Begeistert aufgenommene Premiere fürs Weihnachtsmärchen am Anhaltischen Theater Dessau "Der kleine Muck" findet sein großes Glück
Jedem Kind ist das Weihnachtsmärchen im Anhaltischen Theater Dessau ein begriff. In diesem Jahr wird die geschichte vom Kleinen Muck erzählt und gespielt. Er ist der Publikumsliebling, wie die Premiere bewies.
Dessau-Roßlau l Der Vorhang in strahlendem Rot mit Gold, auf dem das Schild "The Circus" prangt, öffnet sich. Rhythmische Musik erklingt. Artisten im bunten Kostümen agieren aktionsreich in der Manege. Effektvoll animiert die Zirkusdirektorin Frau Ahavzi zum Besuch der Vorstellung: "Hereinspaziert!"
Ist es wirklich die Premiere des angekündigten Weihnachtsmärchens "Der kleine Muck" im Anhaltischen Theaters Dessau in der Inszenierung von Andreas Rehschuh?
Als dann der kleine Muck mit dem großen bunten Turban über die kleine Showbühne in die Manege kommt, brandet der erste spontane Publikumsbeifall auf. Muck-Darsteller Jan Kersjes ist von Beginn an unbestrittener Publikumsliebling. Muck ist auf der Suche nach dem Glück.
Auf der Suche nach Teilhabe und Anerkennung - dem Glück
Und er möchte mitmachen, gebraucht werden. Doch er hat unter Vorurteilen zu leiden, wie zu klein, zu schwach, nur ein Zwerg. Als Frau Ahavzi eine Rolle in Aussicht stellt, ist er des Glückes voll. Doch die anderen Artisten warnen: Todesgefahr! Seinen Kopf soll er bei einer Raubtierdressur in des Löwen Kopf stecken. Er flieht.
Auf wunderbare Weise - dank der technischen Möglichkeiten der großen Dessauer Bühne - verändert sich die Bühne. Es ist Nacht. Muck träumt, von zauberhafter Musik begleitet, sieht seine Zirkusfreunde durch die Luft schweben. Er findet Schuhe und einen Stab, mit denen er besondere Fähigkeiten ausüben kann.
Muck kommt zu einem bewachten Schloss, in dessen Zentrum sich ein sehr großer Haufen bunter Kissen befindet. Dort thront ein ungemein beleibter Sultan. Mit dabei dessen Schatzmeister, ein Berater und die Sultan-Tochter Armaza.
Das große Glück mit diesen besonderen Schuhen
Andreas Rehschuh überzeichnet die Figuren, stellt sie im humorvollen Mix aus Liebedienerei, Borniertheit sowie Gefühlsausbrüchen und Hinterhältigkeit dar. Köstlich, wie die pubertierende Prinzessin hemmungslos schreit und wütet. Auch das gefällt dem Publikum.
Muck sucht auch hier nach einer ihm glückgebenden Tätigkeit. Dann die bekannte Geschichte mit den Schuhen. Er besiegt zur deren Ärger die bisher laufschnellste Prinzessin. Der finanzklamme Sultan wittert eine Geldeinnahme. Auch hier ein durchaus heutiges Gebaren. Überhaupt sind alle Kernthemen des Stückes zeitlos aktuell.
Er lädt benachbarte Herrscher zu köstlich spaßigen Wettlaufwetten ein, bei dem auch ein Kamel antritt. Muck gewinnt, der Sultan hat wieder Einnahmen. Als jedoch Muck den Zauberstock mit dreimaligem Wolfsgeheul zum Einsatz bringt und verschwundene Reichtümer findet, wird er des Diebstahls beschuldigt und muss fliehen. Ohne Schuhe und ohne Stock! Damit könnte er im Zirkus schöne Kunststückevorführen. Mit dem Feigen-Lange Ohren-Trick überlistet der kleine Muck den mächtigen Sultan.
Mit den Wunderschuhen und den Zauberstock kehrt Muck zum Zirkus zurück. Zu seinen Artistenfreunden - der Zirkustänzerin Lilly (Jenny Langner), dem stummen Clown Peppe (Stephan Korves) und dem stärksten Mann Herkules (Gerald Fiedler). Die Zirkusdirektorin (Illi Ochlmann) war inzwischen beim Löwenmaul-Trick tödlich verunglückt. Die Raubkatze (Felix Defèr) jedoch lebt noch. Die Schauspieler sind in bis zu vier Rollen im Einsatz.
Muck jedenfalls hat im Zirkus in der Gemeinschaft das glück gefunden. Ein glückliches Happyend. Das Premierenpublikum bedankte sich neben regen Szenenbeifall mit einem großen Schlussbeifall beim ganzen Inszenierungsteam. Gemeinsam mit dem Regisseur Andreas Rehschuh gestalteten Thomas Weinhold, die Bühne, schuf Grit Walter die Kostüme. Gundolf Nandico komponierte die Musik.
Bis in den Januar 2014 hinein über 20 Vorstellungen
Dieses unterhaltsame und kurzweilige Weihnachtsmärchen 2013, zu dem in den über 20 Vorstellungen bis in den Januar hinein wieder über 15000 Besucher erwartet werden, ist hoffentlich nicht das letzte auf der Dessauer Bühne. Die regionale Verbundenheit des Hauses dokumentiert sich beispielsweise auch in der Einladung an die Zerbster Kindertafel, die gestern mit 30 Personen kostenlos eine Vorstellung besuchen durfte. Mit glänzenden Augen und sehr dankbar kehrten die Kinder gestern aus Dessau zurück.