Wolf Kein Geld für Elbeuer Schäfer
Die Wolfsattacke im Wolmirstedter Ortsteil Elbeu wird wohl nie ganz genau aufgeklärt werden.
Elbeu l Der letzte Märztag in diesem Jahr wird dem Elbeuer Landwirt Gordon Kuhnert noch lange in Erinnerung bleiben. Zum einen hat er drei Schafe verloren (Volksstimme berichtete), zum anderen sieht er dafür wohl keinen Cent. Sprich: Er bleibt auf dem Schaden sitzen.
„Für mich ist es in dem Fall schlecht, dass der vermutete Wolf nicht einwandfrei nachgewiesen werden konnte“, sagt Kuhnert. Das trifft nicht nur ihn hart, sondern auch seine Tochter, für die er die Tiere eigentlich als reine Liebhaberei hält. Für sie war der Verlust der Schafe natürlich ein besonderer Schock, den sie erst einmal verarbeiten musste. „Wölfe mag sie jetzt nicht mehr so gern“, formuliert der Landwirt vorsichtig. „Eine gute Botschaft gibt es aber dennoch. Das zweite, durch einen Kehlbiss verletzte Mutterschaf, hat überlebt. Das freut uns alle sehr.“
Der Landwirt hatte die überlebenden Tiere erst einmal in den Stall gebracht. Jetzt weiden sie wieder in einem anderen Bereich von Elbeu, der ebenfalls ganz nahe an der Wohnbebauung liegt. Kuhnert hofft, dass er hier von weiteren Wolfsangriffen verschont bleibt.
Gewerblich züchtet er übrigens Angus-Rinder, die auf Wiesen rings um Elbeu stehen. Das sind 50 Muttertiere mit ebenso vielen Kälbern. Ihr Schutz liegt ihm nun erst recht am Herzen. Hier könnte er aber auf Hilfe hoffen, denn spezielle Sicherungsanlagen werden gefördert. „Die entsprechenden Schutzzäune werden zu 100 Prozent gefördert“, hatte Expertin Julia Kamp noch vor Ort erklärt. „Dazu ist eine Stellungnahme vom Wolfskompetenzzentrum nötig, die wir dann natürlich erarbeiten. Im Regelfall gilt, dass der Zaun nicht teurer sein sollte als der Tierbestand dahinter.“ Die Expertin sicherte dem Elbeuer Landwirt die Unterstützung im Antragsfall zu.
Damit hat der Landwirt also schon bessere Karten als mit seinen Schafen. Ärgerlich ist für ihn zudem die endgültige Einschätzung des Kompetenzzentrums, die für den bewussten Angriff lautet: „Wolf nicht auszuschließen.“ Somit fehlt eben nur der eindeutige Nachweis, der für einen Antrag an das Amt für Landwirtschaft, Flurneuordnung und Forsten (ALFF) wichtig gewesen wäre. Über das ALFF werden Entschädigungszahlungen abgewickelt.
Auch der örtliche Jäger, Oliver Grundt, der sein Revier in diesem Bereich hat, ist alles andere als erfreut über das Ergebnis. „Ich habe vom Ausgang der Untersuchungen erst im Gespräch mit der Volksstimme erfahren“, sagt er etwas ungehalten. „Ich hätte erwartet, dass auch ich beizeiten in Kenntnis gesetzt werde.“ Das sei aber nicht erfolgt. Als Jäger sei es für ihn absolut wichtig, auf dem aktuellen Stand zu sein.
„Schon bei der Wolfsattacke in der Meitzendorfer Kiesgrube (Volksstimme berichtete) hat man mich nicht im Nachhinein direkt informiert, obwohl hier auch mein Revier ist“, äußert sich Grundt weiter. „Ich stelle mir eine Zusammenarbeit einfach anders vor.“ Letztendlich sei auch ein Jäger schließlich Naturschützer und müsse ein wachsames Auge auf die Geschehnisse in seinem Revier haben. Das sei schon aus Gründen der Gefahrenabwehr notwendig. „Wenn man Wölfe im Gebiet hat, dann muss man sich ganz anders auf die Situation einstellen“, fügt Grundt hinzu. „Für den Landwirt sind die Erkenntnisse der Untersuchung natürlich nicht besonders schön.“
Es sei schade, dass keine verwertbare DNA bei dem Vor-Ort-Termin gefunden worden sei. „Das um so mehr, da mit Julia Kamp eine erfahrene Expertin da war.“ Grundt selber schätzt ein, dass es bestimmt ein Wolf war, der in Elbeu zugeschlagen hat. „Die Zeichen waren einfach nicht zu übersehen“, sagt er. „Nach dem Vorfall in der Meitzendorfer Kiesgrube entwickelt man ein Auge dafür.“
Ines Wahl, Dezernentin für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit vom Landesamt für Umweltschutz Sachsen-Anhalt, bestätigt die Diagnose. „Im Rissfall bei Wolmirstedt hat die Analyse der DNA-Proben kein eindeutiges Ergebnis geliefert“, formuliert sie. „Es kommt in manchen Fällen vor, das zum Beispiel die DNA des Verursachers schon abgebaut ist oder von anderen genetischen Spuren überdeckt wird.“ Aufgrund des Rissbildes und der Umstände sei im vorliegenden Fall ein Wolf als Verursacher jedoch nicht auszuschließen.
Diese zuletzt getätigte Aussage wäre zumindest eine Grundlage für den betroffenen Landwirt, es dennoch mit einem Antrag auf Entschädigung zu versuchen. Aber der winkt ab. „Nein, das bringt zuviel Rennerei und Aufwand mit sich“, schätzt er ein. „Letztendlich bleibt die Sache doch ein Streitfall und ich will den langen Diskussionen aus dem Weg gehen, schließlich habe ich jede Menge Arbeit, die erledigt werden muss.“