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Warnstreik Angestellte fordern Tarifvertrag

Dunkle Wolken über der Symacon GmbH in Barleben: Rund 50 Mitarbeiter sind in einen vierstündigen Warnstreik getreten.

Von Sebastian Pötzsch 01.10.2019, 10:00

Barleben l Es ist Montagvormittag vor dem Gelände der Symacon GmbH im Gewerbegebiet Ostfalenpark westlich von Barleben. Sturm „Mortimer“ peitscht mit Sturmböen über die Börde und hat gleich noch ergiebigen Regen im Gepäck. Doch rund 50 Mitarbeiter des Maschinenbauunternehmens trotzen dem ungemütlichen Herbstwetter und haben sich vor dem Haupttor zum Betriebsgelände postiert. Sie sind mit roten Westen und roten Mützen der Gewerkschaft IG Metall bekleidet. Auf Transparenten fordern sie die Aufnahme von Tarifverhandlungen.

„Bereits seit März 2019 fordern wir den Arbeitgeber dazu auf – doch leider ohne Ergebnis“, erklärt Gewerkschaftsfunktionär Thomas Waldheim. Ein Warnstreik und mehrere Gesprächsangebote hätten die Geschäftsführung bisher kalt gelassen. „Am Mittwoch der vergangenen Woche ist beim Arbeitgeber ein Schreiben von mir eingegangen mit der Frage, ob denn die Geschäftsführung nun bereit für Verhandlungen ist. Darauf gab es keine Antwort“, sagt Waldheim und fügt hinzu: „Darauf wurde am vergangenen Freitag während einer Betriebsversammlung mit den drei Geschäftsführern erneut diese Frage gestellt. Allerdings gab es keinerlei Reaktionen.“

Das bestätigt auch Ralf Lorenz. „Die drei Herrschaften haben nach der Frage einfach weggeschaut und eine Antwort einfach ausgesessen“, erinnert sich der Betriebsratsvorsitzende. Das habe die schlechte Stimmung, die sich teils über Jahre und Jahrzehnte unter der Belegschaft im Unternehmen angestaut habe, weiter angefacht. „Anfang des Jahres gab es zwar ein Lohnplus von 3,1 Prozent, also 20 bis 25 Euro mehr im Monat. Doch dafür hat sich der Arbeitgeber mehr Flexibilität der Mitarbeiter erkauft“, macht sich Lorenz seinem Ärger Luft. So mussten die Beschäftigten einer Klausel zustimmen, die es der Geschäftsführung erlaubt, Mitarbeiter auch an anderen Firmenstandorten einzusetzen. „Das Lohnplus war faktisch also keine Gehaltserhöhung“, begründet der Betriebsratschef seine Kritik.

Bereits vor fünf Wochen sei auf einer Belegschaftsversammlung zum wiederholten Mal eine Lohnerhöhung um durchschnittlich 500 Euro gefordert worden. Doch laut Geschäftsleitung sei „das derzeit nicht drin. Und das, obwohl die einzelnen Bereiche im Unternehmen aktuell prosperierten. Davon wollen wir natürlich auch profitieren“, fordert Ralf Lorenz von der Unternehmensleitung ein.

Bei der Symacon GmbH sind die Löhne laut IG Metall über viele Jahre nicht angehoben worden. Teilweise herrschen innerhalb des Maschinenbau-Unternehmens am Standort Barleben zudem Gehaltsunterschiede von bis zu 500 Euro zwischen langjährigen Mitarbeitern und neuen Beschäftigten. In der Folge sei die Schere zwischen den Löhnen in der Metall- und Elektroindustrie und den Entgelten der Symacon-Beschäftigten immer weiter auseinandergegangen.

Um die Lohnungerechtigkeiten auszugleichen, aber auch um Wochenarbeitszeiten und Urlaubsansprüche einheitlich zu regeln, fordern die Gewerkschaft und die Mitarbeiter seit dem 25. März einen Tarifvertrag. Laut Funktionär Thomas Waldheim hatte die Geschäftsführung die Frist zur Beantwortung der Forderung verstreichen lassen. Am 15. Mai gab es dann doch ein Gespräch zwischen der IG Metall und einem Mitglied der Unternehmensleitung. Dabei habe der Vertreter der Geschäftsleitung erklärt, dass es keine Verhandlungen zur Einführung eines Tarifvertrages geben werde.

Für den 6. Juni hatte die Gewerkschaft die Arbeitnehmer von Symacon zu einem ersten einstündigen Warnstreik aufgerufen, um den Druck auf die Geschäftsführung zu erhöhen. Auch ein Gespräch mit der Unternehmensleitung mehr als einen Monat später brachte keine weiteren Ergebnisse.

Anfang September hatte die Gewerkschaft dem Unternehmen eigenen Angaben zufolge erneut ein Gesprächsangebot unterbreitet. „Da der Arbeitgeber hierauf nicht reagierte, hat die betriebliche Tarifkommission am 26. September beschlossen, den Arbeitskampf in verschärfter Form aufzunehmen“, begründet Thomas Waldheim den vierstündigen Warnstreik und fordert die Aufnahme von Tarifverhandlungen. Während der Gewerkschafter droht, den Arbeitskampf weiter auszuweiten, hoffe Betriebsratsvorsitzender Ralf Lorenz, dass der Arbeitgeber nun einlenkt.

Die Symacon-Geschäftsführung war für eine Stellungnahme am Montag nicht zu erreichen.