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Feuerwehreinsatz Toberentz-Villa geht in Flammen auf

In Zerbst ist die Toberentz-Villa abgebrannt. Ermittler können Brandstiftung nicht ausschließen.

Von Thomas Kirchner 09.08.2019, 13:45

Zerbst l Am Donnerstag, 8. August, kurz nach 23 Uhr: Die Frauen und Männer der Zerbster Feuerwehr sind gerade von einem Brand im Zerbster Waldfrieden eingerückt, wo etwa 50 Quadratmeter Unterholz in Flammen gestanden haben, da ertönt gegen 23.30 Uhr erneut Alarm: Gebäudebrand, erstes und zweites Obergeschoss, Dessauer Straße. Da ahnen die Einsatzkräfte noch nicht, dass dies eine lange Nacht werden wird, denn nur wenige Meter von der Wache entfernt steht der komplette Dachstuhl der Toberentz-Villa in Flammen.

Kurz nach Eintreffen der Einsatzkräfte und zu Beginn der Löscharbeiten brechen bereits erste Teile des Dachstuhls der einst so prächtigen Gründerzeit-Villa ein. Dann geht alles ganz schnell. Polizei und Feuerwehr sperren die Straße auf beiden Seiten. Der Hubsteiger wird in Position gebracht und die Löschwasserversorgung gelegt. Schnell entscheidet sich der Einsatzleiter, die Ortswehr Jürtrichau nachzualarmieren. Auch der Rettungsdienst wird vorsorglich zum Brandort gerufen.

„Gott sei Dank sind sowohl der Supermarkt und die Klinik in unmittelbarer Nachbarschaft der Villa als auch die Wohnhäuser auf der anderen Straßenseite weit genug entfernt, sodass hier keine Gefahr eines Übergreifens der Flammen besteht“, sagt Einsatzleiter und Feuerwehrsprecher Steffen Schneider. Inzwischen ist auch Bürgermeister Andreas Dittmann (SPD) am Einsatzort eingetroffen, um sich über die Lage zu informieren.

Stundenlang kämpfen die Einsatzkräfte gegen die Flammen, die durch die zahlreichen Holzbauten immer wieder neue Nahrung finden. Am Ende sind die 23 Zerbster und Jütrichauer Kameraden bis in den frühen Morgen mit den Löscharbeiten beschäftigt. Gegen 6 Uhr können sie dann endlich wieder einrücken.

Doch nur eine halbe Stunden später muss die Zerbster Wehr erneut zur Villa ausrücken. Auf der Gebäudeseite am Meinsdorfer Weg schlagen wieder Flammen aus dem Dachstuhl. Es dauert etwa eineinhalb Stunden, bis auch diese Flammen bekämpft sind.

Auch Bewohner der umliegenden Häuser schauen dem nächtlichen Spektakel zu. „Das musste ja mal so kommen“, sagt der eine, „dass ist nur eine Frage der Zeit gewesen“, ein anderer. Ein Dritter stellt fest: „Ein Wunder, dass die Villa nicht schon viel früher abgefackelt ist.“

Sie kennen die Lage rund um das brennende Gebäude nur zu gut, denn immer wieder musste die Feuerwehr zur Toberentz-Villa ausrücken, zuletzt am 5. August. Da schwelte allerdings nur ein Haufen trockenes Laub im Garten vor dem Gebäude.

Regelmäßig suchten in dem Haus Wohnungslose Zuflucht. Sie entzündeten dann ein Feuerchen, um sich Kaffee, Tee oder Suppe zu kochen oder um sich zu wärmen. So brannte in der Nacht vom 6. zum 7. April eine Garage neben der Villa voll mit Müll und Unrat nieder.

Der Verkauf der historischen Villa ist in den vergangenen Jahren immer wieder gescheitert. Sie gehört einer Erbengemeinschaft mit mehr als 25 Personen. Derzeit hat es erneut Hoffnung für das Gebäude gegeben. Ein Kaufinteressent steht aktuell in Verhandlungen mit der Erbengemeinschaft. Wie es allerdings jetzt nach dem Brand weitergeht, ist offen.

Was den verheerenden Brand ausgelöst hat, ist noch unklar. Brandstiftung wird allerdings nicht ausgeschlossen. In den zurückliegenden Tagen haben sich die Brände in Zerbst und Umgebung gehäuft. So brannte am 3. August Am Tivoli eine Gartenlaube nieder.

Am 7. August standen mehrere Schuppen in einem Garten nahe der Amtsmühle direkt an den Gleisen in Flammen. Hier musste sogar die Bahnstrecke zeitweise gesperrt werden. Und nur eine Stunde vor dem Feuer in der Villa brannte Unterholz im Zerbster Waldfrieden neben dem Brauereiweg.

Zumindest im Bezug auf die Brände Am Tivoli und an der Amtsmühle ermittelt die Polizei wegen vorsätzlicher Brandstiftung.