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Wohnungsbau Altes Klosterdach bekommt Gauben

Das alte Kloster neben der Wolmirstedter Kirche wird derzeit aus dem Dornröschenschlaf geweckt. Es sollen 21 Wohnungen entstehen.

Von Gudrun Billowie 08.06.2018, 01:01

Wolmirstedt l Das alte Kloster stand lange leer. Zwischen der Katharinenkirche und den Zehngeschossern der Julius-Bremer-Straße fristete es nach dem Auszug der Berufsschule ein trostloses Dasein. Doch seit gut einem Jahr sind dort regelmäßig Bauarbeiter am Werk. Sie haben das Gebäude zunächst entkernt, inzwischen wird es für die künftige Nutzung ausgebaut. In 21 Zwei- bis Vierraumwohnungen sollen Menschen dort ein Zuhause finden. Sogar im Turm entsteht eine Wohnung. Eigentümer ist Steffen Mack aus Glindenberg. Er glaubt an reges Interesse, denn: „Mehr Innenstadt geht schließlich nicht.“

Bauträger ist die Templ-Gruppe, die sich schon mehreren denkmalgeschützten Häusern in Magdeburg oder Leipzig gewidmet hat. „Auch Wolmirstedt ist ein attraktiver Standort“, sagt Steffen Mack, und erklärt das mit der Nähe zur Landeshauptstadt und zu zwei Autobahnen.

Der Ausbau des Klosters erfordert eine enge Zusammenarbeit mit der oberen Denkmalbehörde. Die musste auch den Segen für die Gauben im Dach geben, denn die waren im ursprünglichen Kloster nicht vorhanden. Auch die Farbe des Gebäudes ist gesetzt. Sie wird der ursprünglichen Farbe des Klosters entsprechen: Ocker.

Veränderungen wird das angrenzende Haus erfahren, die ehemalige Schulküche. Die wurde in den 60er Jahren gebaut und gehörte zur Hermann-Matern-Schule, die bis 2007 auf dem Kirchplatz stand. „Wir werden das Dach der ehemaligen Schulküche wegspitzen“, erklärt Steffen Mack, „das heißt, das Dach dieses Gebäudes wird optisch an das Klosterdach angepasst.“ Trotz der augenscheinlichen optischen Annährung muss das neuere Gebäude deutlich sichtbar vom ehemaligen Kloster getrennt werden. Auch damit folgt der Bauherr einer Auflage des Denkmalschutzes.

Inzwischen hat das alte Kloster neue Holzfenster bekommen, die alte Holzdecke in der ehemaligen Aula bleibt erhalten. Auch die Substanz eines alten verglasten Wintergartens wird die Zeit überdauern.

Im Klosterhof befindet sich ein Art Park, der den künftigen Mietern einen Blick ins Grüne erlaubt. Balkons und Terrassen werden dorthin ausgerichtet. Die Kirchmauer zwischen Kloster und Kirche bleibt stehen, auch sie steht unter Denkmalschutz.

Der Keller des Klosters stammt aus dem 11. Jahrhundert, nach einem Brand wurde das jetzige Klostergebäude 1732 erbaut, als Äbtissenenhaus für den Zisterzienserorden. Außerdem diente es 78 Jahre lang als Fräuleinstift. Dort residierten die sogenannten Stiftsdamen, die ihr klösterliches Dasein durch eine Hochzeit beenden konnten. Im Jahre 1810 wurde das Gebäude zum Pächterhaus der Stiftsdomäne verwandelt und als solches bis 1945 genutzt.

Domänen waren große Landgüter. Die Stiftsdomäne dehnte sich etwa im Areal zwischen der Triftstraße, Bahnhofstraße, Fußgängerzone und Parkstraße aus.