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Betreuung Hort-Projekt steht wieder am Anfang

Längst sollte der neue Hort am Fischmarkt in Zerbst in Betrieb sein. Doch explodierende Baukosten bremsen den geplanten Umbau.

Von Daniela Apel 12.04.2019, 01:01

Zerbst l Das Hortprojekt am Fischmarkt hat sich zu einem schier unendlichen Geduldsspiel entwickelt. Jetzt im April sollte der Umbau des früheren Verwaltungsgebäudes eigentlich beginnen, die Fertigstellung bis September erfolgen. Davon zumindest ging Landrat Uwe Schulze (CDU) Ende Oktober noch aus.

Inzwischen hat sich nicht nur der Zeitplan erneut zerschlagen – ursprünglich sollte der Hort sogar bereits zum Schuljahresbeginn 2018/19 in Betrieb gehen. Mittlerweile ist völlig offen, ob das Vorhaben überhaupt realisiert wird. Denn die noch im Herbst auf 900.000 Euro geschätzten Kosten haben sich beinahe verdoppelt. Aktuell rechnet die Anhalt-Bitterfelder Kreisverwaltung mit einer Bausumme von 1,56 Millionen Euro, wie Bürgermeister Andreas Dittmann (SPD) im Zerbster Stadtrat informierte. Und darin ist nicht einmal die Dämmung der Außenfassade inbegriffen.

„Man suche nunmehr nach Alternativen, die kostengünstiger sind“, zitierte er den Landrat. „Mal davon abgesehen, dass es sehr lange gedauert hat, bis man zu diesem Ergebnis kam, ist das im Grundsatz richtig“, begrüßte Dittmann die jetzige Entscheidung. „Es kann uns nicht egal sein, zu welchem Preis der Landkreis die erforderlichen Hortplätze schafft. Über die Regelungen des Kinderfördergesetzes wird der Großteil der Kosten nämlich über den Defizitausgleich, den die Stadt zu tragen hat, auch bei uns ankommen“, erläuterte er.

Aus diesem Grund hat Dittmann den Landrat gebeten, der Stadt die Chance zu geben, eine Alternative zu suchen. „Hierzu habe ich das Bauunternehmen Toepel gebeten, seine ursprüngliche Idee für den Neubau einer Kindertagesstätte in der Jüdenstraße aufzugreifen und uns ein Angebot hierüber zu unterbreiten“, teilte der Bürgermeister mit.

„Wir sind dabei, die Unterlagen zu erstellen“, bestätigte Axel Finck, Projektleiter bei der Magdeburger Firma, auf Volksstimme-Nachfrage. Auf dem Grundstück an der Jüdenstraße, auf dem derzeit eine dreigeschossige Seniorenresidenz errichtet wird, könnte ebenfalls ein separates Hortgebäude mit einer großen Außenanlage entstehen, wie Finck ausführte. Sobald der Projektentwurf vorliegt, wird jener mit der Stadt abgestimmt.

Toepel-Bau habe nach wie vor Interesse an der Schaffung einer solchen Kindereinrichtung, erklärte Axel Finck. Bereits 2015 hatte Investor Frank Toepel der Stadt vorgeschlagen, auf dem Gelände zwischen Markt und Jüdenstraße eine Kita oder einen Hort zu bauen. Schon damals bedauerte Dittmann, dass „wir bei dem Thema einfach nicht zuständig sind“. „Der Landkreis ist in der Pflicht, für die Stadt ausreichend Kinderbetreuungsmöglichkeiten vorzuhalten“, begründete der Bürgermeister.

An Hortplätzen mangelt es schon seit geraumer Zeit. Die beiden Horte „An der Stadtmauer“ und „Zerbster Strolche“ werden längst mit Ausnahmegenehmigungen betrieben, um die Nachfrage abzudecken. Statt 80 stehen „An der Stadtmauer“ dadurch 90 Plätze zur Verfügung, von denen aktuell 88 belegt sind. Bei den „Zerbster Strolchen“, der immer für 50 bis 60 Kinder ausgelegt war, wurde die Kapazität auf 68 Plätze erhöht – momentan werden dort 65 Mädchen und Jungen betreut.

Wie sich die Zahlen und damit der Bedarf entwickeln, werden die Neuanmeldungen in den nächsten Wochen zeigen, erläuterte Cornelia Kurowski gegenüber der Volksstimme. Sie ist Geschäftsführerin der Volkssolidarität Kinder-, Jugend- und Familienwerk gGmbH Sachsen-Anhalt, dem Träger der beiden Horte. Die räumlichen Bedingungen am Fischmarkt wären ideal gewesen, bemerkte Kurowski. 180 Hortplätze sollten dort entstehen.

Nun bleibt abzuwarten, ob das Angebot des Bauunternehmens Toepel auf Zustimmung stößt – vor allem beim Landkreis, der den Investor letztlich beauftragen müsste. Seitens des Kreises ist wohl ebenfalls bereits über mögliche Hortalternativen nachgedacht worden. Aufgrund des zwischenzeitlichen Vorschlages der Stadt Zerbst allerdings „können hierzu keine Aussagen getroffen werden“, erklärte Kreissprecherin Marina Jank auf Volksstimme-Nachfrage.