Kailey Mau: „I love Germany“ Amerikanerin aus Cleveland unterrichtet in Zerbst Grundschüler mit Leidenschaft im Fach Englisch
In Kürze fliegt Kailey Mau zurück über den großen Teich. Drei Jahre war die Amerikanerin dann in Deutschland, um Schüler beim Lernen der englischen Sprache zu unterstützen.

Zerbst/Wittenberg - Von Cleveland, Ohio, hat es Kailey Mau nach Sachsen-Anhalt verschlagen. Die junge Amerikanerin wohnt in Wittenberg. Aus der fast 400.000 Einwohner zählenden Heimatstadt am Eriesee in die geschichtsträchtige Lutherstadt mit etwas mehr als 45.000 Einwohnern.
2018 kam die junge Frau nach Deutschland. Als Fremdsprachenassistentin über ein Fulbright-Stipendium. Zunächst sollte es ein einjähriger Aufenthalt sein. „Das erste Jahr hat so viel Spaß gemacht, da habe ich mich für das zweite Jahr beworben“, erzählt die 24-Jährige. Am Liborius-Gymnasium in Dessau war sie die zwei Schuljahre im Einsatz.
Dreimal nach Zerbst in der Woche
Corona hatte Einzug gehalten, und Kailey Mau blieb. Sie bekam eine Stelle bei der Landeskirche Anhalt. Sie wird im Englisch-Unterricht an der Evangelischen Grundschule in Dessau eingesetzt und kommt dreimal in der Woche nach Zerbst, um die Schüler der Evangelischen Bartholomäi-Grundschule in Englisch zu unterrichten.
Wie verschlug es sie ausgerechnet in unsere Region? Nun, es passte alles zusammen, als Kailey Mau sich bewarb. Sie hatte ihren Abschluss an der Wittenberg University in Springfield, Ohio, gemacht, einer mit der Lutheranischen Kirche verbundenen Bildungseinrichtung. Und da war das Angebot für die junge Lehrerin, nach Wittenberg in Deutschland zu gehen.
Deutsche Sprache – schwere Sprache
Nach Deutschland wollte sie unbedingt. „I love Germany“, sagt sie. Das war schon so, als sie ein Kind war. Ein deutsches Au-pair-Mädchen war in der Familie. Sie sei wie eine Freundin gewesen, so Kailey Mau. In ihrem dritten Studienjahr war sie dann schon einmal in Deutschland, drei Monate über ein Austauschprogramm. Und auch sonst hatte sie schon viel über Deutschland und Luther in der Privatschule, die sie besucht hat, gelernt.
Die deutsche Sprache hat sie inzwischen gut drauf. Auch von den Schülern hat sie einiges gelernt, die dann weiter helfen, wenn ein Wort fehlt oder die Grammatik nicht stimmt. Deutsche Sprache, schwere Sprache – wie wahr. Sie habe erst in der 9. Klasse mit Deutsch angefangen, erzählt die Amerikanerin. Umso bemerkenswerter findet sie es, dass hier schon die Grundschüler Englisch lernen. „Ich war überrascht, wie gut die Schüler sind“, sagte sie.
In die Zerbster Schule kommt sie gern: „Die Schule ist klein, man kennt jeden Namen, jedes Gesicht“. Sie bedauert, dass sie bis jetzt nicht die Zeit gefunden hat, sich die Stadt näher anzuschauen. Nach dem Unterricht geht es – ob mit dem Auto oder der Bahn – immer gleich zurück nach Wittenberg.
Vieles gelernt und willkommen gefühlt
Vieles habe sie während ihrer Zeit in Deutschland gelernt, freut sich Kailey Mau. Da ist einiges dabei, was sie auch zu Hause anwenden möchte. Bei ihrer Arbeit hier habe sie immer ein gutes Gefühl gehabt und sich immer wohl und willkommen gefühlt.
Einen Job zu finden, wird die nächste Herausforderung sein in dieser schwierigen Zeit. Vielleicht wird Kailey Mau zurück an die Uni gehen, um ihre Lehrbefähigung zu erweitern. Sie freut sich auf zu Hause, auch wenn ihr das Leben in Deutschland gefällt. Es verlaufe geregelter, langsamer und man könne die Zeit genießen, meint sie. Doch zu Hause bleibt eben zu Hause. Ein Hund und fünf Katzen warten da außerdem.
Ihre Familie hat sie seit Januar 2020 nicht mehr gesehen. Aber zum Glück gibt es Technik, die es ermöglicht, fast täglich miteinander zu kommunizieren. Sechs Stunden Zeitverschiebung sind dabei zu beachten. Da tauschen sich Mutter und Tochter auch gerne über Schulisches aus, denn Kaileys Mutter arbeitet auch als Grundschullehrerin.
Schüler, Kollegen und das deutsche Essen werden der Amerikanerin fehlen
Ihre Familie hat Corona soweit überstanden. Alle sind gesund geblieben und inzwischen geimpft. Video-Unterricht, während die Schulen geschlossen blieben, war auch eine neue Erfahrung für die junge Lehrerin, die sich ebenso die Normalität zurückwünscht. Sie sei nicht genug gereist während ihrer Zeit hier, findet sie. Gerne hätte sie noch einiges mehr gesehen vom Land und von Europa.
Vermissen wird sie vielleicht das deutsche Essen: Rinderroulade, Frikassee, das Brot und den typisch „deutschen“ Döner! Auch ihre Kollegen, die Schüler und die neugewonnenen Freunde werden ihr fehlen. Eines ist sicher: Deutschland wird sie auf jeden Fall wieder besuchen. Es gibt also ein Wiedersehen.