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Elfriede Kölling feiert ihren 90. Geburtstag Erinnerungen an mehr als eine schöne Trauung

Von Judith Kadow 05.07.2012, 03:17

Im Kreise ihrer Kinder feierte gestern Elfriede Kölling ihren 90. Geburtstag. Für Bürgermeister Andreas Dittmann war sie das erste Geburtstagskind, das er in seinem neuen Amt beglückwünschen konnte.

Zerbst l "Sie sind meine Erste!" Mit diesen Wort und einem bunten Blumenstrauß gratulierte Andreas Dittmann gestern Elfriede Kölling zu ihrem 90. Geburtstag. Sie freute sich sichtlich und meinte: "Bisher hat mir der Bürgermeister immer gratuliert." In den vergangenen Jahren war dies stets Helmut Behrendt, den sie somit zu "ihrem" Bürgermeister machte. Denn gemeinsam haben sie schon einige besondere Feiern erlebt. Andreas Dittmann setzt diese Tradition nun fort.

1940 kam die gebürtige Griebowerin nach Zerbst - Sohn Horst war da bereits auf der Welt. Auf der Hochzeitsstraße - wie damals die Alte Brücke von den jungen Leuten genannt wurde - begegnete sie Fritz Kölling. Es war die große Liebe. 1941 folgte die Hochzeit. "Eine richtige Trauung hatten wir aber nicht", erinnert sie sich. Doch das holten das Ehepaar später nach. Beispielsweise zur eisernen Hochzeit ließ die Familie eine Limousine vorfahren, die das Brautpaar zum Zerbster Standesamt fuhr.

"Wir haben alles nachgeholt."

Dort traute Helmut Behrendt Fritz und Elfriede Kölling erneut. Zur steinernen Hochzeit, also nach 67,5 Jahren Ehe, fragte Sohn Horst beim Fuhrunternehmen Ruthe an, ob nicht der Lieblingsbusfahrer seiner Eltern das Brautpaar fahren könnte. Der sagte natürlich nicht nein und legte sogar eine kleine Pause von seinem Urlaub ein. Auch diesmal traute Behrendt das Paar erneut.

Doch auch wenn das Ehepaar immer glücklich mitein-ander war, waren die Zeiten mitunter hart. Ihr Mann Fritz, der mittlerweile verstorben ist, war als Auslandsmonteur der Wema oft unterwegs. Ob Polen, Tschechei oder Österreich. "Der längste Aufenthalt dauerte sechs Monate in Ägypten", erinnerte sich Horst Kölling.

Vier Tage vor Weihnachten kehrte ihr Mann zurück. "Er hat noch Tage später gefroren. Wir haben den Ofen richtig angeheizt. Uns war warm und er fragte, ob wir nicht noch einen Mantel hätten", sagte die Jubilarin lächelnd, als sie an diese Zeit zurückdenken musste.

"Uns ging es immer gut, wir waren zufrieden, auch wenn die lange Abwesenheit manchmal schwer war." Elfriede Kölling war Hausfrau und Mutter, und verdiente sich im Konsum nebenbei etwas dazu. Auf Sohnemann Horst folgte Tochter Ingrid. Bis heute wohnen ihre Kinder in Zerbst. Fünf Enkel und acht Urenkel haben sie der Seniorin geschenkt. "Als meine eine Enkelin heiratete, wurde sie mit Blüten überworfen", erzählte sie der Runde. "Das wollte ich auch und habe es gekriegt. Wir haben alles nachgeholt."

Doch auch wenn Helmut Behrendt diesmal nicht dabei war, war Elfriede Kölling sehr glücklich, Andreas Dittmann begrüßen zu dürfen. "Wir haben uns ja schon öfter hier im Haus Willy Wegener gegrüßt, wenn er seine Mutter besucht hat." Nun galt sein Besuch ihr allein. Denn seit etwas mehr als einem Jahr ist die Senioreneinrichtung ihr Zuhause. Bei den Großveranstaltungen ist sie mit dabei, sonst genießt sie ihre Ruhe. Und dabei bleibt auch genügend Zeit und Muße für ein gutes Kreuzworträtsel.