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9. Weltkongress der angewandten Genetik der Tierzucht: Teilnehmer informieren sich in Pakendorf Forscher aus Australien und Norwegen besuchen Schäfer

Von Pia Karge 07.08.2010, 05:39

Internationalen Besuch hatte vorgestern Abend der Schäfer Rainer Frischbier aus Pakendorf. Forscher aus Australien, Norwegen und Deutschland wollten sich im Rahmen des 9. Weltkongress der angewandten Genetik in der Tierzucht in Leipzig in der Praxis informieren.

Pakendorf. Von Perth auf dem fünften Kontinent nach Pakendorf. Der australische Zuchtforscher Joahn Greef, in dieser Woche beim 9. Weltkongress der angewandten Genetik in der Tierzucht in Leipzig zu Gast, hatte seine Gastgeber gebeten, ihn in Praxisbetriebe zu bringen. Unter 130 Schaffarmen in Sachsen-Anhalt wählte der Vorsitzende des Landesschafzuchtverbandes Sachsen-Anhalt, Dr. Hans-Jörg Rösler, den Betrieb von Rainer Frischbier in Wörlitz aus.

Mit Greef kamen auch der beim norwegischen Schafzuchtverband arbeitende Thor Blichfeldt sowie Prof. Dr. Dr. Matthias Gauly, Lehrstuhlinhaber der Abteilung Produktionssysteme der Nutztiere in Göttingen, mit nach Pakendorf.

Neugierig kamen die Fachleute aus der Wissenschaftsbranche mit dem Pakendorfer ins Gespräch. Gauly übernahm die Rolle des Übersetzers. Seinen Betrieb hatte Frischbier im Jahr 2007 eröffnet. Dafür kaufte er das ein Hektar große Stallungsgelände, das zu DDR- Zeiten zur Schafzucht, nach der Wende aber als Schweinefarm, diente. "Um die Frischluft im Stall zu steigern, haben wir die Tore zu Windschutznetzen umfunktioniert und Lüftungen gebaut", erklärte Frischbier. Auch Selbsttränken mit Heizungen gehören zu den Erneuerungen.

Frischbier ist in Besitz von 850 Mutterschafen, die sich Merino Landschafe nennen. Da der Absatzmarkt für Wolle in Deutschland sehr schlecht ist, konzentriert er sich auf den Verkauf von Schafen. Ein Schaf produziert drei Kilo Wolle. Pro Kilo bekommt er 50 Cent. "Aber dem Schafscherer müsste ich schon 1,60 Euro pro Schaf bezahlen. Da kommt leider nichts bei raus", so der Bauer.

Der Zuchtforscher aus Australien interessierte sich auch dafür, woher die Schafe kommen und nach welchen Kriterien er sie aussuche. Frischbier berichtete, dass er sie auf Auktionen kaufe. Sein Zuchtziel sind Schafe mit ein unbewolltem und ausdrucksstarkem Kopf und langen Ohren.

Die Kongressteilnehmer bewunderten Frischbiers neuen Hänger, der das Heu und Stroh statt mit Gurten mit einer hydraulischen Ladungssicherung transportiert.

Weiterhin waren die Gesprächsthemen das "ribeye scanning" und ein Ultraschallverfahren. Mit Beidem wird die Bemuskelung der Schafe überprüft, ohne sie zu schlachten.

Nach der Stallbesichtigung ging die Tour weiter nach Jütrichau und Lindau. Dort weiden jeweils Jungschafe und eine Mutterherde. Insgesamt hat Frischbier etwa 400 Hektar Weideland für seine Tiere.

Der 9. Weltkongress fand vom 1. bis 6. August mit 1382 Teilnehmern aus 61 Ländern in Leipzig statt. Der 10. Weltkongress wird 2014 im kanadischen Vancouver veranstaltet.