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Corona-Schutz Impfzentrum Wolfen gestartet

Es fehlt ausreichend Impfstoff in Anhalt-Bitterfeld. Ob es Impf-Außenstellen in Zerbst und Köthen geben wird, hängt vom Impfstoff ab.

Von Thomas Kirchner 14.01.2021, 00:01

Zerbst/Köthen l Ein Ende der Corona-Pandemie ist nicht in Sicht. Eine große Hoffnung, die Lage endlich in den Griff zu bekommen, sind die Impfungen. Doch der Start gestaltet sich holprig – zu wenig Impfstoff, die Verteilung, Neuinfektionen auf hohem Niveau. Ein paar Menschen im Altenheim Valenta, ein Teil der Klinikmitarbeiter – die Zahl der in der Einheitsgemeinde Zerbst bereits geimpften Personen ist äußerst überschaubar.

Das wird sich kurzfristig kaum ändern, wie Landrat Uwe Schulze, sein Stellvertreter und Gesundheitsdezernent Bernhard Böddeker, Claudia Ludwig, Chefin des Gesundheitsamtes in Anhalt-Bitterfeld und Eberhard Stoye, organisatorischer Leiter des Impfzentrums und Leiter des Katastrophenschutzamtes befürchten. Sie informierten am Dienstag auf einer Pressekonferenz über den Stand des Impfgeschehens und die allgemeine Corona-Lage im Landkreis.

Trotz eines bedauerlichen Zwischenfalls, auf den Landrat Uwe Schulze (CDU) nicht weiter eingehen wollte, sei er zufrieden mit dem Start des Impfzentrums in Wolfen. Mit Zwischenfall war wohl ein Sandersdorfer gemeint, der nach eigenen Angaben auf Facebook trotz eines Termins, den er über die Hotline 116 117 vereinbart hatte, vom Anhalt-Bitterfelder Amtsarzt Norbert Preden harsch abgewiesen wurde – weil erst 53 und nicht über 80 Jahre alt.

„Ich machte zu den Fragen der Dame an der Hotline klare und wahrheitsgemäße Angaben in Punkto Alter, chronische Lungenkrankheit, Sauerstoffpatient“, schreibt der Betroffene in seinem Facebook-Post. Preden habe es abgelehnt ihn zu impfen und ihn „abtraben“ lassen. „Wir werden den Vorfall natürlich prüfen und auswerten. Ich habe bereits versucht mit dem Herrn Kontakt aufzunehmen“, betonte Schulze.

„Abgesehen davon lief der erste Tag im Impfzentrum reibungslos. Insgesamt 41 Personen wurden geimpft, darunter fünf aus Zerbst. Natürlich würden wir gerne mehr Termine vergeben, doch dazu haben wir einfach nicht genügend Impfstoff. Auch die mobilen Teams sind derzeit auf Sparflamme unterwegs“, so der Landrat. Schulze: „Wir denken auch darüber nach, Impfmöglichkeiten in Zerbst und Köthen zu schaffen. „Voraussetzung ist natürlich, dass irgendwann ausreichend Impfdosen zur Verfügung stehen“, so Schulze.

Damit kommt Schulze wohl auch einer Forderung der Bürgermeister des Landkreises nach. „Wir haben gegenüber dem Landrat und seinem Pandemie-Stab in Beratungen am 23. Dezember und 5. Januar deutlich gemacht, dass mindestens in Köthen und Zerbst weitere Impfangebote unterbreitet werden müssen. Gerade ältere Menschen haben nur erschwert die Möglichkeit, nach Wolfen zu fahren“, betonte Bürgermeister Andreas Dittmann (SPD).

Das sieht auch die Kreistagsfraktion der Freien Wähler so. „Man stelle sich mal vor, unter den jetzigen Impfbedingungen müssen über 80-jährige Menschen, die nicht in Altenheimen leben, von Ortschaften der Einheitsgemeinde Zerbst bis nach Wolfen fahren“, erklärte Mario Rudolf, Kreis- und stellvertretender Vorsitzender der Kreistagsfraktion gegenüber der Volksstimme.

Gegenwärtig arbeite man im Impfzentrum mit einer Taktung von zehn Minuten. „So können täglich etwa 43 Personen geimpft werden“, informierte Eberhard Stoye anschließend. Zwei Personen seien abgewiesen worden, weil sie nicht der Priorsierung entsprachen „und vier Personen sind nicht zum Termin erschienen“, so Stoye. Insgesamt seien im Landkreis Stand Montag 2039 Personen geimpft worden, davon 898 Bewohner von Pflegeeinrichtungen.

Aus Mangel an Impfstoff werde in der kommenden Wochen im Zentrum etwas weniger geimpft. „Denn wir brauchen auch eine gewisse Menge, um weiterhin mit den mobilen Teams in die Pflegeeinrichtungen fahren zu können“, sagte der organisatorische Leiter. Stoye: „Was uns überhaupt nicht befriedigt, ist die zur Verfügung stehende Menge an Impfstoff. Wir könnten weitaus mehr impfen, sowohl im Zentrum als auch mit den mobilen Teams.“

Letztere seien momentan auf Abruf zu Hause. Erst am Sonntag würden die Teams wieder an den Start gehen. „In den ersten Einrichtungen steht mittlerweile bereits die Zweitimpfung auf dem Plan“, erläuterte Stoye. Die nächste Lieferung sei für den 19. Januar angekündigt und dann im Wochen-Rhythmus. „Angekündigt ist eine Menge für rund 1000 Personen“, so Stoye.

Abzüglich der 500 Impfdosen, die für die Zweitimpfung einbehalten werden müssen, blieben 500 Dosen für weitere Erstimpfungen im Zentrum und für die mobilen Teams. Größe Lieferungen seien momentan nicht in Sicht und auch nicht angekündigt. Auch wann sich das perspektivisch ändern wird, könne er nicht sagen. „Es gibt Andeutungen, dass es mehr werden soll, jedoch nicht wann und wie viel“, so Stoye auf Volksstimme-Nachfrage. „Wir könnten bis zu fünf mobile Teams los schicken, wenn wir ausreichend Impfstoff hätten“, ergänzte der Landrat.

Claudia Ludwig informierte im Anschluss über die aktuelle Pandemie-Situation in Anhalt-Bitterfeld. „Das Infektionsgeschehen ist nach wie vor sehr hoch. Dabei gibt es keine bestimmten Bereiche oder Regionen, die besonders hervorstechen“, erklärte Ludwig.

Die Corona-Hotline des Landkreises werde nach wie vor sehr stark frequentiert. „Wir versuchen dementsprechend zu reagieren. Es ist weitere personelle Unterstützung angefordert. Sobald diese Personen geschult wurden, kann die Hotline zeitlich und auch wieder auf das Wochenende erweitert werden“, erläuterte Ludwig auf Volksstimme-Nachfrage. Wann das genau geschehen wird, könne sie allerdings noch nicht sagen.

Auf die teils unterschiedlichen Zahlen, die täglich vom Gesundheitsministerium in Magdeburg und dem Landkreis veröffentlich werden, sagte Ludwig: „Wir kennen das Problem. Das hat schlichtweg etwas mit der Übermittlung zwischen dem Landkreis, dem RKI, dem Landesamt für Verbraucherschutz und dem Ministerium zu tun.“ Das werde leider immer wieder vorkommen, so Ludwig.