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Katastrophenschutz Wolmirstedt setzt auf Wasserwehr

In Sachsen-Anhalt wird aktuell über Wasserwehren und deren Zukunft diskutiert. In Wolmirstedt gibt es diese seit vielen Jahren und ist fester Bestandteil der Gefahrenabwehr.

Von Tom Wunderlich 02.08.2021, 18:22
2013 werden rund um Wolmirstedt die Deiche von vielen Helfern ertüchtigt. Neben der Bundeswehr kommt auch die örtliche Wasserwehr zum Einsatz.
2013 werden rund um Wolmirstedt die Deiche von vielen Helfern ertüchtigt. Neben der Bundeswehr kommt auch die örtliche Wasserwehr zum Einsatz. Archivfoto: Gudrun Billowie

Wolmirstedt - Nach der Hochwasserkatastrophe in Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz kommt in den Reihen der Landesregierung Sachsen-Anhalt eine Diskussion über Wasserwehren in Sachsen-Anhalt auf. Schon seit vielen Jahren werden diese im Land unterhalten und sollen zum Beispiel im Fall von Hochwasser sofort bereit stehen. Allerdings wird deren Struktur bemängelt. Vor allem die Tatsache, dass die Wasserwehren nicht in den Katastrophenschutz eingebunden sind, scheint ein Problem zu sein. „Wir haben eine Reihe sehr leistungsstarker Wasserwehren in Sachsen-Anhalt. Die Kommunen haben sich bewusst entschieden, diese nicht in die Feuerwehren einzugliedern. Vorschriften, die die Arbeit der Wasserwehren nicht fördern, sondern behindern, sollten wir jetzt schnell ändern“, fordert SPD-Innenpolitiker Rüdiger Erben.

Es könne zum Beispiel nicht sein, dass die örtlichen Behörden mit Ordnungs- und Sicherheitsaufgaben (BOS) den Digitalfunk zur Kommunikation nutzen können, die Wasserwehren jedoch teilweise noch mit dem privaten Handy Verbindung halten müssten. „Das könnten wir ändern, indem wir die Wasserwehren in unsere Katastrophenschutzstrukturen integrieren.“

In Wolmirstedt existiert bereits seit mehreren Jahren solch eine Wasserwehr. Dieser Wach- und Hilfsdienst soll laut Satzung der Stadt bei Wassergefahren zum Einsatz kommen. Hier steht auch, wem die Wasserwehr untersteht: Nämlich nicht direkt der Verwaltung, sondern im Einsatzfall den Wasserbehörden. Die Stadt Wolmirstedt ist nur für die erforderlichen personellen, sachlichen und organisatorischen Maßnahmen zuständig und hält die hierfür erforderlichen Hilfsmittel bereit.

Einsatzgründe für die Wasserwehr können so zum Beispiel Hochwasser, Eisgang und andere Ereignisse sein, welche Anlagen oder Einrichtungen zum Hochwasserschutz aktiv bedrohen. Hier wird von der sogenannten Wassergefahr gesprochen. Geregelt ist der konkrete Einsatz durch die Paragrafen 174 und 175 des Wassergesetzes für das Land Sachsen-Anhalt.

Zwei Einsatzvarianten

Wie Frank Schröder, stellvertretender Ordnungsamtsleiter der Stadt Wolmirstedt, erklärt, kommt die Wasserwehr meist erst ab der Hochwasserstufe 3 ins Spiel. Hier seien dann vor allem zwei Einsatzvarianten klar definiert. „Zum einen gibt es den Wachdienst und zum anderen den Hilfsdienst.“ Ersterer sei für die Beobachtung der Wasserstandsentwicklung sowie der Schutzanlagen und bedrohter Objekte zuständig. Der sogenannte Hilfsdienst kümmert sich um die aktive Gefahrenabwehr. „Die Helfer können zum Beispiel zur Sicherung und Reparatur von Schadstellen an Deichen eingesetzt werden“, erklärt Frank Schröder.

Weitere Einsatzgebiete seien zum Beispiel die Sicherung von Brücken oder die Evakuierung bedrohter Gebiete. Präventiv sei der Hilfsdienst auch für die Pflege und Vervollständigung des Hochwasserschutzlagers der Stadt zuständig. Hier sind zum Beispiel Sandsäcke, beziehungsweise entspreche Befüllmaschinen gelagert.

Ein großes eigenständiges Lager, wie es zum Beispiel in Magdeburg vorgehalten wird, gibt es in Wolmirstedt nicht. „Unser Lager ist quasi auf zwei Standorte verteilt“, sagt Schröder. Zum einen sei dieses beim städtischen Bauhof angesiedelt. Hier werden zum Beispiel Sandsäcke gelagert und zum anderen bei der Feuerwehr in Wolmirstedt. „Hier halten wir für den Fall von Evakuierungen zum Beispiel Feldbetten vor“, erklärt Schröder. Ansonsten seien die Feuerwehren nicht direkt in die Wasserwehren involviert. „Diese stehen immer noch für die aktive Gefahrenabwehr bereit. Die Einsatzkräfte über einen Damm patrouillieren zu lassen, ist nicht unbedingt zielführend.“ Allerdings werden die ehrenamtlich Helfer indirekt hinzugezogen. „Bestes Beispiel ist die Flut von 2013. Da haben die Glindenberger Feuerwehrleute uns als Wasserwehr mit der nötigen Ortskenntnis und einem Büro unterstützt.“ Das habe super funktioniert.

Ansonsten seien es vor allem städtische Mitarbeiter, hier besonders die des Bauhofes, welche im Einsatzfall in der Wasserwehr tätig werden. „Ebenso gibt es eine Liste Freiwilliger, welche bei uns namentlich für die Wasserwehr hinterlegt sind.“ Alle Helfer sind in ihre Aufgaben eingewiesen und wissen dann im Ernstfall, was sie zu tun haben. Zudem seien einige der Mitglieder mit einem Bootsführerschein ausgestattet. Dieser ist nötig, da die Wasserwehr seit rund zehn Jahren über ein Boot verfügt, welches vor allem im Flachwasser gut einsetzbar ist. „Dieses wird aber auch von der Feuerwehr genutzt, falls es mal benötigt wird“, ergänzt er.

Auf kurzem Dienstweg

Dass die Wasserwehren in die Strukturen des Katastrophenschutzes integriert werden sollen, sieht er mit gemischten Gefühlen. „Die Flut 2013 hat uns allen gezeigt, dass die Struktur durchaus sehr gut funktioniert“, erläutert er. Man habe vieles auf dem kurzen Dienstweg regeln können und so zum Teil sehr viel Zeit eingespart. „Dadurch konnten wir die Katastrophenstäbe sehr gut unterstützen und trotzdem eigenständig arbeiten.“ Letztendlich müsse aber das Land entscheiden, inwiefern etwas geändert werden soll oder muss.