Pfarrerehepaar Sabine und Michael Blaszcyk mit Gottesdienst verabschiedet "Dankbar für die Ernte der Zeit in Zerbst"
"Der Anblick ist überwältigend. Das lässt einen nicht unberührt", sagt Michael Blaszcyk am Sonntag in St. Bartholomäikirche Zerbst. Sie ist mehr als voll zum Gottesdienst, mit dem das Pfarrerehepaar Sabine und Michael Blaszcyk verabschiedet wird.
Zerbst l Zuerst Gottesdienst feiern und nicht die Blaszcyks. Was Michael Blaszcyk da "einfordert", kann nicht getrennt gelingen an so einem Nachmittag. Nach vierzehneinhalb Jahren verlassen Sabine und Michael Blaszcyk Zerbst. Haben als Pfarrerin und Pfarrer gewirkt an St. Marien Ankuhn und an St. Bartholomäi, waren aber auch Religionslehrerin, Kreisdiakoniepfarrer, Stiftsprobst ... Für das Engagement und die Art und Weise, wie sie all das getan haben, spricht die Kirchenfülle am Sonntag. Und, natürlich, stehen deshalb an diesem vom Evangelischen Posaunenchor unter Steffen Bischoff, von Kantorei und Gospelchor unter Tobias Eger sowie von Doris Düben und ihren Helfern mitgestalteten Nachmittag die Blaszcyks im Mittelpunkt.
Eine dicke Mappe voll mit Erinnerungen
"Wir pflügen und wir streuen", dieses Lied mit Worten von Matthias Claudius haben sich Sabine und Michael Blaszcyk für ihre Abschiedspredigt ausgesucht. Ganz bewusst ein Erntedanklied, "weil wir dankbar auf das blicken, was wir in der Zeit in Zerbst ernten konnten". Und weil es auch eine Verbindung gibt zum landwirtschaftlich geprägten Ankuhn und den zu St. Bartholomäi gehörenden Orten, zur Arbeit in den christlichen Gemein- den. Abwechselnd nahmen sie nach dem gemeindlichen Gesang jeweils einer der vier Strophen ganz persönlichen Bezug auf die Texte.
Auch in der Kirche, so die Beiden, wachse "manches leise, unmerklich, manchmal unbeachtet und unerwartet". Dankbar und erstaunt seien sie, "wie viel gewachsen ist". Ganz viele Beziehungen seien so entstanden, in den verschiedensten Bereichen der Kirche, aber auch darüber hinaus. Während Michael Blaszcyk sie aufzählt, hängt Sabine Blaszcyk vorbereitete Papieräpfel mit den jeweiligen Namen an den noch in St. Bartholomäi stehenden Weihnachtsbaum. Der wird so zu einem Erntebaum. Zugleich fordern sie die Gottesdienstbesucher auf, später ihre Wünsche oder Kritiken an Blaszcyks ebenfalls mit in den Baum zu hängen, die sie dann mitnehmen wollen in ihrer dicken Erinnerungsmappe an Zerbst.
Die beiden Pfarrer blicken zurück auf viele Dinge, die sich unter ihrer Mitwirkung entwickelt haben, wie die Evangelische Grundschule, die Oase-Gottesdienste, der Religionsunterricht ab der 1. Klasse ... Und meinen: "Es gibt noch vieles zu entdecken und zu entwickeln, wo wir vielleicht betriebsblind waren oder uns die Kraft fehlte." Sie erinnern an den "Blick über den eigenen Zerbster Tellerrand" mit Aktionen wie "Weihnachten im Schuhkarton", Kirchentagsbesuchen, Kontakten zu Partnergemeinden, internationalen Gäste, die zu den Fasch-Festtagen in den Kirchen begrüßt wurden.
Manchmal, so ein weiterer Bezug zum Claudius-Text, habe ihnen auch der Wind im Gesicht gestanden, habe es Stürme und Unwetter gegeben, Zeiten, in denen "wir uns am liebsten versteckt hätten". In denen Gottes Zuspruch half und der von vielen Menschen, "die uns begleitet haben". Und es folgten dann wieder Frühlingswetter, Aufbrüche, neue Anfänge.
"Die Pfarrer kommen und gehen, die Gemeinden bleiben", danken Sabine und Michael Blaszcyk noch einmal für die Zeit in Zerbst. "Wir beten für ihre Gemeinden, die wir eine Zeit begleiten durften. Tun sie es auch für uns."
Ein Segen für die Gemeinden, ein Glücksfall für Zerbst
Sabine Blasczyk arbeitet seit dem 1. Januar in einem Forschungsprojekt an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg. Michael Blaszcyk übernimmt ab 1. Februar die Pfarrstelle im thüringischen Bleicherode.
Die offiziellen, von Joachim Liebig, Kirchenpräsident der Evangelischen Landeskirche Anhalts, unterschriebenen Entpflichtungsurkunden übergab Albrecht Lindemann, stellvertretener Kreisoberpfarrer des Kirchenkreises Zerbst.
Mit sehr persönlichen Worten dankte Pfarrerin Salome Quos im Gottesdienst Blaszcyks dafür, "dass ihr über 14 Jahre hier im Kirchenkreis wart". Die beiden seien "für mich die Nummer eins in Sachen Freundschaft, Verlässlichkeit und Hilfsbreitschaft".
Dank und Anerkennung für Michael und Sabine Blaszcyk und gute Wünsche für sie und ihre Kinder Wiebke und Niklas gab es in zahlreichen Grußworten nach dem Gottesdienst.
Unter anderem betonten Matthias Gommlich und Tobias Eger für die Gemeindekirchenräte von St. Marien und der Parochie St. Bartholomäi, dass der Abschied von ihren Pfarrern nicht leicht falle, blickten auf die gemeinsamen Jahre zurück.
Landeskirchen-Vertreter Oberkirchenrat Manfred Seifert würdigte das Engagement von Blaszcyks mit dafür, "einen Dauerbrenner zum Zünden zu bringen, der jetzt brennt" - die Evangelische Grundschule St. Bartholomäi in Zerbst. Schulleiterin Friderike Görtzsch schloss sich diesem Dank an. Der Grundschule kommt auch die Kollekte des Gottesdienstes zugute.
"Wir waren immer gute Nachbarn", blickte der Zerbster Bürgermeister Helmut Behrendt (FDP) auf die "immer gute Zusammenarbeit" mit dem Pfarrerehepaar zurück, bedauerte ebenfalls, "dass Sie uns verlassen".
Der, der als damaliger Dezernent bei der Landeskirche "Schuld" daran war, dass Sabine und Michael Blaszcyk nach Zerbst kam, war der letzte in der Rednerliste. "Ihr seid für die Kirchgemeinden ein Segen geworden und gewesen", so OKR i.R. Dietrich Franke, "und für die Stadt ein Glücksfall."