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Beitrag zur Nachhaltigkeit Deetzer Umsonstladen geht in die Winterpause: Rückblick auf fünf Jahre Erfolgsprojekt

Die fünfte Saison geht im Deetzer Umsonstladen zu Ende. Die Nachfrage war das ganze Jahr über trotz Corona ungebrochen. Dennoch gab es auch einige unerfreuliche Begebenheiten.

Von Petra Wiese 03.12.2021, 00:00
Reichlich gedeckt war der Weihnachtstisch für die Besucher im Dit&Dat-Umsonstladen in Deetz wieder.
Reichlich gedeckt war der Weihnachtstisch für die Besucher im Dit&Dat-Umsonstladen in Deetz wieder. Foto: Petra Wiese

Deetz - Am heutigen Freitag, 3. Dezember, ist der Umsonstladen Dit & Dat in Deetz an der Zerbster Straße das letzte Mal in diesem Jahr geöffnet. In der Zeit von 14 bis 18 Uhr erwartet das Team der Ehrenamtlichen um Robin Haberland noch einmal die Besucher. Danach heißt es nur noch ein bisschen aufräumen und dann geht es in die Winterruhe, denn schließlich können die Räumlichkeiten nicht geheizt werden. Wie lange die Pause dauert, hängt dann ebenso von der Witterung und den Temperaturen ab.

Die fünfte Saison hat der Umsonstladen, der beim Europa-Jugendbauernhof e.V. mit angesiedelt ist, hinter sich. Sogar der Zerbster Bürgermeister Andreas Dittmann schaute anlässlich des kleinen Jubiläums in diesem Jahr mal vorbei. „Ich denke, es hat ihm gut gefallen“, so Robin Haberland. „Diese Saison ist wieder gut gelaufen“, blickt sie zurück.

Der Besucherstrom sei durchgängig gewesen. Immer wenn es um 14 Uhr losgeht, stehen viele schon vor der Tür. Warten ist dann angesagt, und das tun die Kunden geduldig, so die Initiatorin. 15 Personen dürfen sich nur gemeinsam in den Räumlichkeiten aufhalten, das Klammersystem hat sich bewährt. Die Zeit zu begrenzen, davon kam man bald wieder ab.

2G-Regel gilt für einen Besuch im Umsonstladen

In der zurückliegenden Woche wurde die 2G-Regel eingeführt. Das Kontrollieren der Nachweise wurde zum zusätzlichen Aufwand für das Team. Nur wenige mussten weggeschickt werden, weil sie keinen Nachweis dabei hatten. Trotzdem blieb der Andrang ungebrochen. 60 Leute wurden bis 16 Uhr schon gezählt. Insgesamt dürften es über das Jahr ein paar mehr Besucher gewesen sein als in den Vorjahren.

Weihnachtliches und Geschenke werden derzeit gesucht. „Wegen der frühen Schließung im vergangenen Jahr haben wir in diesem Jahr die Weihnachtssachen eher rausgelegt“, erzählte Robin Haberland. So ging einiges weg und die Kisten leerten sich.

Das ganze Jahr über waren Kindersachen und Hausrat hoch im Kurs. Bei der Bekleidung sind die Leute wählerischer geworden, sagt Robin Haberland. Viele suchen nach Markenklamotten, aber die sind weniger im Umsonstladen zu finden. Was in diesem Jahr gar nicht ging: Biergläser, Tulpen, Mini-Kaffeetassen. Was gar zu lange steht und nicht bewegt wird, wird aussortiert. Kleidung und zum Teil Geschirr geht nach Rumänien. Zweimal im Jahr gibt es da Transporte, wo die Deetzer etwas beisteuern. Andere Sachen werden an das Sozialkaufhaus in Dessau abgegeben.

Sachen einfach auf Ebay oder Facebook weiterverkauft

Was Robin Haberland und ihre Mitstreiter in diesem Jahr besonders geärgert hat, waren Leute, die sich bei Dit & Dat bedient haben und die Sachen dann bei Ebay oder Facebook weiter verkauft haben. „Das ist eine Schweinerei, sich auf Kosten anderer zu bereichern“, macht Robin Haberland deutlich. „Wir sind nicht dafür verantwortlich, den Geldbeutel anderer Leute zu füllen“, sagt sie. Das mache man nicht mit gespendeten Sachen. Für den eigenen Bedarf können sich die Kunden gerne eindecken. Zufällig waren die Ehrenamtlichen auf entsprechende Verkaufsangebote gestoßen. Markante Sachen waren da wiederzuerkennen. So mussten einige Hausverbote erteilt werden.

Da bei Dit & Dat viele polnische Gäste verkehren, wurde die Hausordnung längst ins Polnische übersetzt. Quer durch alle Schichten reicht das Klientel des Umsonstladens. Ebenso groß ist der Einzugsbereich. Auch aus fernen Ländern kamen schon einige. In Deetz geht es durchaus international zu, was wohl auf den Europa-Jugendbauernhof zurückzuführen ist. So waren es ausländische Studenten, die sich eben auch mal bei Dit & Dat umschauten. Von Schweizern kann Robin Haberland ebenfalls berichten, die zufällig auf einer Feier im Gasthof waren und einen Abstecher machten.

Soziales Projekt soll zum Nachdenken über Wert der Dinge anregen

Das Konzept des Umsonstladens geht auf. „DIT & Dat“ ist ein soziales Projekt, das zum Nachdenken über den Wert der Dinge in der Konsumgesellschaft, in der wir leben, anregen möchte. Es geht um Nachhaltigkeit, Nutzung von Ressourcen und Wertschätzung. Gebrauchsgegenstände sollen möglichst lange genutzt werden.

Das Projekt bietet in Zeiten von zunehmender Armut, niedrigen Renten finanziell benachteiligten Familien eine Alternative. Das gut aufgestellte Team, das derzeit aus acht Helfern besteht, hat an jedem Öffnungstag auch immer alle Hände voll zu tun, die Dinge entgegenzunehmen, die die Leute nicht mehr gebrauchen können, die aber für andere noch nutzbar sind.

Gebrauchsfähige und saubere Sachen werden im Umsonstladen angenommen

Alle Sachen, die gebrauchsfähig, funktionstüchtig und sauber sind, können in den Laden gebracht und gespendet werden. Von Bekleidung, Hausrat, über Bücher, Spielzeug bis hin zu Kleinmöbeln reicht das Angebot. Für große Sachen ist ein Aushang möglich.

Die sechste Saison steht bei Dit & Dat im nächsten Jahr bevor. Sponsoren sind derzeit gesucht, um die Fenster in allen Räumen und im Flur wieder instandzusetzen. Diese wurden zuletzt neu eingekittet. Nun bräuchten sie einen neuen Anstrich. Eine Spendenbox stand am Eingang bereit.