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Bahnverkehr Jütrichauer befürchten Lärmbelastung

Die Deutsche Bahn will die Strecke zwischen Hannover und Mitteldeutschland ausbauen. Der Lärmschutz ist für die Jütrichauer ungenügend.

Von Thomas Kirchner 09.04.2019, 01:01

Zerbst l Die Bahnstrecke zwischen Lehrte, Magdeburg, Zerbst, Roßlau und Falkenberg ist eine bedeutende Hauptachse des Güterverkehrs zwischen den Räumen Hannover und Mitteldeutschland. Gleichzeitig wird sie auch vom Personenfern- und -nahverkehr befahren, was zu einer hohen Belastung führt. Darum sind kapazitätserhöhende Ausbaumaßnahmen geplant. Gesamtkosten des Projektes: 532 Millionen Euro.

„Der Ausbau der Strecke ist in den vordringlichen Bedarf des Bundesverkehrswegeplans (BVWP) 2030 aufgestiegen“, heißt es aus dem Bundesverkehrsministerium auf Volksstimme-Nachfrage. Im Jahr 2021 seien weitere Arbeiten am Haltepunkt Güterglück, an Signal-, Leit- und sicherungstechnischen Anlagen sowie an der Gleis- und Oberleitungsinfrastruktur geplant.

Als vorrangige Ausbaumaßnahme auf der gesamten Strecke nennt der Sprecher eine Blockverdichtung. Heißt: Signale werden in engerem Abstand zueinander aufgestellt, was zu einer Kapazitätserhöhung – mehr Züge – auf der entsprechenden Bahnstrecke führt. So soll nach den geplanten Baumaßnahmen 2021 zwischen Biederitz, Zerbst und Rodleben im Schnitt alle 2,5 Kilometer ein Signal stehen.

Die Jütrichauer sind jetzt schon genervt vom Lärm der vorbeidonnernden Güterzüge. „Ein Grillabend auf der Terrasse oder das Telefonieren und Fernsehen sind zur Qual geworden, von einer erholsamen Nachtruhe kann keine Rede sein“, schildern die Anwohner bei einem Treffen an den Bahnschranken in Jütrichau.

Besonders schlimm sei der Schall, wenn die Züge aus Richtung Roßlau aus dem Wald auf freies Feld kommen. In direkter Nachbarschaft der Gleise könne man kaum sein eigenes Wort verstehen. „Was soll das werden, wenn die Gesamtbauarbeiten abgeschlossen sind?“, fragen sich die Bewohner in Jütrichau.

Laut der Projektinfo sollen nach 2021 mindestens 20 Güterzüge pro Tag mehr auf der Strecke rollen. Insgesamt, den Personenverkehr eingerechnet, wären das bis zu 200 Züge pro Tag. Dagegen sind die Aussagen der Bahn-Pressestelle in Leipzig zum geplanten Lärmschutz entlang der Strecke eher bescheiden.

„Im Rahmen der Baumaßnahme 2021 werden im Bahnhof Güterglück die Bahnsteige an den Bahnübergang Moritzer Straße verschoben, wofür kleine Änderungen auch bei den Gleisanlagen erforderlich sind. Dafür wird ein Planfeststellungsverfahren stattfinden, in dem Belange des Lärm- und Erschütterungsschutzes entsprechend der gesetzlichen Vorgaben enthalten sind“, schreibt Bahn-Sprecherin Erika Poschke-Frost. Wann das sein wird, sei aktuell noch nicht bekannt.

Welche Maßnahmen zum Lärmschutz in Gehrden, Zerbst und Jütrichau geplant sind, dazu gibt es keine Aussage, stattdessen Links zu verschiedenen Internetseiten zur geplanten Lärmsanierung an Bahnstrecken in ganz Deutschland. Tatsächlich finden sich im Verzeichnis der noch zu bearbeitenden Lärmsanierungsbereiche auch die drei betroffenen Ortschaften der Einheitsgemeinde und Zerbst selbst.

Zur Ermittlung der Bearbeitungsreihenfolge wird für jeden Sanierungsabschnitt aus der Lärmbelastung in Dezibel, der Zahl der betroffenen Personen und der Länge des zu sanierenden Abschnitts eine Prioritätskennziffer (PKZ) errechnet. Die Zerbster Gemeinden liegen mit einem Wert von 2,577 im Mittelfeld. Die PKZ ermöglicht eine Reihung der sanierungsbedürftigen Streckenabschnitte nach vergleichbaren Kriterien. Die Länge der Lärmsanierungsabschnitte wird für Gehrden mit 0,5, für Güterglück mit 1,2, für Zerbst mit 2 und für Jütrichau mit 0,3 Kilometer angegeben.

Streckenabschnitte werden in das Lärmsanierungsprogramm aufgenommen, wenn die Auslösewerte – am Tag (6 bis 22 Uhr) von 67 und in der Nacht (22 bis 6 Uhr) von 57 Dezibel – für die Lärmsanierung überschritten werden, heißt es in einem Papier des Ministeriums. Dabei sollen solche Abschnitte bevorzugt saniert werden, bei denen die Wirkung des Lärmschutzes und die Anzahl belasteter Menschen besonders hoch sind. „Wir können Ihnen zu den betreffenden Lärmsanierungsabschnitten an der Strecke Magdeburg, Zerbst, Roßlau noch keine Zeitschiene zur Planung oder Umsetzung benennen“, so die Bahnsprecherin in Leipzig.