Transporte zur Biogasanlage Güterglück Durch Orte nur mit Tempo 30
Als Betreiber der Biogasanlage in Güterglück ist die RWE Innogy GmbH daran interessiert, die Belastungen der Anwohner so gering wie möglich zu halten. Im Vorfeld der anstehenden Maisernte lud das Unternehmen deshalb am Donnerstag zu einem Gespräch rund ums Thema Lieferverkehr ein.
Güterglück. Voriges Jahr hatte es mehrfach Beschwerden wegen des Lieferverkehrs zur Biogasanlage gegeben. In Schora ärgerten sich Anwohner über unvernünftige Fahrer, die durch den Ort rasten. Sie beklagten sich über den verursachten Lärm, der sie nachts aus dem Schlaf riss und selbst sonntags anhielt. Daneben beschwerten sie sich genau wie die Güterglücker über verlorene Ladung, die die Fahrbahn verschmutzte.
In einer ersten Reaktion hatte die RWE Innogy gemeinsam mit der von ihr beauftragten Transportfirma, dem Landwirtschaftlichen Lohnbetrieb Jann-D. Frieling aus Dobritz, das Gespräch mit den Bürgern von Schora gesucht. Bei einer Sitzung des Gemeinderates stellten sie sich den Vorwürfen. Das Ergebnis war ein selbst auferlegtes innerörtliches Tempolimit von 30 km/h, an das sich die Fahrer künftig halten sollten. Auch wurde versprochen, die Ladungen mit Planen abzudecken.
"Wir sind selbst daran interessiert, die Transportverluste zu reduzieren. Wir wollen die Substrate in der Anlage haben und nicht auf das Straße", wiederholte sich Jörg Gebauer am Donnerstag und erklärte, dass die Ende September getätigten Aussagen nach wie vor Bestand haben. Als zuständiger Betriebsleiter der Biogasanlage hatte er zu dem Abstimmungstermin eingeladen, um im Vorfeld der anstehenden Maisernte die Verkehrsrouten abzustimmen und "gern auch Hinweise aufzunehmen".
Zu Beginn teilte Jörg Gebauer allen Anwesenden eine Karte aus, in der die vorgesehenen Strecken markiert waren. Der Großteil des in der Anlage verarbeiteten Mais kommt aus der näheren Umgebung. Die Ernteflächen liegen im Raum Leitzkau, bei Dornburg und Lübs sowie in den Gemarkungen Gehrden, Güterglück, Walternienburg und Leps. Neben diesen Orten sind auch Trebnitz, Hohenlepte, Nutha und Kämeritz von den Transporten betroffen, die neben der B 184 über Kreis- und Landstraßen erfolgen sollen. Zu beachten sind dabei solche "Knackpunkte" wie die auf 16 Tonnen begrenzte Nuthebrücke bei Nutha, über die nur Leertransporte gehen können. Wie Jörg Gebauer weiter ausführte, soll durch eine Art Ringverkehr die Belastung möglichst gleichmäßig verteilt werden.
Mit dem Start der Maisernte werde ab 10. September gerechnet, teilte Claus-Ulrich Plenge mit. Je nach Wetterlage sollte die Kampagne nach fünf bis sechs Wochen abgeschlossen sein, meinte der Mitarbeiter der Firma Frieling. Wie er darlegte, wird jeder ihrer Fahrer mit einer solchen Karten samt der zu nehmenden Route ausgestattet. Sollte dennoch mal was sein, könnten sich die Bürger an ihn als Ansprechpartner wenden. "Wenn es Beschwerden gibt, rechtzeitig melden", bat Claus-Ulrich Plenge. Am besten sei es, sich Kennzeichen und Uhrzeit zu notieren. Nur dann könnten sie herausfinden, ob es einer ihrer Fahrer war und mit ihm sprechen, fügte der Frieling-Betriebsleiter Ludwig Steenweg hinzu.
"Wir bemühen uns, in unserem Einflussbereich die Belastungen für die Bürger so gering wie möglich zu halten", betonte Jörg Gebauer. Dabei gab er vor allem mit Blick auf Schora erneut zu bedenken, dass sie nicht die einzigen seien, die landwirtschaftliche Rohstoffe transportieren.
Bahnstrecke wäre ideal
"Wir sind nicht gegen die Biogasanlage", sagte Jürgen Burkhardt. Sie seien nur gegen eine konzentrierte Belastung, erklärte der Anwohner von Schora, der zugleich Mitglied im Ortschaftsrat Moritz ist. Ihn beschäftigte, ob der auf 7,5 Tonnen begrenzte Abschnitt der Schoraer Ringstraße befahren werde. Das verneinte Ludwig Steenweg. Jörg Gebauer ergänzte, dass sie sich an die Straßenverkehrsordnung halten. Daneben erkundigte sich Jürgen Burkhardt, ob es Nachtfahrten geben werde. "Wenn es möglich ist, nicht", antwortete Steenweg.
Güterglück wurde durch Ortsbürgermeister Lutz Voßfeldt ver- treten, der nachhakte, ob die freiwillige Geschwindigkeitsbegrenzung von 30 km/h für alle Ortslagen gelte. Das bejahte Jörg Gebauer. Zugleich erklärte Lutz Voßfeldt, dass er die Nutzung der ausgebauten landwirtschaftlichen Wege in der Routenplanung vermisse. "Wir wollen die Anzahl der Transporte unterbringen", entgegnete Jörg Gebauer. In dem Zusammenhang bemerkte er, dass sie die Transporte möglichst auf Lkw verlagern und abgedeckt fahren wollen. Das vernahm Regina Julius vom Polizeirevier Anhalt-Bitterfeld mit Wohlwollen. "Die Verkehrssicherheit muss gewährleistet sein", wies die Polizeihauptmeisterin auf die Einhaltung der Ladungshöhe hin. Ein aufgehäufter Berg beispielsweise wäre eine Ordnungswidrigkeit.
Eine Route, die Lutz Voßfeldt ebenfalls nicht in der Karte fand, war die von der B 184 über die an Moritz vorbeiführende Kreisstraße nach Güterglück. Sie fiel wegen der zwei zu querenden Bahnübergänge raus. Zumal in der Moritzer Straße die Schranken immer extrem lange geschlossen sind, wie Ludwig Steenweg bemerkte. Seiner Ansicht nach dürfen sie gar nicht so lange zu sein.
Als ideale Strecke von der B 184 zur Biogasanlage machte Jürgen Burkhardt die stillgelegte Bahnstrecke aus. Dabei wäre der Rückbau der einen oder anderen Brücke, über die einst die Züge fuhren, schon hilfreich. Wegen diesen können die Maistransporter manch landwirtschaftlichen Weg nicht nutzen, weil sie nicht durch die Tunnel kommen. Doch das ist Zukunftsmusik. Erstmal steht die diesjährige Ernte bevor.