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Finanzen Stadt will Tierheim weiter betreiben

Das bislang vereinsbetriebene Zerbster Tierheim schließt mit Jahresende. Vorübergehend soll es als kommunale Einrichtung fortgeführt werden.

Von Daniela Apel 01.12.2020, 00:01

Zerbst l Mit Jahresende wird der Zerbster Tierschutzverein das von ihm seit 1992 betriebene Tierheim in der Biaser Straße schließen. Grund sind die deutlich gestiegenen Kosten vor allem in Folge der in jüngster Vergangenheit enorm angewachsenen Katzenpopulation. Zudem fehlt es an ausreichendem Fachpersonal, wie die Vorsitzende Diana Hofmann den Mitgliedern des Haupt- und Finanzausschusses Mitte September ausführlich erläuterte. Hilfesuchend wandte sie sich damals an die Kommunalpolitiker und bat um eine höhere finanzielle Unterstützung durch die Stadt.

Danach überschlugen sich die Ereignisse und die Fronten verhärteten sich. Im Ergebnis kündigte der Verein den mit der Stadt bestehenden Vertrag zur Aufnahme und Betreuung von Fundtieren außerordentlich zum 31. Dezember 2020. Die Stadt stand damit plötzlich vor der Frage: Wohin fortan mit entlaufenen Hunden und Katzen oder beispielsweise auch aus einer Wohnungsräumung stammenden Tieren? Denn genau dafür ist die Kommune als Ordnungsbehörde zuständig. „Wir müssen über das ,Wie‘ und durch ,Wen‘ reden“, sagt Bürgermeister Andreas Dittmann (SPD).

Als zumindest vorübergehende Lösung hat er jetzt zunächst einmal den Weiterbetrieb der Einrichtung angestoßen. Einen formellen Beschluss des Stadtrates zur Übernahme dieser Aufgabe gibt es bislang nicht. Dies begründet der Rathauschef schlichtweg mit der Kürze der Zeit aufgrund der vorfristig erfolgten Kündigung – regulär wäre der Vertrag bei einer ordentliche Kündigung erst zum 31. Dezember 2021 ausgelaufen.

„Auch wenn das sperrig klingt, aber unter dem Aspekt der Gefahrenabwehr und zum Tierwohl müssen wir hier eben in Vorleistung gehen“, erklärt der Rathauschef gegenüber der Volksstimme. Er bezieht sich damit auf die inzwischen erfolgte Ausschreibung einer Personalstelle in Teilzeit zur Bewirtschaftung eines kommunal geführten Tierheims. Bewerbungen liegen mittlerweile vor, wie Dittmann informierte. Darüber hinaus wurde beim Jobcenter der Antrag auf zusätzliche Arbeitsfördermaßnahmen gestellt, um die Einrichtung bewirtschaften zu können.

Dem Bürgermeister ist allerdings ebenfalls bewusst, dass ein Tierheim „ohne ehrenamtliche Unterstützung nicht wirklich betrieben werden kann“. So nutzte er jetzt die aktuelle Sitzung des Stadtrates nicht nur zu einem entsprechenden Aufruf, sondern ebenfalls um allen zu danken, die sich bislang in ihrer Freizeit für das Zerbster Tierheim eingebracht haben. Er freue sich, dass sich bereits Interessierte gemeldet haben, die sich hier auch künftig engagieren wollen.

„Als Stadt werden wir unseren erforderlichen Beitrag auch weiterhin leisten“, betonte Dittmann. Wie die Kommune den Verein seit 2017 konkret finanziell unterstützt hat, legte er anhand einer Gegenüberstellung dar. Diese zeigte, dass die Zuschüsse zu Betriebs- und Personalkosten sowie zur Kastration der Katzen und der Vermittlung von Tieren deutlich zunahm – von knapp 40.000 Euro bis aktuell rund 102.000 Euro, wobei für 2020 noch keine endgültige Summe genannt werden kann. Im Haushaltsplanentwurf für 2021 sind vorerst 96.000 Euro für das Tierheim eingestellt – hinzu kommen die beantragten Zuschüsse für die erwähnten Arbeitsfördermaßnahmen.

Ob die Mittel reichen, bleibt abzuwarten. Noch offen ist bislang ebenfalls, wie der Tierschutzverein das Gelände nahe der Kiesgrube übergibt. Angekündigt war „leer“, das heißt, ohne Tiere und ohne bauliche Anlagen. Der Bürgermeister hatte dem Verein allerdings das Angebot unterbreitet, die Hundezwinger und Katzenhäuser bewerten zu lassen, um über deren Erwerb zu verhandeln. „Mindestens jedoch die Containeranlage, die wohl als Kernstück des Tierheims gilt, wird erhalten bleiben, denn diese wurde von der Stadt Zerbst finanziert und errichtet“, teilte er im Stadtrat mit.

Auch wenn nun erstmal alles auf ein kommunales Tierheim hinausläuft, soll es sich doch nur um eine Übergangsreglung handeln, bis eine tragfähige Lösung gefunden ist, „die auch eine Vereinsträgerschaft nicht ausschließen soll“, wie Dittmann gegenüber der Volksstimme erläuterte. Eine weitere Alternative stellt nach wie vor die Unterbringung in Tierpensionen dar. Gespräche, die der Bürgermeister unlängst als „positiv“ bezeichnete, wurden diesbezüglich bereits geführt. Die endgültige Entscheidung muss letztlich der Stadtrat treffen.