Gault Millau 2014: Zerbster "Vogelherd" ist bestbewertetes Restaurant in Sachsen-Anhalt 15 Punkte für eine raffinierte Landküche
Mit 15 von 20 möglichen Punkten konnte das Zerbster Parkrestaurant "Vogelherd" erneut im Restaurantführer Gault Millau punkten. Es bleibt damit im kommenden Jahr die kulinarisch beste Adresse in Sachsen-Anhalt.
Zerbst l "Ich staune. Damit haben wir nicht gerechnet." Die Nachricht, dass ihr Restaurant "Vogelherd" im Gault Millau 2014 erneut mit 15 Punkten geführt wird, erreichte Gabriele Erdmann bereits Montagabend. "Aber wir wollten es erst glauben, als wir es schwarz auf weiß gelesen haben."
Die Bewertung des französischen Restaurantführers kommt für Gabriele Erdmann trotzdem überraschend. "Wir bieten eine verfeinerte Hausmannsküche an. Ich hatte Bedenken, dass die nicht mehr kreativ genug ist, nicht modern genug für diese Punktzahl." Doch die Zweifel waren unbegründet.
Die Freude ist auch deshalb so groß, weil ganz offensichtlich geschätzt wird, dass dieses Haus großen Wert auf regionale und frische Produkte legt. Gemüse aus dem Ankuhn, Rind und Kalb aus Luso, Schafskäse aus Deetz - die Liste ist noch deutlich länger, doch alle Erzeuger stammen aus der Region. Die Wege sind kurz, man kennt sich.
"Wir sparen nicht an den Einkäufen und letztlich bestimmen die Produkte und deren Saison unsere Karte." Obst und Gemüse kauft Gabriele Erdmann nur zur Hochsaison. "Das macht es nicht ganz billig, aber erst dann hat es den vollen Geschmack." Entsprechend schnell wird die Speisekarte den saisonalen Erzeugnissen angespasst. Die ist und bleibt verständlich und überschaubar. Sieben Hauptgerichte umfasst sie derzeit.
Im Vogelherd wird alles frisch zubereitet, ist echte Handarbeit. "Das merken auch die Tester", ist sich Gabriele Erdmann sicher, auch wenn sie und ihre Mitarbeiter noch nie einen der Tester erkannt haben. "Wenn hier das á la Carte-Geschäft läuft, haben wir gar keine Zeit mehr, uns darüber Gedanken zu machen, ob da vielleicht ein Tester im Gastraum sitzt."
Eine gute Küche bedarf jedoch auch Vorbereitung. "Noch können wir das dank unserer Auszubildenden", erklärt Gabriele Erdmann, die zusammen mit Gerhard Zahlmann und Sohn Michael hinter dem Herd steht. Neben vier Facharbeitern gehören vier Auszubildende zum Team. "Die haben es sicherlich nicht immer leicht hier, wegen des hohen Anspruchs." Doch der hohe Standard zahle sich später mehr als aus. Ob Wild zerlegen oder Eis herstellen - für Köche, die im Vogelherd gelernt haben, sind das keine Hürden.
Gäste umwerben
"Unsere Lage ist sicherlich Vor- und Nachteil zugleich", sagt Gabriele Erdmann. Genießer aus nah und fern fahren den Vogelherd an, nutzen beispielsweise den Mittagstisch rege und viele feiern dort ihre Familienfeste. So schafft unter anderem die Lage etwas abseits des Geschehens ein besonderes Ambiente. "Das und auch der Service fließt unter anderem in die Bewertung mit ein", sagt die Geschäftsführerin.
Das bedeute auch, dass die Restaurantfachkräfte nicht nur "Tellertaxis" sind, sondern die Speisen empfehlen können, den Gästen zuhören und auch mit dem Gast ein Wort wechseln. "In Zukunft wird es noch wichtiger sein, die Gäste zu umwerben", schätzt Gabriele Erdmann ein. Im Vogelherd ist dies längst Unternehmensphilosophie.
Das Parkrestaurant wird auch künftig seiner Tradition regionaler Landküche treu bleiben. Doch auch hier wird regelmäßig Neues ausprobiert. "Das kommt an." Sicherlich sei es möglich, noch kreativer zu kochen, noch experimenteller. "Aber ich sage immer, man soll den Hunger mit Genuss stillen", sagt Gabriele Erdmann. Und dazu gehöre auch, dass der Gast noch erkennen kann, was auf dem Teller liegt.
Der Vogelherd hat Mittwoch bis Freitag von 11.30 bis 15 Uhr und ab 18 Uhr geöffnet sowie am Wochenende jeweils von 11.30 bis 23 Uhr. Des Weiteren wird nach Vereinbarung unter (0 39 23) 78 04 44 geöffnet.