13-jähriger Zerbster fällt auf Internet-Betrüger rein / Eltern reagieren auf Forderungen nicht Ein falscher Klick bis zur Abzocke
Ein falscher Klick und schon saß der 13-jährige Karl Lobedank aus Zerbst in einer Kostenfalle. Er wurde Opfer von Internet-Abzocke. Für eine Anmeldung bei einem Internetportal sollte er 96 Euro bezahlen.
Zerbst. Lange erzählte Karl seinen Eltern nichts. Mehrere E-Mails mit Zahlungsaufforderungen ignorierte er, auch jene Mail mit der Widerrufsbelehrung. Das war im März. Anfang Juni lag ein Schreiben von einem Rechtsanwalt aus Osnabrück im Briefkasten der Familie.
"Da haben wir davon erfahren", erinnert sich seine Mutter Bianka Lobedank. Mit Gebühren und Mahnkosten läpperte sich die Forderung des Rechtsanwaltes auf 138 Euro.
Doch wie kam es dazu? Karl wollte auf der Internetseite kino.to Filme ansehen. Dazu brauchte er jedoch ein bestimmtes Programm. Einen Klick später öffnet sich ein Anmeldefenster, das er ausfüllte. Eine Bestätigungsmail folgte, die die Anmeldung abschloss. Doch nach dem Download funktioniert das Filmegucken immer noch nicht. Wenige Tage später versuchte Karl es erneut – ohne Erfolg.
Stattdessen liegen nun zwei Mahnungen über je 138 Euro vor seinen Eltern. Diese recherchierten sofort im Internet auf der Seite der Verbraucherzentrale und stießen zudem auf ein Forum, in dem allein für den Monat März 136 Einträge Betroffener zu dieser Abzocker-Masche stehen.
"Wir sind nicht sauer auf Karl", betont Bianka Lobedank. Im Forum finden sich auch viele Erwachsene, die auf diese Masche reingefallen sind. "Er hätte es uns aber früher erzählen sollen", räumt die Mutter ein. Karl traute sich nicht, weil er Angst vor einem Internet-Verbot hatte.
Doch die Masche, auf die Karl reinfiel, ist mehr als dreist: Bei der Anmeldung konnte Karl sein richtiges Alter nicht angeben, da ein Scrollbalken bei der Angabe des Geburtsjahres erst bei 1990 begann. Außerdem wurde nicht auf mögliche Kosten für die Anmeldung verwiesen. "Da stand nichts von irgendwelchen Kosten", erinnert sich Karl Lobedank.
Der Brief vom Anwalt schlug ein wie eine Bombe. "Unsere erste Reaktion war: ,Was hast du wieder gemacht?‘", sagt Bianka Lobedank. "Eigentlich weiß man ja, dass das eine Abzocke ist, aber die bauen so einen Druck auf, dass man überlegt, ob nicht doch lieber gezahlt werden soll."
Ein Anruf bei der Polizei konnte der Familie nicht weiterhelfen. Deshalb halten sie sich an die Ratschläge aus dem Forum, nicht zu reagieren. "Das Nächste, was jetzt kommen könnte, ist ein gerichtlicher Mahnbescheid", erzählt Bianka Lobedank. Auf diesen muss dann mit einer Ablehnung reagiert werden, doch vorher werde sie nichts unternehmen. "Auch wenn wahrscheinlich kein Mahnbescheid kommt, sitzt man wie auf glühenden Kohlen."
Karl jedenfalls hat seine Lektion gelernt. "Ich erzähle meinen Eltern jetzt früher davon, wenn was passiert." Seine Mutter hingegen möchte andere Jugendliche, aber auch Erwachsene vor diesem Betrugsversuch warnen. "Wenn eines von zehn Opfern bezahlt, haben die ihr Schnäppchen gemacht."
Michael Däumich vom Polizeirevier Anhalt-Bitterfeld rät ebenfalls: Abwarten. "Die Vertragsschließung war nicht rechtens und bei der Anmeldung hätte deutlich auf die Kosten hingewiesen werden müssen", bewertet Däumich den Fall. Sein Rat: Möglicherweise eine Anzeige machen und sich Rat bei der Verbraucherzentrale holen. "Auf jeden Fall ist es richtig, nicht zu zahlen."