BFZ) in Wolmirstedt ist das möglich - und die Mitarbeiter gehen sogar noch einen Schritt weiter.
„Hier dürfen nicht nur Jugendliche von 16 bis 18 Jahren wählen, sondern auch alle Kinder“, erklärt BFZ-Jugendbildungsreferent Thomas Hippe. Möglich macht es das Bildungsprojekt „U18“, zu dem unter anderem das Deutsche Kinderhilfswerk (DKHW), der Deutsche Bundesjugendring (DBJR), zahlreiche Jugendverbände und das Berliner U18-Netzwerk gehören. Das Projekt lebt von freiwilligen Helfern – wie BFZ in Wolmirstedt. Denn das haben die pädagogischen Mitarbeiter als barrierefreies Wahllokal angemeldet. Lokale dieser Art gibt es in ganz Deutschland, zwei davon im Landkreis Börde. Mitmachen kann jede Einrichtung wie Kita oder Schule, die sich anmeldet und zur Demokratiebildung beitragen möchte.
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Denn Ende Dezember 2023 lebten rund 14,3 Millionen Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren in Deutschland. Und damit knapp 17 Prozent der Gesamtbevölkerung, die nicht wählen dürfen.
U18-Bundestagswahl: Stimmen zählen amtlich nicht
In Wolmirstedt haben sie nun die Wahl. Die Stimmen zählen letztlich aber nicht zum amtlichen Wahlergebnis, sind auch nicht repräsentativ. Ziel des U18-Projektes ist es zu zeigen, dass auch Kinder und Jugendliche eine Stimme haben und zur Demokratie dazugehören. „Wir wollen informieren und den Kindern helfen zu erkennen, dass sie die Demokratie mitgestalten können und auch sollen“, sagt der pädagogische Mitarbeiter Steffen Heinrich.
Dazu gibt es eine Wahlurne und auch Wahlzettel. Ausgewertet werden die Ergebnisse von den BFZ-Mitarbeitern, fließen in die deutschlandweite Statistik mit ein und werden am Ende online veröffentlicht. „Auch wenn sie zum Ergebnis der Bundestagswahl nicht beitragen, ist es spannend zu sehen, inwieweit Kinder wählen würden“, sagt Hippe. Denn häufig unterscheide sich das Wahlverhalten nicht von dem der Eltern.
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Um die Kinder und Jugendlichen vorher nun über ihre Wahlmöglichkeiten zu informieren und wertfrei über die Wahl zu diskutieren, können interessierte Jungen und Mädchen jeden Donnerstag von 14 bis 17.30 im BFZ vorbeikommen. „Gern können Schulen auch vormittags Termine vereinbaren, wo wir allen in unserem Wahllokal mit kleinen Filmen, Informationsmaterial und Spielen, das Thema einfach und spielerisch näherbringen“, erklärt Heinrich.
Wahlen ab 16 Jahren: Jugend ist nicht wahlberechtigt
Dass Jugendliche noch nicht wählen dürfen, ist im Bundeswahlgesetz so verankert. Obwohl es regelmäßig Initiativen gibt, um das Wahlalter auf 16 Jahre herabzusetzen, und auch schon bei Kommunalwahlen zwei Jahre früher gewählt werden durfte, gilt das Lebensalter neben der Staatsangehörigkeit nach wie vor als die entscheidende Zugangsvoraussetzung zur Bundestagswahl. Das ab 2021 regierende Ampel-Bündnis aus SPD, Grünen und FDP wollte das Wahlalter bis zur Bundestagswahl 2025 auf 16 Jahre gesenkt haben. Dafür hätte es aber eine Grundgesetzänderung mit Zweidrittelmehrheit gebraucht, die jedoch nicht zustande kam.
Gewählt wird nun in Wolmirstedt zur U18-Wahl aber nicht am 23. Februar. Die Stimme kann im BFZ schon vom 11. bis 13. Februar abgegeben werden. Von 13 bis 17 Uhr ist das Wahllokal dann geöffnet „Wenn Schulen sich anmelden, können wir auch eine frühere Zeit vereinbaren“, sagt Hippe. Und noch eines unterscheidet die Wahl: Hier gibt es nur eine Zweitstimme, es wird also nur eine Partei gewählt. Wie bei der Erwachsenenwahl wird aber auch im BFZ geheim und vor allem freiwillig die eigene Stimme abgegeben. „Kommen Klassen im Verband, wird keiner zum Wählen gezwungen, wer nicht möchte, braucht auch nicht“, sagt Heinrich.