St. Benedicti-Kirche zu Güterglück Bei Chorkonzert ertönt sanierte Orgel erstmals in vollem Klang
Gut 60 Zuhörer erlebten in der Güterglücker St. Benedicti-Kirche am Freitag ein beeindruckendes Chorkonzert. Der Magdeburger Vokalkreis unter Leitung von Jürgen Irmscher unterhielt sein Publikum mit geistlichen Motetten und Volksliedern. Zwischendurch brachte Kantor Roland Theuring die nun komplett sanierte Orgel zum Klingen.
Güterglück. Unsaubere Töne und schweigende Pfeifen strapazierten lange die Nerven der Organisten beim Spiel auf der Güterglücker Orgel. Zugleich waren die Aussetzer untrügliche Zeichen, dass die "Königin der Instrumente" zu verstummen drohte. Doch Viele setzten sich dafür ein, dass ihr eben nicht die "Puste ausging", wie es Pfarrer Georg Struz bei der Begrüßung der gut 60 Konzertbesucher formulierte. All jenen, die sich für den Erhalt der Orgel engagiert und einbracht haben, hätten sie den Musikgenuss an diesem Abend zu verdanken. So handelte es sich um eine Dankeschön-Veranstaltung, die in ein gefühlvolles Chorkonzert eingebettet war.
Unter Leitung von Kirchenmusikdirektor i.R. Jürgen Irmscher brachte der Magdeburger Vokalkreis zunächst geistliche Motetten aus der Zeit der Romanik zu Gehör. In klarem vierstimmigen Gesang trugen die 15 Frauen und Männer unter anderem "Jauchzet dem Herrn, alle Welt" von Felix Mendelssohn Bartholdy (1809-1847) oder "Schaffe in mir, Gott, ein reines Herz" von Carl Loewe (1796-1869) vor. Bei den beiden umrahmenden Stücken "Lobet den Herren alle, die ihn ehren" und "Ich singe Dir mit Herz und Mund" stimmten die Zuhörer in einzelne, auf der Orgel begleitete Strophen mit ein. Auf diese Weise endete mit "Geh aus, mein Herz, und suche Freud" auch der mittlere Teil des Programms, in dem der perfekt harmonierende Chor Volkslieder zu Frühling und Sommer wie "Wie lieblich ist der Maien" oder "Freuet Euch der schönen Erde" ausdrucksstark interpretierte. Weitere Melodien schlossen sich an, als der Vokalkreis ein drittes Mal im Altarraum Aufstellung nahm. Mit "Der Mond ist aufgegangen" verabschiedeten sich die Sängerinnen und Sänger schließlich von ihrem begeisterten Publikum.
Abgerundet wurde das gut 90-minütige Konzert von mehreren Instrumentalstücken. Zwischen den Chorpassagen präsentierte Kantor Roland Theuring die neue Klangfülle der Güterglücker Orgel, die bei der Generalüberholung mit der Rohrflöte sogar ein weiteres Register erhielt. Dieses erklang genauso wie die vormals wurmstichigen Pedalpfeifen, die erst kürzlich aufgearbeitet worden sind.
"Wir haben es vollbracht. Unsere Orgel spielt wieder", freute sich Helga Rose. Wie bereits Pfarrer Struz bedankte sie sich ganz herzlich im Namen des Gemeindekirchenrats bei allen, die sich für die Orgelsanierung eingesetzt haben. Die Anwesenden unter den Genannten bat sie nach vorn. Ihnen wurden als nette Geste jeweils eine Rose und ein Glas Honig überreicht.
Helga Rose dankte den Mitarbeitern der Halberstädter Orgelbaufirma Hüfken und den Güterglücker Bürgern, die die Fachmänner beköstigt und beherbergt haben. Eine weiteres Dankeschön richtete sie an den Elektriker Bernd Lehmann aus Güterglück, der neue Steckdosen setzte, die Beleuchtung veränderte und den Anschluss für den Elektromotor verlegte. Auch Roland Theuring, der das Projekt angeschoben hatte und ihnen stets mit Rat und Tat zur Seite stand, vergaß Helga Rose nicht. Sie erwähnte ebenfalls die ungeheuren Spenden, mit denen die Instandsetzung ihres um 1900 erbauten Pfeifeninstruments finanziert werden konnte.
Neben zahlreichen Privatleuten unterstützten diverse Geldgeber mit Zuschüssen und Fördermitteln das dringend notwendige Vorhaben. Fast 28 000 Euro kostete die umfassende Reparatur und klangliche Überholung der zweimanualigen und nun zehn Register umfassenden Orgel. Die Kollekte nach dem Konzert diente der Deckung des noch offenen Restbetrages.
Über drei Etappen erstreckte sich die Sanierung. Die erste fand 2007 statt, die letzte jetzt im Mai – die Generalstimmung sogar erst am Freitag. Immerhin musste für jeden Bauabschnitt erst die Finanzierung abgesichert sein. Doch alle Kraft und Mühen haben sich gelohnt, wie Helga Rose konstatierte. Davon konnte sich auch Cäcilie Karg überzeugen, die zwischen 1975 und 1986 in Güterglück Pastorin war. Die 85-Jährige, die erblindet ist, dankte für die Einladung und dafür, dass die Güterglücker so an sie denken.
Am 18. September findet übrigens das nächste Konzert in der St. Benedicti-Kirche statt. Dann wird das Magdeburger Drehorgelorchester auftreten.