Volksstimme-Aktion "Du bist spitze" / Dritter Kandidat ist heute Oberkirchenrat i.R. Dietrich Franke Das Pensum wird weniger, das Reisefieber allerdings nicht
"Du bist spitze!" Sechs Kandidaten bewerben sich um den Titel "Lokalmatador 2012". Den Sieger ermitteln einzig die Volksstimme-Leser mit dem Abstimmungs-Coupon. In den nächsten Wochen stellen wir alle Kandidaten mit ganz persönlichen Geschichten vor. Heute: Dietrich Franke.
Zerbst l Im Ankuhn ist er Pastor Franke, für die übrigen Zerbster oftmals noch Kreisoberpfarrer Franke. "Aber eigentlich heiße ich Dietrich Franke." Zumal der 75-Jährige schon seit Langem kein Kreisoberpfarrer mehr ist und wenn überhaupt Oberkirchenrat die richtige Anrede wäre. "Kreisoberpfarrer bin ich schon seit 1989 nicht mehr. Aber gut, anscheinend muss das für die Leute prägend gewesen sein."
Das war es wohl, ebenso wie Dietrich Franke das gesellschaftliche Leben in Zerbst seit 40 Jahren mitprägt. Solange ist die Rolandstadt nun schon sein Zuhause. 1972 übernahm Franke das Pfarramt in St. Nicolai und Trinitatis, war aber 1973 Kreisoberpfarrer des Kirchenkreises Zerbst. 1989 folgte seine Anstellung als für Bauwesen, Personalangelegenheiten und Ausbildung der Theologiestudenten zuständiger Dezernent bei der Evangelischen Landeskirche Anhalts und er wird Pfarrer in St. Marien im Ankuhn.
Franke stand und steht für einen toleranten Glauben. Die Offenheit anderen Konfessionen gegenüber ist für ihn selbstverständlich. "Das liegt vielleicht auch daran, dass ich aus keinem Pfarrhaus komme." Sein Theologiestudium entsprach nicht dem Willen seines Vaters, "aber er hat mein Vorhaben in erstaunlicher Weise mitgetragen". Zu dieser Haltung passt auch seine Mitgliedschaft im Orden der Tempelritter. Dieser setzt sich dafür ein, die konfessionellen Gegensätze abzubauen, steht für soziales Engagement.
"Es ist selbstverständlich zu helfen, soweit es mir möglich ist. "
Während seines eigenen Konfirmandenunterrichtes reifte in Franke dieser Berufswunsch, der eine Lebenseinstellung ist. Mittlerweile sind aus einigen seiner Konfirmanden auch schon Pastoren geworden.
Seit 2001 ist Dietrich Franke im Ruhestand. Der Ankuhn ist sein Zuhause geblieben. "Ich möchte hier auch nicht weg. Ich wohne zwischen den frommen Juden und den Nuthe-Nixen." Einen Umzug würden aber auch seine Pflichten gar nicht zulassen. Zum einen ist Dietrich Franke als Stadtrat aktiv. Seit Anfang dieses Jahres hat er zudem wieder den Predigtdienst in St. Marien übernommen. "Bis die Pfarrstelle von St. Bartholomäi wieder besetzt ist", fügt Franke hinzu.
Eigentlich hatte er lediglich zugesagt, den Gottesdienst im Januar 2012 abzuhalten. Doch "ich bin Oberkirchenrat im Ruhestand, nicht außer Dienst", betont er. Die Dinge, die er mit der Ordination erhalten habe, sind mit dem Ruhestand nicht verloren gegangen. Dietrich Franke ist noch immer in das Pfarrdienstrecht eingebunden. "Es ist außerdem selbstverständlich zu helfen, soweit es mir möglich ist." Und so ist Dietrich Franke mit dem Predigtdienst in St. Marien betraut.
Sein Pensum "wird aber weniger", findet er. So wird er beispielsweise Anfang Januar im Stiftsgottesdienst aus seinem Ehrenamt des Stiftsrates ausscheiden. Zudem ist das Jubiläumsjahr Anhalt 800 zu Ende, in dem er gefragter Redner zahlreicher Vorträge zu Anhalt war - sowohl in Zerbst als auch der angrenzenden Region. Das nächste Jubiläum wartet allerdings schon. Franke ist in die Vorbereitungen von 800 Jahre Ankuhn involviert.
Seine ehrenamtlichen Verpflichtungen halten ihn jedoch nicht von seiner Leidenschaft ab zu reisen. Bereits zu DDR-Zeiten packte ihn das Reisefieber. "Ich war in allen Synoden vertreten, habe daher die Länder besuchen können, die damals erreichbar waren und Länder darüber hinaus wie Schweden und England." Das Reisefieber hält bis heute an. Andalusien und Amsterdam hat der gebürtige Wolfener im vorigen Jahr bereist. Hinzu kommen die Besuche seiner Kinder und Enkel, die unter anderem in Norddeutschland wohnen. Schließlich ist Franke zweifacher Vater und fünffacher Opa.
"Außerdem habe ich einen großen Freundeskreis, besuche gerne Ausstellungen." Dazu kommt das traditionelle Sinfonie-Konzert, das er einmal im Monat mit seiner Frau besucht. "Wenn wieder etwas Ruhe einkehrt, habe ich vielleicht auch wieder etwas mehr Zeit, selbst zu musizieren", so Franke.