1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Zerbst
  6. >
  7. Schwimmhalle wird evakuiert

Feuerwehreinsatz Schwimmhalle wird evakuiert

Unbekannte steckten Weihnachtsbäume in einen Lüftungsschacht der Schwimmhalle Zerbst und zündeten sie an. Die Feuerwehr verhinderte Schlimmeres.

Von Thomas Kirchner 09.01.2020, 14:40

Zerbst l Am Mittwochabend wird es für einige Minuten hektisch in der Zerbster Schwimmhalle auf der Wolfsbrücke. Gegen 20.40 Uhr bemerken die Mitarbeiter eine starke Rauchentwicklung sowie Brandgeruch. Sie brechen daraufhin den Badebetrieb ab, evakuieren das Gebäude und alarmieren die Feuerwehr.

Als die Einsatzkräfte nur wenige Minuten später eintreffen, machen sie sich sofort auf die Suche nach einem eventuellen Brandherd. Sie durchkämmen systematisch das gesamte Gebäude, den Keller und die Elektro- und Maschinenräume. Doch außer dem Rauch und dem Brandgeruch können sie zunächst keinen Kurzschluss, Brand oder offene Flammen entdecken.

Dann endlich: „Wir haben die Ursache gefunden“, sagt der Zerbster Ortswehr- und Einsatzleiter Steffen Schneider. Unbekannte haben offensichtlich den massiven und schweren Metalldeckel eines Lüftungsschachtes, der sich an einem Seiteneingang neben der Schwimmhalle befindet, geöffnet, ausgediente Weihnachtsbäume in den Schacht geworfen und anschließend angezündet.

Inzwischen sind auch Jürgen Konratt, Chef der Zerbster Stadtwerke, und Bürgermeister Andreas Dittmann (SPD) zur Einsatzstelle geeilt. Die Stadtwerke betreiben sowohl die Schwimmhalle als auch das Erlebnisbad. Beide zeigen sich mehr als entsetzt über solch ein Handeln, das ohne Zweifel Menschen in Gefahr bringt.

„Zunächst bin ich natürlich erleichtert, dass nichts Schlimmeres passiert ist und keine Chemikalien involviert sind“, sagt Jürgen Konratt. Neben Chlor lagerten noch andere Chemikalien in den Kellerräumen. „Ich weiß nicht, ob es kriminelle Energie ist, die Menschen dazu treibt, so etwas zu tun, zumindest ist es Dummheit“, ärgert sich der Stadtwerke-Chef.

Auch der Bürgermeister kann nur den Kopf schütteln. „Wer kommt auf solche Ideen? Ganz ehrlich, da fehlt mir jegliches Verständnis. Ich mag mir gar nicht ausmalen, was alles hätte passieren können. Hier sind Menschenleben gefährdet“, ist auch Dittmann wütend über so viel Dummheit.

„Durch den Sog in dem Lüftungsschacht hat sich der Rauch im gesamten Keller und schließlich bis in die Umkleideräume und ins Hallenbad ausgebreitet“, erklärt Einsatzleiter Steffen Schneider. Hier hätten sich durch den Sog ausbreitende Funken gereicht, um ein Inferno auszulösen. „Wir werden jetzt mit einem Überdrucklüfter den Qualm aus den Kellerräumen nach außen drücken“, sagt Schneider.

Letztlich holen die Kameraden mehrere Weihnachtsbäume aus dem Lüftungsschacht und löschen die restliche Glut an der Brandstelle. Für sie ist der Einsatz vor Ort damit beendet, für die Mitarbeiter der Schwimmhalle geht er tags darauf weiter. Sie müssen das Gebäude noch einmal gründlich lüften und wieder Ordnung schaffen. Deshalb blieb die Schwimmhalle am Donnerstag für die Besucher geschlossen.

Die Kameraden sind nur wenige Minuten in der Wache, da ertönt um 22.34 Uhr bereits ein weiterer Alarm. Dieses Mal werden die Einsatzkräfte zu einem vermeintlichen Kleinbrand in den Brauereiweg gerufen. Eine Anwohnerin der Lepser Straße glaubt, einen brennenden Baum am Waldfrieden wahrzunehmen und informiert die Leitstelle.

Beim Eintreffen der Feuerwehr ergibt sich allerdings ein ganz anderes Bild. Am Ende des Waldfriedens steht ein kleines Zelt am Wegrand, mehrere Taschen mit Anziehsachen, unter anderem auch Kinderschuhe, ein Fahrrad, Getränke und es brennt ein Lagerfeuer. Zwei junge Frauen, die sich vor Ort befinden, machen bei dem Frage-Antwort-Spiel mit der Feuerwehr zu den Geschehnissen immer wieder widersprüchliche Angaben, sodass Einsatzleiter Steffen Schneider die Polizei hinzuzieht.

„Was letztlich hier geschehen ist und wo die anderen Beteiligten geblieben sind, ist unklar“, sagt Schneider. Nach Angaben der beiden jungen Frauen habe sich auch ein Kind an dem Lagerplatz aufgehalten.

Insgesamt sind 22 Kameraden an der Schwimmhalle und 17 im Brauereiweg im Einsatz. Dies ist bereits das sechste und das siebente Mal, dass die Zerbster Ortswehr seit Beginn des neuen Jahres – also in nur acht Tagen – ausrücken musste.