1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Zerbst
  6. >
  7. Fachkräfte zurückholen

Berufe Fachkräfte zurückholen

Unter dem Motto „Job & Chancen“ fand in Zerbst zum zweiten Mal ein Rückkehrertag statt.

Von Daniela Apel 28.12.2018, 00:01

Zerbst l „Wir trommeln ein wenig für die Zerbster Schraubenwerke“, formuliert es Claudia Dreher lächelnd, bevor sie sich dem nächsten Interessenten widmet. „Es wird sehr gut angenommen“, berichtet die Assistentin der Geschäftsführung von mehreren Vorstellungsgesprächen, die sie bereits hatten.

Erneut beteiligt sich das Unternehmen am Rückkehrertag, der nach 2017 gestern zum zweiten Mal in Zerbst stattfindet. Initiiert hat ihn die Entwicklungs- und Wirtschaftsförderungsgesellschaft (EWG) Anhalt-Bitterfeld gemeinsam mit der Arbeitsagentur Dessau-Roßlau-Wittenberg. „Wir wollen den bei uns ansässigen Firmen, unabhängig von ihrer Betriebsgröße, eine weitere Chance zur Mitarbeitergewinnung bieten“, erklärt EWG-Projektleiter Stephan Spehr.

Zielgruppe sind neben Berufspendlern vor allem jene Menschen, die vor Jahren für einen Job in die alten Bundesländer abgewandert sind. Denn in der Vergangenheit war das oftmals die einzige Möglichkeit, eine Arbeitsstelle zu finden.

Inzwischen hat sich die Situation verändert. Nun wird in der eigenen Heimat qualifiziertes Personal benötigt – der Rückkehrertag bietet den Unternehmen der Region eine Gelegenheit, sich vorzustellen und Bewerber zu akquirieren. „Knapp 20 Aussteller sind es dieses Mal – im vergangenen Jahr waren es 15“, blickt sich Stephan Spehr im Rathaussaal um.

„Wir sind zum ersten Mal dabei in der Hoffnung, Fachkräfte zu finden“, erklärt Heike Schrimpf, Pflegedirektorin der Helios Klinik Zerbst/Anhalt. So sucht das Krankenhaus Gesundheits- und Krankenpfleger genauso wie Laborassistenten und Operationstechnische Assistenten. Auch für die Frieling GmbH aus Dobritz ist die Teilnahme an der Messe für Berufspendler und Weggezogene eine Premiere. „Mal gucken, was rauskommt. Einige Interessenten waren schon da“, sagt Daniel Ernst, der bei dem Lohnbetrieb für landwirtschaftliche Dienstleistungen fürs Personal verantwortlich ist.

Die Chance nutzen und sich präsentieren – das ist nicht nur das Motto des Zerbster Seniorenzentrums „Haus am Frauentor“ der Arbeiterwohlfahrt. „Wir sind auf der Suche nach Pflegekräften“, weiß Pflegedienstleiterin Dorett Funke, dass dies eine anspruchsvolle und nicht zuletzt körperlich anstrengende Tätigkeit ist, für die sich nur schwer Bewerber finden.

Ob es beim Rückkehrertag gelingt, bleibt offen. Die meisten Interessenten, die vorbeischauen, gehen von Stand zu Stand, um sich zu informieren. Dennoch sei die Teilnahme einen Versuch wert, meint Michael Erxleben, Geschäftsführer der Zerbster Stahl- und Metallbau GmbH ER+TE, die einen Gemeinschaftsstand mit dem Konstruktiven Glas- und Metallbaubetrieb Zerbst (KGM) im Rathaus betreut. Und das bereits zum wiederholten Mal. In Folge der Veranstaltung 2017 konnte ER+TE letztlich einen neuen Mitarbeiter gewinnen.

Auch die Schraubenwerke konnten eine Einstellung verzeichnen. „Wir hatten einen sehr guten Rücklauf und mehrere Vorstellungsgespräche“, zieht Kristina Krause ein positives Fazit aus dem Rückkehrertag im vorigen Jahr. Und dieses Mal ist sie ebenfalls zuversichtlich, erzählt von einem gebürtigen Zerbster, der derzeit noch in Helmstedt wohnt, aber bereits den Rückzug samt Familie in die alte Heimat plant. „Er ist Zerspanungsmechaniker und hat schon seine Bewerbung abgegeben“, verrät Kristina Krause, die in der Schraube eigentlich für die Azubis zuständig ist.

Neben den verschiedenen Firmen sind ebenfalls das Bauamt der Stadt sowie die kommunale Bau- und Wohnungsgesellschaft Zerbst (BWZ) vertreten. „Wir machen das Paket komplett“, bemerkt BWZ-Geschäftsführerin Daniela Kock. Schließlich sollen die Interessenten nicht nur vom regionalen Wirtschaftsstandort überzeugt werden, sondern gleichzeitig vom attraktiven Lebensumfeld.

Am Ende der dreistündigen Veranstaltung sind es 60 Teilnehmer, die die Organisatoren zählen. „Das sind fast doppelt so viele wie im vergangenen Jahr“, freut sich Stephan Spehr über die Resonanz. Unter ihnen befinden sich jedoch nicht nur Weggezogene und Berufspendler, sondern ebenfalls Menschen, die einfach nach einem passenden Stellenangebot Ausschau halten.