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Elektromobilität Kaum E-Autos auf Straßen unterwegs

Noch schaffen sich nur wenige Zerbster ein E-Auto an. Die Zerbster Stadtwerke wollen das ändern und Elektromobilität vermehrt fördern.

Von Daniela Apel 04.08.2020, 01:01

Zerbst l Als „absolut alltagstauglich“ hat sich das Elektro-Auto erwiesen, das die Zerbster Stadtverwaltung nun seit über zwei Jahren nutzt. Überwiegend auf Kurzstrecken kommt der Nissan LEAF zum Einsatz. Die maximale Reichweite von 160 Kilometern lässt allerdings auch Fahrten beispielsweise bis nach Magdeburg zu, wie Nico Ruhmer schildert. „Natürlich mussten sich die Mitarbeiter erst an das E-Auto gewöhnen“, erzählt der Amtsleiter für Zentrale Dienste. Nicht zuletzt daran, dass der Pkw nach jeder Tour aufgeladen werden muss.

Gleich an mehreren Stellen der Rolandstadt besteht die Möglichkeit, sozusagen Strom zu tanken. Insgesamt rund 60.000 Euro investierte die Stadtwerke Zerbst GmbH in die vier Ladestationen, die 2018 auf dem oberen Markt, dem Bahnhofsvorplatz, dem Parkplatz vor der Schwimmhalle und auf der Schloßfreiheit in Betrieb genommen wurden. „Die Nutzer kommen im Wesentlichen aus der Region“, erklärt Jürgen Konratt. Zu ihrer Anzahl kann der Geschäftsführer des kommunalen Unternehmens nichts sagen, dafür zum durchschnittlichen Strombezug. Pro Säule liege dieser zwischen 1500 (Schwimmhalle) und 3300 Kilowattstunden (Markt) im Jahr.

Zur Einordnung: Der geleaste Nissan der Stadtverwaltung, den Nico Ruhmer als Fahrzeug der unteren Mittelklasse bezeichnet, verbraucht laut seiner Aussage im Schnitt 14 Kilowattstunden auf 100 Kilometer. Bei einem Strompreis von 28 Cent je Kilowattstunde kämen da bei der jährlichen Laufleistung von rund 9000 Kilometern 352 Euro zusammen, rechnet der Amtsleiter vor. Bei einem Diesel-Auto, das sechs Liter Sprit auf 100 Kilometern verbrennt, wären das im Schnitt etwa 594 Euro, vergleicht er.

An den Zerbster Ladesäulen der Stadtwerke ist das Stromtanken nach wie vor kostenfrei. „Eine Änderung ist in absehbarer Zeit nicht angestrebt“, sagt Jürgen Konratt. Dies könnte den ein oder anderen vielleicht animieren, ebenfalls zukünftig auf E-Mobilität zu setzen. Bislang halten vor allem die hohen Anschaffungskosten die Deutschen davon ab. Das ergab die „Mobility Studie 2020“ des TÜV-Verbandes. Nach der repräsentativen Umfrage kann sich nur jeder dritte Autofahrer vorstellen, sich in den kommenden fünf Jahren ein Elektro-Auto zuzulegen.

Momentan sind im Landkreis Anhalt-Bitterfeld laut Kraftfahrt-Bundesamt (Stand 1. Januar 2020) lediglich 83 reine E-Autos zugelassen. Hinzu kommen 68 so genannte Plug-in-Hybride. Unterm Strich sind das nur 151 Fahrzeuge, die rein elektrisch beziehungsweise zumindest teilweise mit Strom angetrieben werden – das entspricht gerade einmal 0,16 Prozent der insgesamt 92 839 angemeldeten Pkw im Kreis. In Dessau-Roßlau sind die E-Autos schon deutlich beliebter, dort liegt ihr Anteil bei rund 0,27 Prozent und damit zwar höher, allerdings immer noch äußerst niedrig.

Die Zerbster Stadtwerke gehen wie die Stadtverwaltung mit positivem Beispiel voran. „Wir haben in unserem Fuhrpark zwei E-Fahrzeuge, die im Stadtverkehr und der unmittelbaren Region zum Einsatz kommen“, berichtet Jürgen Konratt. Gegenwärtig befinde sich zudem eine Werbemaßnahme in Planung, die Mitte/Ende August starten und die Nutzung von Elektro-Autos fördern soll. Diese richte sich an alle Kunden des kommunalen Unternehmens. Diese könnten demnach für drei Jahre einen BMW i3 für 350 Euro im Monat leasen, wobei die Stadtwerke einen monatlichen Zuschuss von 100 Euro zahlen, so Konratt.