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Fastenzeit im Kreis Fleischverzicht für eine bessere Bilanz

Während der Fastenzeit könnten über 15.000 Tonnen CO2-Gas im Landkreis Anhalt-Bitterfeld eingespart werden.

Von Paul Schulz 23.03.2018, 06:00

Zerbst l Das ist eines der Ergebnisse, die das Pestel-Institut und das Clima Culture Lab im Zuge der Fastenzeit präsentiert haben. Bei der Herstellung von Fleischprodukten entstehen große Mengen an Gasen, die den Treibhauseffekt befeuern. Besonders bei der Produktion von Rindfleisch fallen nach Angaben von Umweltministerien tonnenweise dieser Treibhausgase an, die zur Erderwärmung beitragen.

Das Pestel-Institut in Hannover und das dazugehörige Clima Culture Lab (CCL) haben nun erstmals genaue Zahlen für den Landkreis Anhalt-Bitterfeld errechnet, die veranschaulichen, in wie weit die Ernährung die Emission der umweltschädlichen Gase begünstigt.

Die Berechnungen beruhen auf demografischen Daten, auf den Versorgungsbilanzen des Bundesministeriums für Landwirtschaft und Ernährung und auf dem CO2-Rechner des Umweltbundesamtes, wo jeder seine eigen CO2-Bilanz errechnen lassen kann. Als eines der Rechenbeispiele dient die Fastenzeit, die nächsten Donnerstag (Gründonnerstag) ihr Ende hat.

„Die Fastenzeit im Christentum ist durch den Verzicht geprägt. Wir wollen, dass die Menschen versuchen ihre Essgewohnheiten bewusst wahrzunehmen und diese eventuell auch zu ändern“, sagt Andrea Steckert, Projektleiterin des CCL. Zudem sei das übergeordnete Ziel der Klimaschutz. „Besonders was den CO2-Ausstoß angeht gibt es noch riesige Einsparmöglichkeiten. Das wollen wir den Menschen mit konkreten Beispielen verdeutlichen“, erklärt Steckert. Als Denkanstoß haben das Pestel-Institut und CCL folgende Zahlen veröffentlicht.

Die etwa 28.000 im Landkreis Anhalt-Bitterfeld lebenden Christen generieren bei einer durchschnittlichen Ernährung rund 850 Tonnen CO2-Gas pro Woche. Würden sich diese 28.000 Menschen entschließen für sieben Tage lang auf Gemüse umzusteigen, so könnten ganze 333 Tonnen CO2-Gas eingespart werden.

„Trotzdem fällt aber noch viel CO2 an“, sagt Jonas Abraham, Mitarbeiter des CCL. „Allein schon durch die Fahrt zum Supermarkt oder durch das Aufrechterhalten der Kühlkette entstehen nicht unerhebliche Mengen an CO2“, erklärt Abraham.

Ein anderer Vergleich bezieht die ganze Bevölkerung des Landkreises ein. Würden alle Bewohner des Landkreises in der 40-tägigen Fastenzeit auf tierische Lebensmittel verzichten, so würden 17.369 Tonnen weniger CO2-Gas in die Umwelt gelangen.

Allein schon die Produktion von einem Kilogramm Rindfleisch führt zu einem Ausstoß von 14 Kilogramm CO2-Gas. Zum Vergleich: Um ein Kilogramm Hähnchenfleisch oder Schweinefleisch herzustellen fallen nur etwas mehr als drei Kilogramm CO2 an. Doch wer denkt, den Verzicht auf Rindfleisch mit Käse zu kompensieren, hilft der Umwelt auch nur geringfügig weiter. Bei der Herstellung von einem Kilogramm Kuh-Käse werden nämlich 8,5 Kilogramm CO2 in die Luft abgegeben.

Es lässt sich also deutlich erkennen, dass die Auswahl der Nahrungsmittel einen großen Einfluss auf die Emission von Treibhausgasen und somit auf den Klimawandel hat. Doch warum fallen insbesondere bei Rindfleisch und Käse so hohe CO2-Mengen an?

Genau genommen ist nicht einmal CO2 das Problem, sondern Methangas. Denn bei der Rindfleischproduktion fällt Methangas an, welches laut Umweltbundesamt in etwa 28 mal schädlicher für die Umwelt ist als CO2.

Allerdings wird das Methangas in CO2-Äquivalente umgerechnet, um somit eine bessere Vergleichbarkeit zu erreichen. Als Resultat stehen sowohl bei Rindfleischprodukten als auch bei Käse sehr hohe CO2-Werte.