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Corona-Krise Freizeitkunst weicht Dauerexponaten

Im geschlossenen Zerbster Museum ist immer noch etwas los. Denn die ständige Schließung wird wieder neu eingerichtet.

Von Daniela Apel 23.03.2020, 05:00

Zerbst l Knapp 1400 Besucher zählte das Museum am Weinberg in den ersten drei Wochen der 55. Zerbster Kulturfesttage. Für Leiterin Agnes-Almuth Griesbach war es deshalb die richtige Entscheidung, die Einrichtung wegen der Corona-Krise zu schließen, um so die Ausbreitung des Virus einzudämmen. Statt das Ansteckungsrisiko einzugehen, griff die Stadt zu der Vorsichtsmaßnahme und sagte zugleich alle noch ausstehenden Veranstaltungen im Rahmen der traditionellen Kulturwochen ab, die damit vorzeitig ihren Abschluss fanden.

Das betraf ebenfalls die Druckwerkstätten für Erwachsene und die Kinderwerkstätten unter dem Motto „Zeichnen, Malen, Drucken“, die das Museum anbot. Die ausgefallenen Termine sollen nachgeholt werden. Sobald es die Situation wieder zulässt, werden die Workshops beendet, wie Agnes-Almuth Griesbach informiert.

Dann werden ebenfalls die Freizeitkünstler, Kitas, Schulen und Vereine ihre Arbeiten abholen können, die in der Hobbyausstellung der Kulturfesttage präsentiert wurden. „Viele rufen an, haben aber Verständnis, dass das jetzt noch nicht geht“, erzählt die Museumsleiterin. „Wir haben alles soweit abgehängt und sortiert“, lässt sie den Blick durch die verwaisten Kreuzgänge schweifen.

Gemälde und Fotografien stehen auf dem Boden. Nur die zerbrechlichen Tonfiguren und anderen tönernen Werke befinden sich nach wie vor an ihren Plätzen. Die Personalausstellung von Hans-Joachim Prager steht ebenfalls noch, während die Objekte aus den beiden Zerbster Partnerstädten Jever und Nürtingen soweit verpackt sind.

„Nach und nach sind wir jetzt mit der Wiedereinrichtung der Dauerausstellung beschäftigt“, erzählt Agnes-Almuth Griesbach. Der Zeitstrahl, der in drei Ebenen durch die Zerbster, die anhaltische und die Weltgeschichte führt, hängt schon wieder komplett. „Das ist immer sehr aufwendig“, bemerkt die Museumsleiterin.

Zugleich weist sie darauf hin, dass es erneut einige Veränderungen geben wird. „Es lohnt sich immer, mal wieder bei uns reinzuschauen“, macht Agnes-Almuth Griesbach neugierig. So werde der Vor- und Frühgeschichte fortan mehr Raum gewidmet. Immerhin verfügt das Museum diesbezüglich über vielfältige Exponate, wie die Ausstellung „Schwerter – Fibeln – Töpfe“ anschaulich zeigte.

Unter dem Titel „Stadt – Land – Fluss. Metropole Zerbst“ erfuhren die Besucher, welche Bedeutung die Zerbster Butterjungfer wohl tatsächlich hat. So erzählt die aus dem Jahr 1516 stammende Figur im Refektorium fortan vom mittelalterlichen Rechtsverständnis der Bürger der Rolandstadt – genauer gesagt vom weiblichen Erbrecht, das sie wahrscheinlich symbolisiert.

Darüber hinaus bereiten die Museumsmitarbeiter inzwischen die neue Sonderausstellung zu 75 Jahren Kriegsende vor, wie Agnes-Almuth Griesbach verrät. Überhaupt gibt es vielfältige Pläne für die nächsten Monate. „Wir müssen schauen, was wir wirklich umsetzen können“, bemerkt sie hinsichtlich der Corona-Pandemie, deren Auswirkungen bislang nicht absehbar sind. So soll es eigentlich eine Fortsetzung der geselligen Museumsnacht geben und auch ein Lehrerkonzert der Zerbster Musikschule „Johann Friedrich Fasch“ ist angedacht.

Ideen für verschiedene Kabinettausstellungen gibt es ebenfalls. Agnes-Almuth Griesbach erzählt von einer Keramikerin, die ihre Werke gern zeigen würde. Daneben stehen die Mitglieder des Kunstvereins „Hoher Fläming“ bereit, ausgewählteArbeiten in Zerbst zu präsentieren.

Nicht zuletzt jährt sich 2020 zum nunmehr 850. Mal der Todestag von Albrecht dem Bären (um 1100 bis 1170), dem Begründer der Linie der Askanier und damit des anhaltischen Fürstentums. Dies soll sich ebenfalls in einer Ausstellung widerspiegeln, wie die Museumsleiterin verrät. Die Verflechtungen und Auswirkungen bis nach Zerbst sollen hier im Herbst thematisiert werden.

Vorerst bleibt das Museum der Stadt allerdings bis auf Widerruf für Besucher geschlossen.