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Flugplatz Bürgerinitiative als nächster Schritt

Eine geplante Klärmschlammanlage auf dem Zerbster Flugplatz bereitet den Straguthern Sorge.

Von Petra Wiese 22.11.2018, 00:01

Straguth l Es ist die Sorge um Geruchsemission, die in Straguth groß ist. „Es geht um die Gesundheit der Bevölkerung als höchstes Schutzgut“, machte Ortsbürgermeister Edgar Grund bei der Ortschaftsratssitzung deutlich. Er befürchtet ein industrielles Großvorhaben auf dem ehemaligen Zerbster Flugplatzgelände, das sich in den Gemarkungen Straguth, Pulspforde und Zerbst befindet. Es ist die Angst, dass eine große Verbrennungsanlage gebaut werden könnte. Aber auch keine kleine, sondern gar keine Verbrennung – weder von Klärschlamm noch anderen Abfällen aus Industrie und Haushalt – will man vor der Haustür haben.

Den Bürgervertretern von Straguth lag nun der überarbeitete Flächennutzungsplan und der überarbeitete Bebauungsplan vor. Die Entwurfsfassung vom August beinhaltete in den textlichen Festlegungen des B-Planes als zugelassene Nutzung im Sondergebiet „Energie“ die Phosphorrückgewinnung aus Abwasser, Klärschlamm und Klärschlammasche. Dazu hatte der Zerbster Bau- und Stadtentwicklungsausschuss eingelenkt und die Beschlüsse von der Tagesordnung genommen.

Diese Nutzung wurde gestrichen und ist damit nicht mehr zulässig, so Heike Krüger, Amtsleiterin Bau und Liegenschaften in der Zerbster Stadtverwaltung, die Nutzung sei damit eingeschränkt. ,„Es ist genau beschrieben, was zulässig ist,“ erläuterte auch Anita Wurche vom Planungsbüro Wasser und Umwelt Zerbst.

Doch die Straguther wollen sich nicht überrumpeln lassen. Kein Hintertürchen soll offen bleiben, keine andere Auslegung möglich sein. Klipp und klar soll niedergeschrieben sein, was nicht erlaubt ist. Man stieß sich in der Formulierung am Kreislaufwirtschaftsgesetz, dem Stoffe unterliegen, aus denen Energie gewonnen und gespeichert werden könnte. Linken-Stadtrat Alfred Schildt unterstützte die Straguther Bedenken und verwies auch auf die Abfälle aus Industrie und Haushalt, die im Zusammenhang mit der Energieerzeugung aus Biomasse aufgeführt werden. Dahinter könnten sich noch einige Stoffe verstecken, deren Gestank zu befürchten ist. Der Investor solle keinesfalls einen Freibrief für jegliche Abfallwirtschaft bekommen, so Grund. Der Investor solle vielmehr ehrlich sagen, was er vorhat, forderte er.

Der B-Plan zeige auf, was zulässig sei, sagte Heike Krüger. Es handele sich um eine Angebotsplanung. Das sei irreführend, meinte Edgar Grund, schließlich handele es sich um eine zielorientierte Planung, deren geistiger Ursprung beim Eigentümer des Grundstücks liegt oder bei einer mit ihm verbundenen Firma.

Wenn der Investor etwas vorhat, was mit dem Interesse der Bevölkerung in Einklang steht, dann könne der B-Plan später immer noch geändert werden. Sind die Beschlüsse jedoch durch, ist es zu spät, warnte Grund. „Die Angst besteht, dass auf dem Fluplatz etwas entsteht, was keiner will“, drückte es Alfred Schildt aus. „Und wir haben die Konsequenzen zu tragen“, so Grund.

Nun sollen Flächennutzungsplan und B-Plan für die nächste Sitzung des Bauausschusses der Stadt und für die Ortschaftsratssitzung in Straguth weiter nachgebessert werden. Zum Sondergebiet Energie wird im Flächennutzungsplan das Kreislaufwirtschaftsgesetz gestrichen, dem die Stoffe zur Energiegewinnung unterliegen. Ergänzt wird, dass ausdrücklich die Verwertung und Verbrennung von Klärschlamm und Abfall ausgeschlossen ist.

So soll auch in der Begründung zum B-Plan für das Sondergebiet „Energie“ das „dem Kreislaufwirtschaftsgesetz unterliegen“ bei den Stoffen gestrichen werden. Unter dem Punkt Energieerzeugung aus Biomasse sollen die Erzeugnisse, Abfälle und Reststoffe aus der Fischerei und der Aquakultur sowie Abfälle aus Industrie und Haushalten gestrichen werden. Wiederum ergänzt wird der Ausschluss der Verwertung und Verbrennung von Klärschlamm und Abfall.

Unter Maßgabe dieser Änderungen stimmten die Straguther Bürgervertreter den Entwürfen zu. Bauchschmerzen bereitet zwar auch die Nutzung des Geländes durch den Motorsport, was zeitweilig zu erheblicher Lärmbelästigung führt, aber hier will man sich erst einmal mit den vom Landkreis genehmigten Zeiten auseinandersetzen und in der nächsten Saison auf Kontrollen dringen.

Trotz aller Vorsicht und Sorgfalt, die die Straguther jetzt bei den Plänen an den Tag legten, wollen sie einen nächsten Schritt gehen und eine Bürgerinitiative gründen. Umliegende Ortschaften haben bereits ihre Unterstützung zugesagt. Am 10. Dezember um 19 Uhr soll die Gründung in der Straguther Dorfchronik erfolgen und das weitere Vorgehen besprochen werden.

Es geht darum, Erkenntnisse zu sammeln, über Auswirkungen einer Verbrennungsanlage aufzuklären, sich einen Standpunkt zu bilden. Edgar Grund verweist auf die Aussage des Zerbster Bürgermeisters, dass das Thema Klärschlamm nur gegenwärtig aus der Planung raus sei, um diese nicht weiter zu verzögern. „Die Wirtschaft darf nicht über das Schutzgut Gesundheit gestellt werden“, appellierte Grund.