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Brände Feuerwehr Zerbst im Dauereinsatz

Insgesamt acht Brände hielten die Einsatzkräfte gleich mehrerer Zerbster Ortswehren in Atem. Auch ein Wohnhaus war in Gefahr.

Von Thomas Kirchner 19.04.2019, 15:38

Zerbst l Die Brandmeldeanlage (BMA) des E-Centers in der Coswiger Straße schläft Alarm. Die Ortswehren Zerbst und Jütrichau rücken umgehend aus. Auf dem Weg zum Supermarkt wird der Einsatz jedoch abgebrochen. Nur wenige Minuten später, um 10.46 Uhr, dann ein erneuter Alarm: Gebäudebrand in der Güterglücker Straße.

Sowohl die Zerbster als auch die Jütrichauer Kameraden drehen ab und machen sich sofort auf den Weg zur neuen Einsatzstelle. Hier haben Küchenmöbel in einem Einfamilienhaus Feuer gefangen. „Die Bewohner sind gerade vom Einkaufen zurückgekommen, bemerkten das total verqualmte Haus und riefen die Feuerwehr“, erklärt Einsatzleiter Holger Müller.

Ausgelöst habe den Brand eine Mikrowelle, so der Einsatzleiter. „Die Möbel in unmittelbarer Nähe des Gerätes hatten bereits Feuer gefangen“, sagt Müller. Die Bewohner nutzen die Räume nach eigenen Angaben eher selten, da sie eigentlich im Nachbarhaus wohnen. „Sie sind gerade noch rechtzeitig vom Einkaufen zurückgekommen, das hat wohl Schlimmeres verhindert“, so Müller. Insgesamt sind 23 Kameraden sowie die Polizei am Einsatzort. Vorsorglich wird der Rettungsdienst hinzugerufen. Verletzt wird aber glücklicherweise niemand.

Nur acht Stunden später, gegen 18.45 Uhr, müssen die Einsatzkräfte schon wieder ausrücken. An mehreren Stellen entlang der Bahnlinie Zerbst-Rodleben brennt der Bahndamm. Das Problem hier, nicht alle Einsatzstellen sind mit den Löschfahrzeugen ohne Weiteres erreichbar. „Wir mussten, um an den Brandort nahe der Bahnschranken in der Käsperstraße zu gelangen, durch unwegsames Gelände“, sagt René Borkowitz, Einsatzleiter am Bahndamm. Das koste natürlich wertvolle Zeit.

Weitere Stellen, an denen der Bahndamm in Flammen steht: Jütrichau nahe Nordfrost sowie in Höhe der Waldkante Stadtfichten. Hier haben die Einsatzkräfte zum Teil ähnliche Probleme, die Einsatzstellen zu erreichen. „In Höhe der Kühlhäuser konnten wir die dort befindlichen Löschbrunnen zur Brandbekämpfung nutzen“, erklärt Stadtwehrleiter Denis Barycza.

Außerdem brennt der Damm zwischen Jütrichau und Wertlau sowie zwischen Güterglück und Trebnitz. „Vermutet wird, dass heißgelaufene Bremsen eines Zuges die trockene Vegetation entlang der Gleise in Brand gesetzt haben“, so Barycza. Im Einsatz sind die Ortswehren Zerbst, Güterglück, Steutz und Jütrichau mit insgesamt mehr als 40 Kameraden.

Gegen 19.50 Uhr sind die Flammen gelöscht und die Einsatzkräfte können in die Wachen zurückkehren. Die Bahnstrecke ist während der Löscharbeiten zwischen Güterglück und Rodleben von etwa 19 bis 20 Uhr voll gesperrt. Dadurch kommt es zu erheblichen Behinderungen und Verspätungen im Zugverkehr.

Drei Stunden später – um 22.45 Uhr – erneut Alarm. Der gemeldete Kleinbrand in der Käsperstraße entpuppt sich beim Eintreffen der Kameraden als ein ausgewachsenes Feuer. In Brand steht eine Strohdieme. „Das Feuer drohte, auf benachbarte Gebäude, einen Pferdestall und Fahrzeuge überzugreifen“, schildert Ortswehrleiter Steffen Schneider die Situation.

Die 23 Kameraden müssen Wasser über eine Wegstrecke von etwa 800 Metern zuführen. Auch Stadtwehrleiter Denis Barycza und Bürgermeister Andreas Dittmann (SPD) machen sich an der Einsatzstelle ein Bild. „Gegen 3 Uhr war der Einsatz beendet und die Einsatzbereitschaft wieder hergestellt“, sagt Steffen Schneider. Die Polizei hat Ermittlungen wegen vorsätzlicher Brandstiftung aufgenommen.

Bereits am Mittwochabend gegen 17.45 Uhr rückte die Zerbster Feuerwehr zum inzwischen dritten Mal in Richtung Kiesgrube aus. Hier brannten erneut Schilf und Buschwerk. An einen Zufall glaubt hier niemand mehr. „Das ist jetzt der dritte Einsatz innerhalb weniger Tage, das ist mindestens ein Zufall zu viel“, sagt Ortswehrleiter Steffen Schneider. Die Brände halten nicht nur die Feuerwehren in Atem, sie sind auch eine Gefahr für die Schwäne, Wildgänse, Enten, Echsen und Schlangen, die sich an der Kiesgrube niedergelassen haben. Schon am 12. April und am 30. März musste die Feuerwehr zur Kiesgrube ausrücken.

Vor allem mit Blick auf die Brände an der Bahnlinie verteidigt Stadtwehrleiter Denis Barycza das Verbot der Osterfeuer. „Die letzten Einsätze zeigen, dass diese Entscheidung richtig ist“, sagt Barycza. Die Vegetation sei inzwischen so trocken, dass Funken ausreichen, um sie in Brand zu setzen. „Bei über 140 in der Einheitsgemeinde angemeldeten Osterfeuern ist das Risiko einfach zu groß“, betont der Stadtwehrleiter und warnt noch einmal eindringlich vor dem Entzünden von Feuern.