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90. Geburtstag: Günther Hahn, Oberförster a. D. und ältester Schweinitzer mit Jubiläum Ein Leben lang mit Leib und Seele für Wald und Wild

Von Petra Wiese 20.10.2010, 06:17

Er ist der älteste Einwohner von Schweinitz. Und er ist ein bedeutender Einwohner von Schweinitz, einer, dem das Dorf am Rande des Fläming und in unmittelbarer Nachbarschaft zum Truppenübungsplatz Altengrabow und die ganze Region eine Menge zu verdanken haben. Günther Hahn feierte am 5. Oktober seinen 90. Geburtstag. Er war der Oberförster, der 4800 Hektar Waldbodenfläche rund um Schweinitz 43 Jahre lang betreute, für den Erhalt dieses grünen Mantels sorgte und für Wald und Wild lebte.

Schweinitz. An ein Datum erinnert sich der 90-jährige Günther Hahn genau: "Am 5. Oktober 1945 bin ich in das ehemalige preußische Forstamt Schweinitz eingewiesen worden." Wegen seiner Kriegsbehinderung war er zunächst als Sekretär eingesetzt. Später wurden ihm die 4800 Hektar Waldbodenfläche des südlichen Teils des Truppenübungsplatzes Altengrabow und die Restflächen der ehemaligen Oberförsterei Schweinitz zur Betreuung anvertraut.

"Mein vornehmlichstes Anliegen war stets, und das trotz aller Unbilden durch die Besatzungsmacht, den Waldmantel um Schweinitz zu erhalten", so Hahn, den sein Leben lang eine große Leidenschaft mit dem Wald und Wild, das er als Gemeinschaft betrachtet, verband.

Hahn stammt ursprünglich aus der Posener Ecke, wuchs in Friedland in Oberschlesien auf. In Turawa, heute Nationalparkgebiet, ging er in die forstliche Lehre. Der Krieg verhinderte – zunächst –, dass er in seinem Traumberuf auch arbeiten konnte. Im November 1939 wurde Hahn eingezogen. In einem Jägerbataillon war er bis 1945 Soldat, wurde siebenmal verwundet – und überlebte.

An die großen Aufforstungszeiten erinnert sich Hahn gern, wenn bis zu 100 Beschäftigte unter zum Teil schwierigsten Bedingungen 70 bis 100 Hektar Wald aufforsteten.

Die Revierförsterei in Eichenquast war die erste, die Hahn leitete. Sie gehörte zur Oberförsterei Schweinitz. Als das Kreisforstamt gebildet und die drei bestehenden Revierförstereien zusammengelegt wurden, übernahm Günther Hahn die Leitung des Reviers Schweinitz. Bis 1988 war er im Dienst. Forstlich, waldbaulich wurden seine Verdienste von seinen Nachfolgern beim Bundesforstamt und der Revierförsterei anerkannt. "Das ist mir eine große Genugtuung", sagt der Oberförster a.D. Die Beförderung habe er zum 30. Jahrestag der Wildforschung erhalten, erinnert sich Hahn. In der Wildforschung war er viele Jahre aktiv.

Viele Kollegen und Waldarbeiter hat er über die Jahre zur Seite gehabt. Oft war die Arbeit lebensgefährlich, denn auf dem Truppenübungsplatz wurde scharf geschossen. Da könnte Hahn viel erzählen. Auch wie er Einvernehmen mit den jeweiligen Kommandanten suchte.

Noch bis ins vorige Jahr hinein ging Hahn zur Jagd. "Dann habe ich aus Sicherheitsgründen den Jagdschein abgegeben", erzählt er. Auch das Autofahren habe er freiwillig eingestellt, würde es nur noch im Notfall tun. 1989 führte er den letzten Hund zur Schweißprüfung. "Die Hunde fehlen mir sehr", gibt er zu.

Ein Kapitel im erfüllten Leben des Jubilars ist auch die Jungjägerausbildung. Viele 100 Jäger hätten ihren Jagdschein bei ihm gemacht. Wieviele Freunde unter den Jägern er hat, merkte Hahn als er gesundheitlich zum Pflegefall wurde. Doch Familie und Freunde schafften es, dass er wieder "auf die Läufe" kam.

Heute beobachtet Hahn, der noch jeden Tag in den Wald spaziert oder seine Frau beim Pilzesammeln begleitet, wie sich sein "Wolfsrevier" entwickelt. Zu den Wölfen vertritt er seinen eigenen Standpunkt: Für ihn gehört der Wolf keineswegs zu den aussterbenden Tierarten. Er hält nichts davon, die Wölfe hier in dieser Besiedelung und bei der infrastrukturell durchschnittenen Landschaft anzusiedeln. Man müsse entscheiden, ob man das Wild oder die Wölfe bewirtschaften will. Der Wolf sollte zum jagdbaren Tier erklärt werden, so dass der Zuwachs geregelt und für alle tragbar sei.

Hahn kann Vergangenheit und Gegenwart vergleichen. Früher hatte das Holz, der Wald eine viel größere Bedeutung, war für Schweinitz sogar Hauptarbeitgeber. "Es sind viele Dinge, die wir als Grundsätze gehabt haben, heute hinfällig", so Hahn. "Der Wald kann heute nicht mehr persönlich geprägt werden". Die riesigen Zuständigkeitsgebiete sind unüberschaubar. "Früher waren wir angehalten, jeden einzelnen trockenen Baum herauszunehmen", gibt der Senior zu bedenken. Er bedauert, dass alles in das Schema Sparen gepresst werde, was auf die Dauer kaum von Nutzen für Wald und Wild sein könne. Der Erfolg richte sich nach der Jahresabrechnung. Zu Hahns Zeiten musste man als Forstmann noch in drei Generationen vorausdenken, solange, wie die Bäume bis zur Ernte brauchen.

65 Jahren ist Günther Hahn jetzt in Schweinitz. Drei Töchter und ein Sohn gehören zur Familie, dazu sechs Enkelkinder. Zu seiner Geburtstagsfeier kamen 99 Gäste, darunter zwei Generalforstmeister und der ehemalige Betriebsleiter des staatlichen Forstamtes Nedlitz, Jäger und andere Menschen, die Hahn ein stückweit begleitet haben, dazu Freunde und Familie. Für Günther Hahn war es ein erhebenes Gefühl. Es war ein glücklicher Tag für ihn. Er sei allen dankbar, die dazu beigetragen hätten.